Tagestourismus Dachau:Gefragtes Ausflugsziel

Hauptanziehungspunkt ist die KZ-Gedenkstätte. Doch Dachau und der Landkreis sind auch sonst bei Tagestouristen beliebt. Aber die Übernachtungszahlen in Hotels, Pensionen und Gasthöfen sind rückläufig.

Von Helmut Zeller, Dachau

Nach wie vor floriert der Tagestourismus in der Stadt Dachau. Jährlich kommen ungefähr 1,2 Millionen Ausflügler (ohne die rund 800 000 Besucher der KZ-Gedenkstätte) in die Stadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten. Aber das allein stellt den Hotel- und Gaststättenverband im Landkreis nicht wirklich zufrieden. Denn mit den Übernachtungsgästen klappt es noch nicht wirklich gut. Immerhin: Nach den mageren Monaten von Januar bis Juli 2014 hat der Fremdenverkehr im November im Vergleich zum Vorjahresmonat leicht zugenommen. Aber aufs ganze Jahr gerechnet sieht die Bilanz anders aus. Die Zahl der Gästeankünfte (121 649) ist um 2,4 Prozent gesunken und die der Übernachtungen (267 214) im Landkreis um 2,5 Prozent.

Als dramatisch sieht Michael Groß aus Bergkirchen, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Landkreis, diese Entwicklung nicht an. Landesweit erlebe seine Branche ja einen Aufschwung. "Bayerns Fremdenverkehr erwartet ein neues Spitzenjahr", teilt gar das Landesamt für Statistik mit. 79,7 Millionen Übernachtungen und 30,3 Millionen Gästeankünfte errechneten die Statistiker landesweit. "Damit gehört Bayern zu den führenden Ganzjahres-Destinationen in Europa und ist das Tourismusland Nummer eins in Deutschland", jubelt Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU).

In den Jubel aber können die 57 Dachauer Beherbergungsbetriebe, darunter 13 in der Stadt, nicht einstimmen. Eine Entwicklung macht der Branche nämlich große Sorgen: "In München wird ein Hotel nach dem anderen gebaut", sagt Verbandssprecher Groß. Vor allem die Ketten würden ohne Ende in den Markt schieben und nähmen dadurch den Unternehmen im Landkreis Kunden weg. Wochenendtouristen buchen, wie Groß erklärt, natürlich in München und nicht in der Umgebung. Dagegen lässt sich nicht viel ausrichten. "Wir versuchen, dass unsere Gäste sich wohlfühlen und wollen die Stammkunden halten", sagt der Wirt.

Kommunalpolitiker und der Regionalentwicklungsverein Dachau Agil fördern den Tourismus. Seit 2012 erstellt der Verein ein Naherholungskonzept. Projektleiterin Christine Unzeitig, CSU-Stadträtin in Dachau, will die Attraktivität des Landkreises durch Themenschwerpunkte und Angebote erhöhen - Museen, Wander- und Radwege, Themenwege wie den Oxenweg, Ausstellungen, Kirchen, Klöster, Kapellen, Schlösser und was das Dachauer Land sonst noch alles zu bieten hat. 2013 bezog der Verein das ehemalige Zollhäuschen am Karlsberg als Anlaufstelle für die Besucher.

Die Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro der Stadt läuft beiden Seiten zufolge inzwischen sehr gut. Die Partner wirken in der Öffentlichkeitsarbeit zusammen und sind gemeinsam auf Freizeit- und Tourismusmessen in München vertreten. Am häufigsten kommen, wie Unzeitig feststellt, Tagesausflügler nach Dachau. Seit 2014 nehme auch die Zahl der Familien mit Kindern zu.

Auf den Ausbau des Tagestourismus konzentriert sich denn auch die Stadt Dachau. In ihrem Auftrag erstellte die Katholische Universität Eichstätt 2012 eine Studie. Demnach ist die Altstadt das Ziel vieler Tagestouristen - und darin liegt noch mehr Potenzial, wie Kulturamtsleiter Tobias Schneider meint. Die Untersuchungsergebnisse bestätigen das: Von den an sechs Tagen befragten Passanten in der Dachauer Innenstadt waren 27,7 Prozent Tagestouristen, Besucher von Museen, Ausstellungen, des Schlosses, von Kultur- und Sportveranstaltungen. Die Mehrzahl stammt aus der Region um München. Damit hat Dachau vergleichbare Städte in der Region hinter sich gelassen. Deren Anteil an Tagestouristen liegt durchschnittlich bei nur 15 Prozent. Dachau hat hochgerechnet 1,2 Millionen Tagesbesucher im Jahr.

Die Zahlen des statistischen Landesamtes basieren auf den Meldungen der Hotels und Pensionen. Für die Stadt wurden 2014 insgesamt 42 190 Gästeankünfte errechnet. Darunter ein hoher Anteil an ausländischen Gästen, 8905. Die Statistiker zählten 83 078 Übernachtungen - das entspricht einem minimalen Rückgang von 0,3 Prozent. Das sei, so Schneider, nur eine marginale Schwankung. Eine andere Zahl ist jedoch interessant: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste in der Stadt ist gestiegen: Dachau entwickelt sich mehr und mehr zu einer Zwei-Tage-Destination, wie Schneider sagt.

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