Dachauer Gründerzentrum:Das erste Start up, das nach Dachau umzieht

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Sebastian Hunold, Managing Director des künftigen Dachauer Start Up Unternehmens e-Revolt, das einen Umrüstungs-Satz entwickelt, mit dem man Benzin- zu Elektro-Autos machen kann. (Foto: Moser Werner/e-Revolt)

Der Trägerverein des im Entstehen befindlichen Gründerzentrums präsentiert e-Revolt als ersten Mieter. Die Drei-Mann-Firma stellt einen Bausatz zur Umrüstung von Benzin- auf E-Autos her.

Von Alexandra Vettori, Dachau

Das erste Start Up-Unternehmen, das seinen Sitz von München in das gerade entstehende Dachauer Gründerzentrum verlegen wird, steht fest: e-Revolt, eine 2021 gegründete Drei-Mann-Firma, die an einem Bausatz arbeitet, mit dem herkömmliche Benzinautos in der Werkstatt zu Elektro-Autos umgerüstet werden können. Einer der drei Inhaber kommt aus Dachau, hörte vom neuen Gründerzentrum, und bald darauf sicherte sich das Unternehmen dort zwei Büros. Kein Wunder also, dass das Team vom Gründerzentrum-Trägerverein Gründwerk gut gelaunt ist, als es zum Gespräch in den Baucontainer vor dem Neubau am Wettersteinring einlädt.

Ein Gründerzentrum, erklärt Max Kaiser, einer der drei Initiatoren des Projekts und Vorsitzender des Trägervereins, sei ja viel mehr als ein Gebäude mit vergünstigten Büromieten für Neugründer. "Das ist das Minimum. Aber das ist nicht der Erfolgsfaktor, das ist der Austausch, das Netzwerk". Kaiser fügt an: "Wir wollen die klugen Köpfe aus dem Dachauer Land zusammen bringen und sagen, das ist eure Bühne, kommt und trefft euch." Deshalb veranstaltet der Verein Gründwerk schon jetzt einen monatlichen Gründerstammtisch, Fachvorträge, Workshops oder, wie jüngst, eine Podiumsdiskussion zum Thema nachhaltige Betriebe. Die Resonanz kann sich sehen lassen, regelmäßig kommen um die 40 Leute.

"Das Konzept muss sich tragen"

Die etablierte Dachauer Geschäftswelt habe das Vorhaben sehr gut aufgenommen, vom örtlichen Einzelhandel bis hin zu Firmen, die das Gründerzentrum als Mentoren oder sogar als Sponsoren unterstützen, berichtet Unternehmensberater Ulrich Lenz, der zweite Vorsitzende von Gründwerk. Von den ersten Sponsorengeldern ist jetzt auch schon der erste Arbeitsplatz im Gründerzentrum entstanden: Fabian Wilhelm ist der Werkmeister und erster Ansprechpartner im Haus. "Wichtig ist", betont Ulrich Lenz, "das Konzept muss sich tragen, es muss von alleine laufen und nicht nur durch das Engagement der Vereinsmitglieder".

Beim Neubau am Wettersteinring in Dachau schaut bis jetzt alles sehr gut aus. Offiziell in Betrieb gehen soll das Gründerzentrum im April nächsten Jahres, wahrscheinlich, schätzt Max Kaiser, werde man sogar früher fertig, es seien bewusst Puffer im Zeitplan vorgesehen. 1650 Quadratmeter Nutzfläche hat das dreistöckige Gebäude, im Erdgeschoss zieht das Fertigungszentrum für Zahnersatz der Firma X-Werk ein, auf 700 Quadratmeter in den beiden oberen Etagen erstreckt sich das Gründerzentrum, mit Einzelbüros, Großraumbüro und Dachterrasse.

Firmengründer haben viele Fragen

Dass sich X-Werk ein neues Firmendomizil in Dachau bauen ließ, war ein Glücksfall. Max Kaiser erzählt von den Anfängen des Projekts: 2005 habe er seine erste Firma gegründet, dabei seinen damals viele Fragen aufgekommen, "und du weißt nicht, wen du da um Rat fragen kannst". Als er aus dem Geschäft ausstieg, habe er sich deshalb zum Ziel gesetzt, "dass ich meine Lernkurve anderen zuteil werden lasse". 2018 wurde er ehrenamtlicher Mentor im Werk 1, einem Münchner Gründerzentrum. Er sah mit Begeisterung, "welche Sprünge nach vorne die Firmen dort machen, allein durch Hilfe, Kontakte und Mentoren. Diese Geschwindigkeit und Produktivität ist sehr beeindruckend gewesen".

Und als Max Kaiser dann wieder in Dachau war und hier nach ähnlichen Angeboten suchte, fand er ein großes Nichts. So tat er sich mit den Dachauer Unternehmern Michael Piller und Oliver Hill zusammen. Oliver Hill aber ist Geschäftsführer des Dentalersatzherstellers X-Werk, und da schließt sich der Kreis. Denn Hill war gerade auf Grundstückssuche für seinen neuen Firmensitz, und als das gefunden und der Bau geplant war, entstand die Idee, hier auch das Gründerzentrum unterzubringen. Bei den ersten Gesprächen auf kommunaler Ebene, bei Stadt und Landkreis Dachau, schlug ihnen noch wenig Begeisterung entgegen, inzwischen aber gibt es von beiden Instanzen eine jährliche Finanzspritze von je 50 000 Euro, und das fünf Jahre lang. "Mittlerweile", betont Lenz, "ist die Unterstützung auf einem Level, das hätten wir uns nie vorgestellt".

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