Dachau:Landratsamt warnt vor illegalen Altkleidercontainern

Dachau: Im Landkreis Dachau werden alle legalen Altkleidercontainer - wie hier in Erdweg - vom Arbeitskreis Umweltschutz und Entwicklungshilfe aufgestellt.

Im Landkreis Dachau werden alle legalen Altkleidercontainer - wie hier in Erdweg - vom Arbeitskreis Umweltschutz und Entwicklungshilfe aufgestellt.

(Foto: Toni Heigl)

"Die schießen wie Pilze aus dem Boden", klagt Johann Hechendorfer vom Arbeitskreis Umweltschutz und Entwicklungshilfe.

Von Sarah Stemmler, Dachau

Wer seine abgelegten Kleidungsstücke spendet, geht davon aus, dass er damit etwas Gutes tut. Dass er einen Beitrag zur Entwicklungshilfe leistet, Katastrophenopfer unterstützt, dass irgendwo ein Mensch in Not etwas zum Anziehen bekommt. Doch das ist nicht der Fall, wenn man seine Kleidung zu illegalen Altkleidercontainern bringt. Deren Besitzer gehören keinen karitativen Organisationen an, sondern sind private Geschäftsleute, die offenbar aus den Spenden Profit ziehen.

In einer Facebook-Nachricht macht das Landratsamt nun die Bürger auf die Verwechslungsgefahr aufmerksam. Die falschen Container sehen den echten allzu ähnlich, wie Antje Burger vom Landratsamt erklärt. Burger ist im Fachbereich der Kommunalen Abfallwirtschaft tätig, sie weiß, dass immer wieder illegale Container aufgestellt werden. "Wir sind gegen den Wildwuchs relativ machtlos", sagt sie. Und wenn man die Betreiber auffordere, die Container zu entfernen, "fahren sie einfach zwei Straßen weiter". Es sei ein aufwendiger Prozess, der letztlich nicht viel nütze. Spender könnten die illegalen Container daran erkennen, dass sie anonym aufgestellt seien. Im Gegensatz zu den Sammelstellen von wohltätigen Verbänden fehlen bei den gewerblichen meist Adresse und Telefonnummer.

"Frechheit siegt"

Die illegalen Container täuschen nicht nur die Bürger, sie schädigen auch die seriösen Kleidersammler. Im Dachauer Landkreis werden alle Altkleidercontainer vom Arbeitskreis Umweltschutz und Entwicklungshilfe e.V. betrieben. Mittlerweile finden sich 47 Sammelstellen im Landkreis, auf allen Recyclinghöfen kann man seine abgelegte Kleidung abgeben. Manchmal stehen die ungesetzlichen Behälter direkt neben denen des Arbeitskreises, wie Vereinsvorsitzender Johann Hechendorfer sagt. "Die illegalen Container schießen wie Pilze aus dem Boden", klagt er. Seit ungefähr sechs Jahren kämpft der Arbeitskreis gegen die Verbreitung der falschen Sammelstellen im Landkreis. Er ist bestrebt, das Illegale sichtbar zu machen, fragt bei Grundstücksbesitzern nach, wenn auf ihrer Fläche ein dubioser Container steht, und schaltet das Landratsamt ein. Doch letztlich sieht sich der Arbeitskreis mit einer Übermacht konfrontiert. "Die arbeiten nach der Methode Frechheit siegt", so Hechendorfer. "Als ehrlicher Bürger kann man sich gar nicht vorstellen, was da alles passiert."

Container werden über Nacht aufgestellt, mit gefälschten Genehmigungen versehen, es kam schon vor, dass Behälter des Arbeitskreises verschwanden und von illegalen ersetzt wurden. Hechendorfer fand seine Container damals einen Kilometer weiter, auf dem Gelände eines Bauernhofs. Das ist "kriminelle Energie", die den Erlös des Arbeitskreises empfindlich schmälert, sagt er. So steht auch weniger Geld für die Projekte zur Verfügung, die Hechendorfer und die anderen Ehrenamtlichen mit dem Überschuss aus dem Altkleiderhandel unterstützen.

Nur gute und saubere Kleidung in den Container

Der Arbeitskreis arbeitet mit Fair-Wertung zusammen, dem Dachverband für gemeinnützige Altkleidersammler. Er steht für soziale und umweltfreundliche Konzepte. Mitglieder verpflichten sich, Standards zur fairen Weiterverwertung einzuhalten. So werden die Kleider größtenteils Richtung Osteuropa verkauft und nicht nach Afrika. Dort wurden die Märkte völlig mit europäischen Altkleidern überschwemmt, sodass die einheimische Textilindustrie "fast zum Erliegen gekommen ist", wie Hechendorfer berichtet. Mit dem Erlös aus den Altkleiderspenden bezuschusst der Arbeitskreis Umweltschutz und Entwicklungshilfe mehrere Projekte, darunter ein Kinderdorf in Polen und eine Schreinerwerkstätte in Tansania. Das Kinderdorf bezeichnet Hechendorfer als "Motivationszentrum", dreimal sei er in diesem Jahr schon dort gewesen. Er sieht die Erfolge, sieht, dass das Geld ankommt und etwas bewirkt. Das bestätigt ihn auch in seinem ehrenamtlichen Engagement, für das er auch viel "Frustrationstoleranz" benötigt. "Als Verein werden wir missbraucht", sagt Hechendorfer frei heraus. Gerade in sehr ländlichen Regionen würden die Altkleidercontainer eher als Mülleimer benutzt. In einem Behälter seien vielleicht "zwei Paar gute Schuhe und 40 zum Wegschmeißen". Kleider seien oft verschimmelt oder würden so schlimm stinken, dass auch hundert Mal waschen nichts helfen könne.

Das Landratsamt weist in einem Informationsblatt darauf hin, dass nur gute und saubere Kleidung in den Container gehört. Federbetten, Lumpen, Stoffreste oder Kisten haben darin nichts zu suchen, sondern kommen in den Restmüll. Ähnlich ist es bei der Schuhsammlung, die zum Beispiel nicht für Schlittschuhe oder Gummistiefel gedacht ist. Es gibt also einiges zu beachten, wenn man spenden möchte. Wer nicht will, dass seine Kleidung von privaten Geschäftsleuten vermarktet wird, sieht sich den Container besser genau an.

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