Dachau:"Wir müssen das Eis brechen und in die Planung kommen"

Dachau: Die Eislauffläche auf dem Gelände des ASV-Dachau ist marode und muss saniert werden.

Die Eislauffläche auf dem Gelände des ASV-Dachau ist marode und muss saniert werden.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Georg-Scherer-Halle muss neu gebaut werden. Doch dafür braucht es zuerst eine neue Eis-Arena. Jetzt haben sich CSU und SPD mit einem gemeinsamen Vorschlag durchgesetzt.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Die Stadt treibt die Entwicklung des Sportparks an der Gröbenrieder Straße voran, wenn auch in kleinen Schritten und mit vielen Unwägbarkeiten. Mehrheitlich haben sich die Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss für den Bau einer Sporthalle im Süden des ASV-Geländes ausgesprochen. Diese soll behindertengerecht flexibel nutzbar sein: Im Winter soll sie als Eislauffläche dienen und im Sommer als multifunktionale Stätte für die Dachauer Sportvereine. Aktuell schätzt die Stadtverwaltung die Kosten auf 14,7 Millionen Euro.

Das Vorhaben geht auf einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen von SPD und CSU zurück, eine für Stadtratsverhältnisse ungewöhnliche Koalition. "Wir müssen das Eis brechen und in die Planung kommen", begründete CSU-Fraktionschef Florian Schiller den Antrag.

Die Situation ist vertrackt: erst die Eis-, dann die Scherer-Halle

Die Entwicklung des Sportparks an der Gröbenrieder Straße ist aus politischer und finanzieller Sicht höchst kompliziert. Gleichzeitig drängt die Zeit, da die städtische Eislauffläche und vor allem die Georg-Scherer-Halle, wo der ASV Dachau seine Volleyball-Heimspiele austrägt und welche die Stadt für den Schulsport nutzt, dringend saniert werden müssen.

Die Stadträte haben in den vergangenen Jahren nach immer wieder heftigen Debatten mehrere Beschlüsse gefällt, doch konkrete Planungen fehlen bislang. Die Situation ist vertrackt: Die neue Scherer-Halle, für welche die Stadt 36 Millionen Euro ausgeben will, soll an anderer Stelle auf dem ASV-Gelände neu gebaut werden - nämlich dort, wo sich derzeit die Eislauffläche befindet. Doch gemäß geltenden Stadtratsbeschlüssen ist geplant, dass zuerst eine neue Eis-Arena im Süden des Geländes errichtet, dann die alte Eislauffläche abgerissen wird, damit dort die neue Scherer-Halle entstehen kann. Also erst die Eis-, dann die Scherer-Halle.

Die Planungen laufen parallel. Ende September wurde den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie für eine neue Scherer-Halle vorgelegt. Die Stadträte sprachen sich in der Sitzung für eine Halle aus, die sowohl den Anforderungen für den Schulsport als auch für Spiele der zweiten Volleyball-Bundesliga genügt. Die Kosten: 36 Millionen Euro. Die Stadt rechnet mit einer staatlichen Förderung von 3,7 Millionen Euro. Wo die restlichen 32 Millionen Euro herkommen sollen, ist noch unklar.

Neben der Finanzierung ist da das Problem mit der Eishalle, die zuerst gebaut werden müsste. Die Stadt hat aufgrund der aktuellen Haushaltslage kein Geld, um diese zu errichten. Vor zwei Jahren beschlossen die Stadträte daher, das Vorhaben bis 2027 auf Eis zu legen. Jetzt sollen zumindest die Planungen dafür in die Gänge kommen.

"Wozu soll man eine Halle bauen, in der man nicht eislaufen kann?"

Der Vorstoß von CSU und SPD sieht eine multifunktionale Sportstätte vor, die ganzjährig nutzbar ist. Um Geld zu sparen, soll die Eis-Arena in zwei Schritten entstehen: Um den Haushalt nicht zu überlasten, schlagen die beiden Fraktionen in ihrem Antrag vor, zuerst eine "überdachte Multifunktionshalle" zu realisieren, die man beispielsweise für Inline Hockey nutzen könne. Zudem sollen in das Bodenfundament "anschlussbereite Kälteschlangen" verlegt werden, um die Halle in einem späteren Schritt, wenn es die Haushaltslage der Stadt zulässt, zu einem Eisstadion aufzurüsten. SPD-Stadträtin Christa Keimerl sagte, man wolle zuerst Inline Skating oder Inline Hockey ermöglichen, "bis wir uns das Eis leisten können".

Obwohl bis auf Jasmin Lang (Grüne) alle Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss dem Antrag zustimmten, wurden skeptische Stimmen laut. Der Plan von CSU und SPD bedingt zwangsläufig eine Übergangsphase, in der kein Eislauf möglich sein wird. FDP-Stadtrat Jürgen Seidl fragte mehrmals, wie lange diese Übergangsfrist sein solle. Eine Antwort konnte ihm niemand geben. Auch Richard Seidl (Grüne) äußerte sich skeptisch: "Wozu soll man eine Halle bauen, in der man nicht eislaufen kann?" Und auch Sportreferent und CSU-Stadtrat Günter Dietz zweifelte daran, die Halle in zwei Stufen zu bauen. Man sollte dies lieber in einem Schritt machen, sagte er.

Wie und ob die Halle allerdings gebaut wird, ist aktuell noch völlig offen. Die Stadtverwaltung soll nun das Vorhaben erst einmal planen lassen. Erst dann werden die Stadträte das weitere Vorgehen beschließen. Zudem stehen den Stadträten unangenehme Haushaltsberatungen bevor. Daneben prüft die Verwaltung alternativ zu einer Eishalle einen Vorschlag der ÜB/FDP-Fraktion. Diese macht sich für eine neue Eislauffläche ohne Überdachung stark, "die mit synthetischen Platten für die ganzjährige Nutzung ausgestattet wird", heißt es in einem Antrag von ÜB/FDP. Mehrere Stadträte äußerten allerdings auch hier Bedenken. Der Vorschlag sei aus mehren Gründen nicht umweltverträglich, da die Gefahr bestehe, dass Mikroplastik in den Boden gelange.

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