Familienbad Dachau bleibt vorerst zu:Auf dem Trockenen

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Bayerns Freibäder sollen ab nächster Woche wieder öffnen. Nicht so in Dachau. Wegen laufender Bauarbeiten ist unklar, ob das Familienbad überhaupt noch in diesem Sommer aufmacht. Das erzeugt Unmut in der Bevölkerung.

Von Thomas Balbierer, Dachau

Die bayerische Staatsregierung beschloss vor Kurzem, dass Bäder ab Montag, 8. Juni, ihren Betrieb wieder aufnehmen können. Gerade rechtzeitig zum Sommeranfang sollen die Bayern also wieder ihre Bahnen ziehen und sich in den Schwimmbecken Abkühlung verschaffen können. In der Landeshauptstadt München, aber auch in vielen anderen Kommunen laufen die Vorbereitungen seitdem auf Hochtouren. Andernorts steht die Freibad-Saison auf der Kippe. Auch in Dachau, wo längst nicht klar ist, ob das Familienbad überhaupt in diesem Sommer aufmachen wird.

Wegen laufender Bauarbeiten sei der Start im Juni ausgeschlossen, teilten die Stadtwerke Dachau mit. Auf Anfrage erklärt das städtische Unternehmen schriftlich: "Ob und wann eine Eröffnung möglich ist, hängt vom Abschluss der Bauarbeiten, einer Beschlussfassung des Werkausschusses sowie den Erfordernissen des Hygienekonzeptes ab." Für eine persönliche Stellungnahme war Werkleiter Robert Haimerl nicht zu erreichen. Freude über den bevorstehenden Badestart klingt jedoch anders. Die Sanierung des Beckenumlaufs im Schwimmerbecken sowie die Abdichtung einer Bodenplatte im Sprungbecken hätten ursprünglich schon Mitte April abgeschlossen sein sollen. Wegen nachträglich "geänderter Ausführung" und der Corona-Pandemie kam es zu Verzögerungen, teilen die Stadtwerke mit. Eine Nachfrage, um welche Änderungen es sich konkret gehandelt habe, blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Die für 1. Juni geplante Fertigstellung fiel ins Wasser.

In Dachau macht sich bereits Enttäuschung breit, in der mitgliederstarken Facebook-Gruppe "Dachauer Ratsch" wird diskutiert, ob die Beckenarbeiten unbedingt im Sommer stattfinden müssten. Auch Lokalpolitiker äußern ihren Unmut und unken, dass die Sanierung ein Vorwand sei, um gar nicht mehr zu öffnen. ÜB-Stadträtin und Bäder-Referentin Ingrid Sedlbauer befürchtet, das Bad drohe "geschlossen zu bleiben - auch aus wirtschaftlichen Gründen". Werkleitung und Stadtverwaltung sollten "ein Herz für ihre Bürger zeigen und uns nicht an die überfüllten Seen verweisen", so Sedlbauer.

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:Die Bürger verdienen Klarheit

Die Öffnung der Freibäder durch die bayerische Staatsregierung hat Stadt und Stadtwerke kalt erwischt.

Kommentar von Thomas Balbierer

Die CSU macht in einem Antrag Druck, das Freibad am 8. Juni zu öffnen. Die Bauarbeiten seien "bis zu diesem Zeitpunkt abzuschließen, oder falls nötig auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben", fordert die Fraktion. Man wolle den Bürgern das Freizeitangebot vor Ort zurückgeben, wenn schon kein Urlaub im Ausland möglich sei. Fraktionsvorsitzender Florian Schiller sagt, die Zurückhaltung der Stadtwerke habe ihn überrascht. Dass die Sanierungsarbeiten weit in den Sommer reichten, sei nicht klar gewesen. Wie Sedlbauer vermutet auch er finanzielle Gründe hinter dem Abwarten und fürchtet, dass das Bad wegen Unwirtschaftlichkeit in diesem Jahr nicht mehr aufmacht. Doch Geld sollte bei der Rückkehr zum Badebetrieb nicht die Hauptrolle spielen, so Schiller. "Das Freibad ist ein Defizitbetrieb - auch ohne Corona." Die Stadtwerke müssten ihrer Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung nachkommen, begründet er sein Drängen. Notfalls könnten ja nur Teile des Bades öffnen, zum Beispiel das Kinderbecken, findet der CSU-Politiker. Das schließen die Stadtwerke jedoch aus. Die Bauarbeiten könnten nicht verschoben werden, eine Teilöffnung sei "aus Sicherheitsgründen nicht zulässig".

Auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) erteilt Hoffnungen auf eine ungetrübte Badesaison eine Absage: "Einen Betrieb wie in normalen Zeiten wird es nicht geben." Der Besuch des Freibades müsse wegen des Gesundheitsschutzes streng reglementiert werden. Hartmann ist skeptisch, ob Familien große Freude haben, wenn Liegewiesen und Duschen geschlossen und Besuchszeiten beschnitten werden müssten. Eine Maskenpflicht auf allen Freiflächen steht im Raum. Und überhaupt: Noch sei gar nicht klar, welche Auflagen die Bäder eigentlich erfüllen müssten. Der Rathauschef gibt sich angesichts der plötzlichen Lockerung bei Freibädern genervt: Die Staatsregierung kündige eine Öffnung nach der anderen an, lasse die für die Umsetzung der Maßnahmen verantwortlichen Kommunen jedoch im Dunklen stehen. "Wir werden von jeder Lockerung überrascht", klagt Hartmann und kritisiert, dass nach den Auftritten von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) oft klare Vorgaben fehlten. Es sei deshalb zu früh, endgültig über die Öffnung des Freibads zu sprechen - zumal das Vorgehen anders als etwa in München auch mit dem Landratsamt abgestimmt werden muss.

Am 30. Juni findet die nächste Sitzung des Werkausschusses statt, spätestens dann muss eine Entscheidung fallen. Hartmann will nicht ausschließen, dass es 2020 gar keinen Freibadbetrieb mehr geben könnte. Er sagt: "In diesem Jahr sind wohl eher die Seen attraktiv."

© SZ vom 02.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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