Dachau:Eine Frage des Vertrauens

Dachau: Der Mühlbach soll nach dem Willen der Stadt am nördlichen Ende des MD-Geländes als Brücke über eine Straße geführt werden.

Der Mühlbach soll nach dem Willen der Stadt am nördlichen Ende des MD-Geländes als Brücke über eine Straße geführt werden.

(Foto: Toni Heigl)

Im Streit um den Verlauf des Mühlbachs auf dem MD-Gelände kann Stadtbaurat Michael Simon nicht nachweisen, dass die Architekten des MD-Geländes sich weigerten, Vorgaben umzusetzen. OB schlägt versöhnliche Töne an

Von Viktoria Großmann, Dachau

Einen neuen Beschluss zum Mühlbach auf dem MD-Gelände kann sich zumindest SPD-Stadtrat Günter Heinritz vorstellen: Wenn gezeigt werden kann, dass sowohl der südliche als auch der nördliche Verlauf möglich sind, solle erneut abgestimmt werden. Das Problem könnte eine Kleinigkeit sein, ein Detail von vielen in einer hochkomplexen Bauplanung zu einem mehr als 16 Hektar großen Gelände. Doch an ihm entzündete sich ein Streit zwischen Stadtverwaltung und Architekten Klaus und Verena Trojan, in dem der Ton zuletzt immer schärfer wurde. Man kann sich fragen, wie lange das Verhältnis zwischen den Gewinnern des städteplanerischen Wettbewerbs und der Stadt überhaupt noch hält.

Der Stadtbauamtsleiter und der Oberbürgermeister hatten den mit der PLanung beauftragten Architekten Verena und Klaus Trojan vorgeworfen, sich zu weigern, den Auftrag der Stadt zu erfüllen. Schriftlich ist die Anweisung der Stadt aber offensichtlich nicht festgehalten. Auf Nachfrage verweist Bauamtsleiter Michael Simon auf mündliche Absprachen und Stadtratsbeschlüsse. Laut diesen soll der Mühlbach nördlich über das MD-Gelände führen. Die Planer ziehen aber einen südlichen Verlauf vor; entsprechende Pläne waren Grundlage der Diskussionen in der Bürgerbeteiligung im Sommer.

Mit ihrem Vorwurf treffen Simon und Florian Hartmann (SPD) aber nicht nur Trojans, sondern auch das Landschaftsplanerbüro Lohrer Hochrein - das dieselben Vorgaben bekommt. Sollte also auch dieses Büro die Anweisungen ihres Auftraggebers, der Stadt Dachau, verweigern?

Lohrer Hochrein sind für die Erstellung des Flächennutzungsplans zuständig. In einer öffentlichen Sitzung des Bauausschusses am 21. Oktober 2014 wurden die Stadträte über den aktuellen Planungsstand zum MD-Gelände informiert. In den Unterlagen befinden sich Entwürfe zum Flächennutzungsplan, erstellt von Lohrer Hochrein, versehen mit dem Siegel der Stadt Dachau. Sie zeigen den südlichen Bachverlauf. Der E-Mail-Verkehr mit einem Sachbearbeiter im Stadtbauamt, welcher den öffentlichen Sitzungsunterlagen beigefügt wurde, belegt zwar, dass immer wieder Nachbesserungen, sowohl an Trojans, als auch an Lohrer Hochrein angefordert wurden - nichts davon bezieht sich aber auf den Verlauf des Mühlbachs. Laut Bauamtsleiter Simon wurden die Planer jedoch während eineinhalb Jahren immer wieder aufgefordert, die Nordlösung umzusetzen. Die Südlösung, so hatte Verena Trojan im Bauausschuss erklärt, habe sich aus einem Abstimmungsprozess mit mehreren Sachverständigen und Behörden ergeben, darunter die Naturschutzbehörde und das Wasserwirtschaftsamt.

Der Oberbürgermeister beharrt auf einem Beschluss des Bauausschusses von 2011 - der gefasst wurde, bevor der Abstimmungsprozess mit den Behörden begann. Nach dem Ende der Bürgerbeteiligung hatte der Stadtrat den Beschluss des Bauausschusses bestätigt. Zuvor hatte es nur eine sehr kurze Erläuterung des nicht ganz einfachen Sachstands gegeben. Auf die Erklärungen, die Verena Trojan Ende September dazu im Bauausschuss vorgetragen hatte, hatte der OB äußerst unwirsch reagiert. Auf einer eigens zum Thema Mühlbach anberaumten Pressekonferenz schlug Hartmann nun versöhnliche Töne an. Er wolle weiter mit dem Darmstädter Architektenpaar zusammen arbeiten. Welchen Verlauf der Mühlbach nehme, sagte er, wäre ihm egal, wenn es nicht einen eindeutigen technischen Zwang gebe. Der Mühlbach soll nämlich für ein Wasserkraftwerk genutzt werden und dafür sei der nördliche Verlauf geeigneter.

Umsetzen lassen sich nach Aussage der beteiligten Planer beide Varianten. Damit stünde einer Aussöhnung nichts im Wege. Bleibt die Frage, wie vertrauensvoll eine Zusammenarbeit nach so schweren und nicht nachweisbaren Vorwürfen noch sein kann.

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