Dachau:Eine Stadt erinnert sich

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Das Theaterprojekt "Dachau//Prozesse" der Regisseurin Karen Breece findet im Vorfeld ein großes Echo.

Von Helmut Zeller

Die Dachauer Prozesse haben für den Umgang mit Kriegsverbrechen eine Zäsur gesetzt: Entsprechend viel Aufsehen findet das große Theaterprojekt "Dachau//Prozesse" der Regisseurin Karen Breece bereits im Vorfeld. Bayern 2 strahlt am Donnerstag, 15. Mai, um 20 Uhr ein einstündiges Feature über das Stück mit Dachauer Laienspielern, Schauspielern der Kammerspiele München, Bürgern, Zeitzeugen und Schülern und seinen historischen Hintergrund aus. Der erste amerikanische Kriegsverbrecherprozess nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs fand vom 15. November bis zum 13. Dezember 1945 in Dachau statt. Er diente als Musterprozess, als "Parent Case", für alle folgenden Verfahren, die sich mit der Schuld und den Verbrechen der Nazis an Zivilisten oder Kriegsgefangenen beschäftigten. Die BR-Journalistin Justina Schreiber berichtet vorab über diese erste Aufarbeitung der Dachauer Prozesse für die Bühne, an der Historiker wie Edith Raim vom Institut für Zeitgeschichte in München und Robert Sigel aus Dachau mitgewirkt haben.

Die Regisseurin präsentiert zwischen dem 23. Mai und 14. Juni im historischen Prozessgebäude auf dem ehemaligen SS-Gelände in Dachau ihre auf den Gerichtsakten basierende Inszenierung. Anders als etwa bei dem großen Auschwitz-Stück von Peter Weiss verzichtet Karen Breece jedoch auf eine dokumentarische Darstellung des Prozesses. Wie schon in der Inszenierung der "Blutnacht", einem Stück von KZ-Häftlingen aus dem Jahr 1943, geht es ihr darum, das Publikum einzubinden. Was bedeutet Menschsein nach dem Völkermord der Nazis, wie wirkt der Verlust des Mitgefühls im nationalistischen Terror auf die Gegenwart? Im Mittelpunkt stehen die Täter, die Zaun an Zaun mit den leidenden KZ-Häftlingen mitunter ihre schönste Zeit in Dachau verbrachten. Für das Theaterprojekt auf dem heutigen Gelände der Bereitschaftspolizei sind bereits zwei Zusatzaufführungen am 11. und 12. Juni geplant. Die Aufführungen am 23., 24., 30. und 31. Mai sind bereits ausverkauft. Karten für die verbleibenden Aufführungen von 9. bis 14. Juni, jeweils 19 Uhr, sind bei allen Vorverkaufsstellen von München Ticket erhältlich (etwa in der Tourist Information der Stadt Dachau). Der Eintritt beträgt 15 EUR zuzüglich Vorverkaufsgebühr (ermäßigt für Schüler und Studenten zehn Euro).

© SZ vom 15.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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