Dachau:Gedenkfeier für die KZ-Häftlinge aus Wien

Es waren die ersten Gefangenen eines besetzten Staats, die das NS-Regime in ein Konzentrationslager verschleppte: Vor 80 Jahren, am 2. April 1938, kam der erste Transport aus Wien mit 150 Österreichern in Dachau an - 7800 weitere Österreicher sollten allein im Jahr 1938 folgen. Mit einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag, 8. April, erinnert die Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau um elf Uhr an diesen Jahrestag. Im Anschluss folgt eine jüdischen Gedenkgebet am jüdischen Mahnmal. Laut Pressemitteilung nehmen der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern sowie der Bischof der Evangelischen Kirche Österreichs, Michael Bünker, an der Feier teil. Nach dem Gottesdienst zieht die Gemeinde zur Jüdischen Gedenkstätte, wo der Kantor der Liberalen Jüdischen Gemeinde München ein Gedenkgebet singt. Unter den zahlreichen Ehrengästen sind Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Ernst Grube, Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau, sowie aus der Gruppe der Angehörigen Prinzessin Theresa von Bayern - zwei Verwandte ihres Hauses Habsburg-Lothringen waren bereits am 30. März 1938 im KZ Dachau inhaftiert worden. Aus den Familien von Dachau-Häftlingen hat auch Anna Dietze zugesagt, Tochter des Dachauer Künstlers Alfred Ullrich, der aus einer österreichischen Sinti-Familie stammt.

Die systematischen Verhaftungen begannen bereits drei Wochen nach dem "Anschluss" Österreichs am 11. März 1938 an Nazi-Deutschland. Zu den Verfolgten gehörten Juden, Sinti und Roma, Sozialdemokraten und Kommunisten sowie Vertreter der Einheitspartei "Vaterländischen Front" (VF) - sie machten den Großteil der ersten österreichischen Dachau-Häftlinge aus. Zum sogenannten Prominenten-Transport am 2. April gehörte neben anderen der VF-Landesführer und spätere österreichische Bundeskanzler Alfons Gorbach, Robert Danneberg als Führungsmitglied der Arbeiterpartei (1942 in Auschwitz ermordet), Gewerkschaftspräsident Johann Staud und der Schriftsteller Rudolf Kalmar. An sie und weitere NS-Opfer erinnert die Ausstellung "Österreicher im Widerstand gegen Hitler", die im Anschluss an den Gedenkgottesdienst in der Versöhnungskirche zu sehen ist.

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