Süddeutsche Zeitung

Vorbildlicher Umweltschutz:Diese Dachauer Gärten sind ein Paradies für Insekten

Lesezeit: 2 min

Beim Wettbewerb für den schönsten Garten in Dachau würdigt die Jury nicht in erster Linie die Farbenpracht, sondern die Artenvielfalt auf kleinem Raum.

Von Julia Putzger, Dachau

Beim Spazieren durch Dachau fällt derzeit vor allem das bunte Herbstlaub auf, das in allen erdenklichen Farbabstufungen von hellgelb bis dunkelrot durch die Luft wirbelt. Botanische Highlights gibt es jedoch nicht nur im Herbst zu entdecken. Die Jury des jährlich in Dachau stattfindenden Wettbewerbs "Blumen- und Gartenschätze" hat sich in diesem Sommer wieder auf die Suche nach dem schönsten Garten der Stadt gemacht. Dabei spielte die Farbpracht heuer aber nur eine untergeordnete Rolle.

Unter dem Motto "Artenvielfalt auf kleinem Raum - Der insektenfreundliche Garten" stand vielmehr der Nutzen im Sinne des Artenschutzes im Vordergrund. Die Sieger des Wettbewerbs wurden nun am vergangenen Donnerstag ausgezeichnet. Das diesjährige Thema sei ein "hochaktuelles", stellte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) zum Auftakt der Veranstaltung fest. Die Preisträger würden mit ihren Gärten dazu beitragen, dass der Artenschutz - wie im Volksbegehren "Rettet die Bienen!" gefordert - umgesetzt werde. "Ihre Gärten zählen zu den insektenfreundlichsten in ganz Dachau, sie sind wahre Paradiese für die kleinen Tierchen", so Hartmann bei der Preisverleihung.

Der insektenfreundlichste Garten

Der Jury - bestehend aus Stadträtin und Umweltreferentin Sabine Geißler, Stadtrat und Tourismusreferent Wolfgang Moll, dem Dachauer Landschaftsarchitekten Hartmut Lichti, der Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins Dachau Waltraud Anders, Siegfried Lex vom Landratsamt sowie dem Sachgebietsleiter von Stadtgrün und Umwelt, Stefan Tischer - sei die Entscheidung über den Sieger nicht schwergefallen. Zusätzlich wurden die Plätze zwei bis fünf vergeben.

Der insektenfreundlichste Garten in Dachau ist unweit der Amper in der Christian-Hergl-Straße zu finden. "Hier stimmt einfach alles", stellte Geißler fest: Der Garten der Familie Kottmeir biete Insekten durch seine abgestimmte Pflanzenauswahl das ganze Jahr über zahlreiche Blütenangebote. Es gebe fast keine Rasenflächen, da das gesamte Areal mit Gehölzen, Stauden und einjährigen Gewächsen bepflanzt sei. Ein Teich schaffe zusätzlichen Lebensraum und gebe Tieren die Möglichkeit, zu trinken. "Blickfang sind die exotischen Gehölze wie Immergrüne Magnolie, Bananenstaude, Hanfpalme und dunkellaubiger Judasbaum. Sowohl am Zaunrand als auch im Garten selbst finden sich ausgesäte Einjährige, Zweijährige und Stauden wie beispielsweise Nachtkerze, Stockrose, Johanniskraut, Akelei und Storchschnabel", beschrieb Geißler den Gewinnergarten weiter.

Karin Kottmeir nahm den Preis voller Rührung an. Denn - ohne dass die Jury davon gewusst hatte - verbirgt sich hinter dem Garten eine tragische Geschichte. Diesen hatte nämlich Kottmeirs verstorbener Mann mit viel Herzblut angelegt und liebevoll gepflegt. Sein Todestag hatte sich am Vortag der Preisverleihung zum ersten Mal gejährt. Die Ehre gebühre deshalb allein ihrem Gatten, betonte Kottmeir.

Die vier weiteren Gärten, die in diesem Jahr ausgezeichnet wurden, konnten sich aber ebenso sehen lassen: Platz zwei ging an Heidi Bichler und Jürgen Wolf mit deren naturnahen Garten am Föhrenweg, über Platz drei freute sich Detlev Ebert aus der Flurstraße, dessen Garten als besonders vielfältig gelobt wurde. Magdalene Elters Garten überzeugte die Jury mit seiner "Unbekümmertheit und künstlerischen Arrangements", wie Geißler ausführte und errang somit den vierten Platz. Den fünften Platz belegte Petra Thiele mit ihrem Hausgarten am Müller-Dachau-Weg.

Noch im Vorjahr hatte Hartmann bei der Preisverleihung von sich selbst gesagt, dass er kein Gartenprofi sei. Heuer brillierte er mit seinen Kenntnissen über naturnahe Gärten. Die Frage, woher er das alles wisse, nahm er sogleich vorweg: Ihm sei das Thema nicht fremd, da auch die Stadt sich in letzter Zeit intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Man achte etwa bei der Bepflanzung von Verkehrsinseln auf ein ausgewogenes Futterangebot für Insekten und verzichte auf jegliche Pestizide.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4650459
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 22.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.