Dachau:Geschichte, Daten, Fakten

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Dachau ist weltweit bekannt als Standort eines der ersten nationalsozialistischen Konzentrationslager. Doch die Stadt blickt auf eine 1200-jährige Geschichte zurück. Einst lebten hier Wittelsbacher und Landschaftsmaler. Heute versteht Dachau sich als Lern- und Erinnerungsort mit vielen kulturellen Angeboten.

Melanie Staudinger

Dachau ist mit gut 43.000 Einwohnern zwar viel kleiner, dafür aber wesentlich älter als München. Erstmals wird der Ort im Jahr 805 erwähnt. Die Edle Erchana aus dem Grafengeschlecht der Aribonen schenkte damals ihren Grundbesitz in "Dahauua" - einen Flecken Erde zwischen einem Sumpfgebiet und einem bewaldetem Hügelland dem Erzbistum Freising. Um das Jahr 1100 entstand die erste Burg in Dachau, 1182 gingen Grafschaft und Burg an die Wittelsbacher über.

Das heutige Schloss Dachau geht auf eine frühmittelalterliche Burg der Grafen von Dachau zurück. (Foto: Toni Heigl)

Bereits 1270 wurde der Ort zum Markt erhoben. Dachau profitierte nicht nur von seiner Lage an der Straße zwischen München und Augsburg, die dem Markt einen regen Handel bescherte. Im Dreißigjährigen Krieg etwa belagerten und plünderten die Schweden Dachau. Ende des 14. Jahrhunderts wurde die zerstörte Burg durch ein vierflügeliges Renaissance-Schloss ersetzt, im 18. Jahrhundert ließ Kurfürst Max Emanuel den Saaltrakt im barocken Stil umgestalten.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts steht nur noch der Südwestflügel. Die berühmte Holz-Kassettendecke blieb erhalten. Im 19. Jahrhundert entdeckten die Maler Dachau - die Naturmotive in der Moor- und Sumpflandschaft reizten sie. Unter ihnen waren Carl Spitzweg, Max Liebermann und Lovis Corinth. Auch der Dichter Ludwig Thoma lebte in Dachau.

Mit dem ersten Weltkrieg aber verarmte der Markt. 1933 errichteten die Nationalsozialisten ihr erstes Konzentrationslager in Dachau. Die einst angesehene Künstlerstadt wird zum Synonym des NS-Terrors. Von den mehr als 200.000 Häftlingen wurden 41.500 ermordet.

1965 wurde die KZ-Gedenkstätte eröffnet, die jährlich von etwa 700.000 Menschen besucht wird. Die Stadt brauchte Jahrzehnte, um sie diesem Teil ihrer Vergangenheit zu stellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Flüchtlinge am Ostrand der Stadt ein neues Zuhause - der Stadtteil Dachau-Ost entstand. Mehr als 100 Jahre prägte die Papierfabrik im Herzen der Stadt das Wirtschaftsleben. 2006 wurde sie geschlossen. Seitdem steht das 17 Hektar große Areal leer. Es soll verkauft und zu einem neuen Quartier entwickelt werden, das Wohnen, Arbeiten, Kultur und Freizeit vereinen soll.

Dachau versteht sich heute als Lern- und Erinnerungsort. Auch Kunst und Kultur spielen eine große Rolle. In der Innenstadt gibt es einige kleinere Bars und Cafés, in denen Konzerte und Kleinkunst stattfinden. Die Galerien zeigen nicht nur Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, auch zeitgenössische Künstler finden ihren Platz. Dachau ist ein Zuzugsgebiet - gerade junge Familien schätzen das ruhige Wohnen in der Metropolregion München. Die Nähe zur Amper und viele kleine Plätze und Parks bieten Erholung.

Daten und Fakten

Fläche: Die Stadt Dachau misst knapp 35 Quadratkilometer. Die Stadt ist grün: Allein in den städtischen Wäldern, an Straßen und öffentlichen Parkanlagen gibt es geschätzt gut 85 000 Bäume.

Bevölkerung: 42.954 Menschen leben in Dachau. Damit ist Dachau nach Freising die zweitgrößte Stadt im Münchner Umland. Der Ausländeranteil liegt bei 18 Prozent und damit unter dem Münchner Schnitt von 23 Prozent.

Verkehrsanbindung: Dachau liegt an den Autobahnen A 8 von München nach Stuttgart und A 9 von München nach Nürnberg. Mit der S-Bahn-Linie 2 Richtung Petershausen oder der Regionalbahn Richtung Ingolstadt ist die Stadt von München aus zu erreichen. Die Linie A fährt von Dachau aus nach Altomünster ins Hinterland. In Dachau selbst verkehren öffentliche Busse.

Kultur und Bildung: In Dachau gibt es zwei größere Museen. Die Gemäldegalerie zeigt Landschafts- und Genrebilder des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Im Bezirksmuseum ist die Kulturgeschichte von Stadt und Landkreis Dachau dokumentiert. Zudem gibt es einige kleinere Kunstgalerien, die zeitgenössische Werke präsentieren. Die Stadt unterhält eine zentrale Bücherei mit zwei Zweigstellen in den Stadtteilen Süd und Ost. Im Gewerbegebiet Dachau-Ost befindet sich ein Kino. Um die Erwachsenenbildung kümmert sich die örtliche Volkshochschule. Dachau bietet vier Grundschulen, drei Hauptschulen, eine Realschule, zwei Gymnasien, eine Berufsschule, die private Montessori-Schule und eine Förderschule.

Kinderbetreuung: In 21 Kindergärten werden 1.343 Kinder betreut. Zudem gibt es vier Krippen für 66 Kinder und elf Horte mit 486 Plätzen. Dennoch reicht das Angebot auch mit dem Tagesmütterprojekt im Sonnenwinkel nicht aus. Für Krippen und Horte gibt es Wartelisten - die Stadt plant und baut aber bereits weitere Betreuungseinrichtungen.

(Stand: 31. Dezember 2010, mit freundlicher Unterstützung der Stadt Dachau)

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