Dachau:Eine Klasse mit Aussicht

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Junge Asylbewerber werden in der Berufsschule Dachau auf eine Ausbildung vorbereitet. Viele von ihnen können zu Beginn des Schuljahres noch kein Deutsch - und schmieden am Ende berufliche Zukunftspläne.

Von Julian Erbersdobler

Es hat zum Jahr 2013 gedauert, bis ein Sondermodell für junge Asylbewerber und Flüchtlinge zwischen 16 und 21 Jahren an der Berufsschule Dachau vorgestellt und eingeführt wurde. "Der Andrang war viel größer, als gedacht", erinnert sich Bernhard Seidenath (CSU), der sich damals auf Bitte des Arbeitskreises Asyl Dachau für das Thema stark gemacht hatte. Deshalb werde es im kommenden Schuljahr eine weitere Klasse geben, sagt er stolz auf einer Pressekonferenz. Weiter: "Froh bin ich auch, dass das Bildungsministerium wieder zugesagt hat, auch diese zweite Klasse in eine Regelföderung zu überführen."

Mit Sven Meyer-Huppmann ist auch ein Vertreter des zuständigen Ministeriums gekommen. Er erklärt: "Das Beschulungsangebot für jugendlichen Asylbewerber und Flüchtlinge ist zweijährig angelegt." Bevor im zweiten Schuljahr die konkrete Vorbereitung auf eine Berufsausbildung im Mittelpunkt steht, liegt der Fokus im ersten Jahr auf der Verbesserung der deutschen Sprache.

So soll es dank "der Kraftanstrengung vieler Beteiligter" auch nach den Sommerferien an der Berufsschule in Dachau ablaufen. Neben dem Arbeitskreis Asyl und der Volkshochschule Dachau dankt Seidenath besonders den Sponsoren, die das Projekt finanzieren: Die Volksbank Raiffeisenbank Dachau und die Stiftung Hubert-Beck. "Wir haben gerne gefördert, weil wir besonders jungen Menschen eine Perspektive geben wollen", erklärt ein Vertreter der Hubert-Beck-Stiftung. Mit anderen Projekten wie einer Schuldenprävention an Mittelschulen setzt sich die Stiftung seit mehreren Jahren für die Ausbildungsförderung junger Menschen ein.

Über die finanzielle aber auch organisatorische Hilfe von allen Seiten freut sich besonders der Schulleiter der Berufsschule Dachau, Johannes Sommerer. "Wir sind sehr glücklich, dass wir im kommenden Jahr noch mehr Asylbewerber und Jugendliche in unserem Haus fördern können." Sein Dank geht aber vor allem in Richtung der Lehrer, die maßgeblich für das "Erfolgsmodell" verantwortlich seien. "Die Lehrkräfte haben sich mit Leidenschaft und großem persönlichen Engagement in das Projekt eingebracht", sagt er. Außerdem: Das Klima im Lehrerzimmer sei "hervorragend" - gerade wegen der Modellklasse. Neben der Vermittlung und Verbesserung der deutschen Sprache und der Berufsvorbereitung werden ab nächstem Schuljahr auch zwei Wochenstunden Sport auf dem Stundenplan stehen. "In diesem Jahr gab es einen großen Lauf, der auch wieder gesponsort wurde - ein großer Erfolg", sagt Christian Oswald. Er ist der Lehrer der ersten Modellklasse in Dachau, und steht absolut hinter dem Projekt: "Einige Kinder konnten zu Beginn des Schuljahres kein Wort Deutsch verstehen. Jetzt planen manche schon ihre berufliche Zukunft in Deutschland", sagt er zufrieden.

Links und rechts vom ihm sitzen Sundy Albert Oriafo und Nasra Mahamed Mahamud. Sundy ist vor einem Jahr aus Nigeria nach Deutschland gekommen. Nasra ist seit drei Jahren hier, sie kommt aus Somalia. Christian Oswald kennt beide gut, sie sind zwei seiner 16 Schüler, die er seit letztem Jahr auf den beruflichen Alltag in Deutschland vorbereitet. Mit Erfolg. Stolz erzählt er, dass Nasra Altenpflegerin werden will. Auch Sundy hat einen Berufswunsch: KFZ-Mechatroniker.

Waltraud Wolfsmüller vom Arbeitskreis Asyl Dachau nimmt die warmen und vielversprechenden Worte über die beiden Jugendlichen mit einem Lächeln zur Kenntnis. Schließlich war sie es, die das Projekt gemeinsam mit Bernhard Seidenath ins Rollen gebracht hat. Eine Sache liegt ihr aber noch auf dem Herzen: "Ich wünsche mir eine Art Schutzschild für junge Asylanten, die gerade ausgebildet werden." Sie könne nicht verstehen, warum viele motivierte und arbeitswillige Jugendliche abgeschoben würden, so Wolfsmüller weiter.

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