Dachau:Gnadenfrist fürs "Café Gramsci"

Dachaus Stadträte kritisieren das Bauamt. Dort hatte man schlichtweg vergessen, den Erhalt des Cafés Gramsci in der Studie zur Klosterschulturnhalle prüfen zu lassen.

Walter Gierlich

Das "Café Gramsci" war weder in der Beschlussvorlage noch in der Machbarkeitsstudie des Dachauer Architekturbüros Stepperarchitekten zum Bau einer Turnhalle für die Klosterschule an der Burgfriedenstraße erwähnt. Das löste im Bauausschuss heftige Kritik aus. Grund dafür war, wie Bauamtsleiter Michael Simon kleinlaut einräumen musste, eine eigenmächtige interne Entscheidung innerhalb der Stadtverwaltung: Laut Beschluss des Bauausschusses vom vergangenen Jahr sollte in der Studie geprüft werden, ob das Café erhalten werden könne. Doch an den Architekten Horst Stepper wurde das bei der Auftragserteilung nie weitergegeben.

Dachau: Der alte Metzgerhof mit dem Café Gramsci (links) von der Spitalgasse aus: Jetzt wird geprüft, ob das Lokal erhalten bleiben kann, wenn auf dem Areal eine Turnhalle und Erweiterungen für die Klosterschule gebaut werden.

Der alte Metzgerhof mit dem Café Gramsci (links) von der Spitalgasse aus: Jetzt wird geprüft, ob das Lokal erhalten bleiben kann, wenn auf dem Areal eine Turnhalle und Erweiterungen für die Klosterschule gebaut werden.

(Foto: © joergensen.com)

Kritik an der Stadtverwaltung hatte es zuvor schon gegeben. Gleich zu Beginn der Bauausschuss-Sitzung am Montag, bei der sowohl Gramsci-Wirt Christian Salvermoser als auch das Kollegium der Klosterschule als Zuhörer anwesend waren, mokierte sich SPD-Stadtrat Günter Heinritz über die Vielzahl von Tischvorlagen zu den zehn Tagesordnungspunkten der Sitzung, die eine Vorbereitung unmöglich machten. Für die Klage habe er volles Verständnis, sagte Simon, doch sei die Eile dem Termindruck für den Bau von Kindertagesstätten geschuldet.

Doch gleich beim ersten Punkt, der Vorstellung der Studie zu der dringend benötigten Turnhalle der Klosterschule, gab es Ärger, der nichts mit Eilbedürftigkeit zu tun hatte. Horst Stepper stellte insgesamt vier Alternativen mit Varianten für die geplante Turnhalle vor, die Erweiterung der Schule um zwei Klassenzimmer, einen Hort sowie Autostellplätze. Drei Alternativen kamen nach seiner Ansicht aus städtebaulichen Gründen nicht in Frage. Zur Überraschung der Ausschussmitglieder hatte er aber auch geprüft, ob auf dem Areal das Bürgerbüro untergebracht werden könne. Davon sei im Bauausschuss nie die Rede gewesen, kritisierte etwa Peter Denk (ÜB). Denk war es auch, der als erster monierte, dass vom Café Gramsci keine Rede sei. Eine Prüfung, ob sich das Lokal in die Neubauplanungen integrieren lasse, sei aber doch Teil des Ausschuss-Beschlusses im Vorjahr gewesen, sagte er.

Es ist offenbar nicht einmal angedacht worden, das Café Gramsci zu erhalten", schimpfte Grünen-Stadtrat Helmut Esch, "es wird kein Wort darüber in dieser Vorlage verloren." Das Café belebe die Altstadt, es sei ein Kulturzentrum, das ohne Zuschüsse auskomme und ein Zuschauermagnet sei, sagte Esch. Ins selbe Horn stieß Kai Kühnel (Bündnis für Dachau): Das Grundstück des sogenannten Metzgerhofs, auf dem das Gramsci liegt, sei "der falsche Platz für eine Turnhalle. Es gibt Alternativen, die muss man nur untersuchen." Leises Bedauern, dass das Café unter den Tisch gefallen sei, äußerte auch CSU-Stadtrat Erwin Zehrer, doch hielt er den Kritikern vor: "Was ist für Sie wichtiger - Schule oder Gramsci?" Er meinte zudem, dass in einem Neubau das Flair des Lokals verloren ginge. Auch Architekt Stepper sprach von einer "Oase, die man nicht künstlich erschaffen kann". Esch betonte, dass der von Zehrer konstruierte Gegensatz nicht bestehe. Auch die Grünen seien von der Notwendigkeit der Turnhalle überzeugt. Er forderte eine neue Studie, in der auch Möglichkeiten geprüft werden, das Gramsci zu erhalten - egal, ob im jetzigen Gebäude oder in einem Neubau. Am Ende wurde beschlossen, auf der Basis zweier Varianten unter Berücksichtigung des Cafés weiterzuplanen.

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