Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise und Jugendliche:"Es geht darum, danke zu sagen"

Die Dachauer SPD-Fraktion fordert, dass Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren im August freien Eintritt für das Familienbad bekommen. Die Begründung: Junge Menschen hätten in der Pandemie oft zurückstehen müssen. Stadträtin Anke Drexler erklärt, die Ziele des Antrags.

Von Thomas Altvater, Dachau

Mit einem Antrag will sich die Dachauer SPD-Stadtratsfraktion bei den vielen Dachauer Kindern und Jugendlichen "bedanken", die während der Corona-Pandemie zum Schutz älterer Menschen zurückgestanden sind. Nach dem Wunsch der Fraktion sollen deshalb die Kinder und Jugendlichen bis zu einem Alter von 16 Jahren im August kostenfrei das Dachauer Freibad besuchen können. Im Gespräch erklärt die Fraktionsvorsitzende Anke Drexler die Ziele, aber auch die Finanzierbarkeit ihres Vorschlags.

SZ: Was genau sieht Ihr Antrag vor?

Anke Drexler: Im Moment ist es so, dass der Freibadzugang aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen reglementiert und nur eine gewisse Anzahl an Eintrittstickets verfügbar ist. Und es mehren sich die Berichte, dass Kinder und Jugendliche viel stärker von der Pandemie betroffen sind, als man sich das am Anfang vorstellen konnte. Sie haben Verantwortung gegenüber den älteren Menschen übernommen. Deshalb wollen wir den Kindern und Jugendlichen etwas Kleines zurückgeben. Dieser begrenzte freie Eintritt kommt auch Familien zugute. Und um es für die Stadt wirtschaftlich zu machen, haben wir eine tägliche Obergrenze an kostenfreien Tickets, 300 Stück, vorgesehen. Es geht einfach darum, ein Zeichen zu setzen und den Kindern und Jugendlichen danke zu sagen.

Warum gerade ein kostenfreier Eintritt ins Freibad?

Weil die Freibadzeit, die Zeit des Sommers vor uns liegt. Diese Freizeitaktivität hat für Kinder und Jugendliche einen hohen Stellenwert und kommt auch den Eltern zugute. Und das Freibad liegt im Gestaltungsbereich der Kommune.

Die Kinder und Jugendlichen mussten in den vergangenen Monaten ziemlich viele Einschränkungen hinnehmen. Ist Ihr Vorschlag im Verhältnis dazu nicht ein bisschen wenig? Schließlich kostet der Eintritt für Kinder und Jugendliche ins Freibad je Ticket nur 2,25 Euro.

Es stimmt, dass die vielen Erfahrungen, die durch die Pandemie die Kinder und Jugendlichen nicht machen konnten, nicht wiedereingeholt werden können. Wir können das nicht ersetzen. Doch wir wollen mit dem Antrag ein Zeichen setzen, dass die Stadtgesellschaft, aber auch die Stadt genau das anerkennt.

Wieso soll der freie Eintritt nicht für Jugendliche bis 18 Jahre gelten?

Die Überlegung war, dass das Freibad nach unserer Beobachtung und Einschätzung bei den über 16-Jährigen nicht mehr die erste Wahl ist, sondern vielleicht die Badeseen. Und es hat auch mit der Tarifstruktur des Freibads zu tun.

Wie viel wird das die Stadt kosten?

Für unser Gefühl sind wir sehr realistisch an die Sache herangegangen und haben damit gerechnet, dass an jedem Tag im August die Sonne scheint. Wenn dann jeden Tag wirklich 300 Tickets ausgegeben werden, kostet das die Kommune in etwa 21 000 Euro.

Wie kann die Stadt Dachau diese Summe gerade während der Corona-Krise stemmen?

Das ist eine schwierige Frage, mit der wir es uns auch nicht leicht gemacht haben. Es wäre ein größerer Schritt gewesen, für alle Kinder und Jugendlichen etwa bis zu den 18-Jährigen einen komplett freien Eintritt zu fordern. Aber in diesem Umfang, wie wir es ausgearbeitet haben, ist der Vorschlag vertretbar, auch weil wir es mit Mitteln des Haushalts finanzieren wollen, die sowieso schon eingeplant waren. Es ist uns wichtig, gut mit den kommunalen Mitteln umzugehen. Wir haben deshalb die Hoffnung, dass noch finanzielle Mittel aus dem städtischen Ferienprogramm da sind, die wegen Corona nicht genutzt werden konnten und die wir stattdessen für diesen Vorschlag nutzen können. Deshalb bitten wir hier um eine Prüfung. Es geht immer um das Spannungsfeld zwischen freiwilligen und nicht freiwilligen Leistungen. Und hier wollen wir dieses wichtige Zeichen setzen. Besonders unser Jugendreferent Berkay Kengeroglu hat sich intensiv damit beschäftigt, dass eben genau dieses Signal kommt.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2021
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