Unangenehme Fragen sind wirklich selten auf der Pressekonferenz vor dem Dachauer Volksfest. Nun aber kommt eine: "Haben Sie sich gut vorbereitet oder steuern sie auf eine Blamage zu?", lautet die Frage an den neuen Dachauer Bürgermeister Florian Hartmann (SPD). Im Saal bricht Gelächter aus. Dann antwortet Hartmann: "Ich habe das Anzapfen schon geübt, alles unter zehn Schlägen ist okay."
Die geübten Dachauer Volksfestgänger mögen das anders sehen. Von ihrem ehemaligen Bürgermeister Peter Bürgel (CSU) waren sie es gewohnt, dass das Bier schon nach zwei Schlägen in die dazugehörigen Krüge floss. Doch der im Anzapfen noch jungfräuliche Hartmann ist mit seiner kniffligen Aufgabe nicht allein: "Beim 15. Schlag helfe ich mit", sagt Ewald Zechner, der in diesem Jahr mit seiner Frau Magdalena zum ersten Mal das große Festzelt bewirtet.
Auf der Pressekonferenz, welche Stadt, Schausteller und Festwirte traditionell zwei Wochen vor Beginn des Dachauer Volksfests abhalten, liegt fast schon so etwas wie Selbstbeweihräucherung in der Luft. Es lobt jeder jeden: die Schausteller und Festwirte die Stadt für die gute Infrastruktur, das schöne Ambiente und die konstanten Platzgebühren; die Stadt die Festwirte für die hohe Qualität der Bewirtung und die humanen Preise; die Festwirte die Polizei für die Sicherheit. "Es zahlt sich aus, dass die Polizeiwache direkt auf der Festwiese ist. Das schreckt ab", sagt Klaus Mader, der das Volksfest seit vielen Jahren mitorganisiert: "Das Dachauer Volksfest ist eines der friedlichsten überhaupt."
Leise Kritik übt Festwirt Zechner am Vergabemodus für die Bewirtung des großen Festzelts. Traditionell darf der Gastronom maximal an zwei aufeinander folgenden Jahren das große Bierzelt bewirten. Für Zechner ist das problematisch, "weil wir sehr viel Geld in die Hand nehmen mussten". Ihm stelle sich daher die Frage, wie viel er "im zweiten Jahr investiert". Der Plan des Ehepaars Zechner sieht demnach so aus: "Wir werden uns alle fünf, sechs Jahre bewerben." Auf ihre Festgäste wartet in diesem Jahr eine leicht veränderte Speisekarte: Neben der traditionell bayerischen Küche wollen die Kärntner Eheleute auch Gerichte aus ihrer Heimat anbieten. Grundsätzlich, sagt Zechner, werde die Speisekarte etwas "vegetarischer".
Die Maß Volksfestbier (13,5 Prozent Stammwürze, sechs Prozent Alkohol) kostet jetzt 5,60 Euro und damit 30 Cent mehr als im vergangenen Jahr. Grund dafür seien die steigenden Energiekosten sowie der Zeltaufbau, der um fünf Prozent teurer geworden sei. "Das Hendl (7,80 Euro) ist dafür 30 Cent billiger als vergangenes Jahr", sagt Zechner. Im großen Festzelt - daneben gibt es wie gewohnt das Ziegler-, Franziskaner-, Schweiger und Originalzelt - werde täglich Live-Musik laufen, auch mittags.
Die freudigste aller Nachrichten aber geht an die Frauen: Es wird mehr Toiletten geben. Im vergangenen Jahr war der Ärger groß, weil sich vor den Damentoiletten endlose Schlangen bildeten, zumal Bier bekanntlich treibt. Die Stadt stellt nun in der Nähe des großen Sportplatzes zwei Container mit 24 zusätzlichen Sitztoiletten auf. Fahrradfahrer haben zudem die Möglichkeit, ihre Zweiräder gegen ein kleines Entgelt in einem bewachten Bereich in der Dr.-Engert-Straße abzustellen. Rund um das Volksfest gibt es 1100 Stellplätze für Fahrräder, teilt die Stadt mit.
"Vieles bleibt, wie es ist", sagt Bürgermeister Hartmann. "Das Dachauer Volksfest lebt von seiner Tradition. Deshalb mögen die Dachauer ihr Volksfest - und viele nehmen sich extra Urlaub." Für Liebhaber des traditionellen Feuerwerks würde sich das tatsächlich lohnen: Das große Lichtspektakel findet dieses Jahr nämlich nicht freitags statt, sondern am Mittwoch, 13. August. Vermisst wurde auf der Pressekonferenz der Vertreter der Schausteller. Neue Fahrgeschäfte gibt es aber ohnehin kaum. Die alt bewährten Highlights: der Power Tower, Rund um den Tegernsee, der Wellenflieger, die Geisterbahn und Top Spin.