Süddeutsche Zeitung

Zukunftsängste:"Jede Krise kann gemeistert werden"

Christine Rall ist Expertin für emotionale Intelligenz. Im Interview erklärt sie, wie Menschen, die durch Krisen wie Pandemie oder Krieg verunsichert sind, die Angst vor der Zukunft genommen werden kann.

Interview von Sofia Woditschka, Dachau

Christine Rall aus Emmering im Landkreis Fürstenfeldbruck ist Expertin für Leadership, emotionale Intelligenz und Achtsamkeit. Seit mehr als 30 Jahren coacht die frühere Gymnasiallehrerin Führungskräfte und CEOs. Vor Kurzem trat sie mit zwei anderen Rednerinnen, Felicitias Binninger und Barbara Kopp, bei einem Event in der Kulturschranne in Dachau auf. Es war die erste Station ihrer Vortragsreihe mit dem Titel "Mindest-Macht-Zukunft". Die drei Frauen wollen damit zeigen, wie Selbstführung, Wertschätzung und ein positives Mindset Menschen krisenstabil machen können. Im Interview erklärt Christine Rall die Hintergründe der Vortragsreihe und wie man Menschen, die durch Krisen wie die Pandemie und den Krieg in der Ukraine verunsichert sind, ihre Zukunftsängste nehmen kann.

SZ: Frau Rall, worum geht es in der Vortragsreihe "Mindset-Macht-Zukunft"?

Christine Rall: Es geht darum, Menschen fitter für die Zukunft zu machen und ihnen wertvolle und praktisch umsetzbare Tipps zu geben. Wir treten zu dritt auf und jede von uns hält einen eigenen Vortrag, die aufeinander aufbauen. Der Name "Mindset-Macht-Zukunft" beschreibt den Inhalt der drei Keynotes, die während des Events gehalten wurden und was ich und meine Kolleginnen mit diesen vermitteln wollen.

Bei "Mindset" dreht es sich ganz stark um die eigene Grundeinstellung. Man muss sich fragen, ist diese eher negativ oder positiv. Hier geht es auch bewusst um Neurowissenschaften und Psychologie, da mittlerweile bewiesen ist, dass wir unser Denken verändern können, dass wir die Macht haben, unsere Grundeinstellung zu unserem Leben zu verändern. Und hier kommt "Macht" ins Spiel. Das steht hier für die Möglichkeit der Menschen, in ihrer eigenen Macht zu stehen, es bedeutet ausgeglichen zu sein und in sich zu ruhen. Nur dann ist es möglich anderen zu helfen, für sie da zu sein und sie zu unterstützen. Und letztendlich helfen "Mindset" und "Macht" in der Gegenwart dabei, in die Zukunft zu schauen und dieser ohne Angst und einem Gefühl der Ohnmacht entgegenzutreten. Wenn wir also sagen, dass wir unsere Hörerinnen und Hörer "fit für die Zukunft" machen, dann meinen wir damit vor allem, sich eine psychische Resilienz zu erarbeiten.

Wie sind Sie dazu gekommen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?

Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen die Zukunft als ungewiss und unsicher wahrnehmen, und das macht Angst. Das haben wir ganz stark gesehen durch die Pandemie, aber auch den Krieg in der Ukraine, die Inflation, den Klimawandel. Meine Kolleginnen und ich wollen Mut machen für die Zukunft und dass mit Engagement und Zusammenhalt jede Krise gemeistert werden kann. Ebenso wie ich sind Felicitas Binninger und Barbara Kopp erfahrene Unternehmensberaterinnen und Coaches für Führungsthemen. Ich gebe seit dreißig Jahren Coachings und internationale Workshops für Manager und Führungskräfte.

Ein positives Mindset ist eine der wichtigsten Führungsqualitäten für mich, was ich auch an meine Kunden weitergeben möchte. Für mich fängt Führung immer mit der Selbstführung an. Felicitas Binninger hat viele Jahre als Studienrichtungsmanagerin im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule in Worms gearbeitet und beschäftigt sich viel mit Zukunftsforschung. In diesem Feld kristallisiert sich heraus, dass Flexibilität und mentale Stärke die wichtigsten Eigenschaften sind, um sich selbst gut auf die Zukunft vorzubereiten. Barbara Kopp steht in unserer Vortragsreihe für den Themenbereich "Menschlichkeit rechnet sich", besonders in den Führungsetagen von Unternehmen. Sie ist Mathematikerin, hat lange bei Mercedes gearbeitet und hat, wie auch ich, leider erlebt, dass manche Führungskräfte oft noch nach dem alten Schlag agieren und Karriere gemacht haben, entweder durch Ellenbogeneinsatz oder weil es der nächste Schritt in der beruflichen Laufbahn war. Leider fragen sie sich dann aber sehr oft nicht, ob sie überhaupt Menschen führen wollen.

An wen wenden Sie sich mit Ihren Vorträgen?

Auf der einen Seite werden wir mit unseren Vorträgen eigentlich gezielt von Unternehmen gebucht und gehen dort ins Management und in die Führungsetagen, das ist unser beruflicher Hintergrund. Auf der anderen Seite haben wir jetzt die offenen Vorträge, wie jetzt das Event in der Kulturschranne, die von allen besucht werden können. Diese veranstalten wir zum Teil ehrenamtlich oder kostenfrei für lokale Projekte. Wir wenden uns hier wirklich an jeden, der sich für dieses Thema interessiert, Berufstätige, Studenten, Schüler, Zuhörer jeden Alters, die sich für das Thema interessieren. Mir persönlich ist es dabei besonders wichtig, Jugendliche zu erreichen, denn sie sind die Hoffnung für unser aller Zukunft. Ihnen möchte ich Zukunftsängste nehmen und helfen, positiv nach vorne zu blicken.

Weitere Termine für die Vortragsreihe "Mindest-Macht-Zukunft" sind in Planung, stehen aber noch nicht fest.

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