Karlsfeld:Ein viertes Gymnasium für den Landkreis

Die Pläne für eine weitere Schule nehmen Gestalt an. Die Kreisräte stimmen am Freitag über die notwendige Kooperation mit der Landeshauptstadt München ab.

Von Wolfgang Eitler

Aller Voraussicht nach werden die Landeshauptstadt München und der Landkreis Dachau ein gemeinsames vierzügiges Gymnasium in Karlsfeld einrichten. Es wäre das vierte im Landkreis. Ob es allerdings als Ganztagsschule gebaut wird, ist noch nicht klar.

Die Schulexperten in München und im Landratsamt neigen anscheinend dazu, nur einen Ganztagszweig neben dem gängigen Halbtagsunterricht einzurichten. Der Schulbau auf Karlsfelder Gemeindegebiet direkt an der S-Bahn-Station dürfte beispielhaft für andere Landkreise im Ballungsraum werden. Denn bisher verfolgte die Münchner Schulbehörde stets das Ziel, sich vom Umland abzuschotten. So scheiterte vor Jahren der Karlsfelder Versuch, den großen Nachbarn von einem gemeinsamen Realschulbau zu überzeugen.

Bei Schulbauten ist Karlsfeld bisher leer ausgegangen

Karlsfeld ist zwar die zweitgrößte Landkreiskommune nach Dachau. Aber bei sämtlichen Schulbauten ist sie bisher leer ausgegangen. Der Landkreis ist vom Gesetz her für den Bau der weiterführenden Schulen zuständig. Dazu zählt das Förderzentrum in Dachau, dazu gehören die bald vier Realschulen in Dachau, Markt Indersdorf, Weichs und in Odelzhausen. Zurzeit gibt es zwei Gymnasien in Dachau und eines in Markt Indersdorf. Der Andrang ist so groß, dass das Josef-Effner-Gymnasium eine Außenstelle für einen Ganztageszweig in dem ehemaligen Gebäude der staatlichen Realschule bekommen hat.

Seit Jahren wird im Kreistag bereits über den Bau eines vierten Gymnasiums debattiert. Dabei resultiert der Andrang nicht aus enormen Übertrittszahlen, wie sie beispielsweise im Starnberger Bereich üblich sind. Er ergibt sich eher aus der Tatsache, dass der Landkreis Dachau eine Zuzugsregion ist, zumal sich der Münchner Norden zum wirtschaftlichen Motor für ganz Oberbayern entwickelt hat.

Ein Gymnasium mit vier Klassen pro Jahrgang

Allerdings war bisher fraglich, ob der Landkreis allein die nötigen Schülerzahlen für den Aufbau eines Gymnasiums mit mindestens vier Klassen pro Jahrgang erreichen könnte. An diesem Punkt kommt München ins Spiel. Seit den Kommunalwahlen im März 2013 und dem Wechsel von Christian Ude zu Dieter Reiter hat sich der Umgang zwischen der Landeshauptstadt und dem Umland geändert. Im März fand eine große Regionskonferenz in München statt, die mit dem erklärten Willen zur Kooperation endete. Vor wenigen Wochen bekräftigte Reiter auf einem SPD-Empfang des Dachauer Landtagsabgeordneten und Bildungsexperten Martin Güll den Willen zu einer gemeinsamen Schule.

Wie der Pressesprecher des Dachauer Landratsamts, Wolfgang Reichelt, mitteilt, hatten sich Reiter und Landrat Stefan Löwl (CSU) getroffen und die Zusammenarbeit definitiv vereinbart. Beide beauftragten ihre Verwaltungen, ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten. Als sicher gilt demnach, dass das Gymnasium auf Karlsfelder Grund errichtet wird. Die Gemeinde hat dafür bereits ein Grundstück in der Nähe des S-Bahnhofs reserviert.

Zustimmung des Kreistags gilt als sicher

Als sicher gilt auch, dass der Schul- und der Kreisausschuss des Kreistags dieser Kooperation auf der Sitzung an diesem Freitag, 4. Dezember, zustimmen wird. Dabei soll nach dem Wunsch des Schulexperten Albert Herbst am Landratsamt nicht bloß eine Art Grundsatzentscheidung fallen. Er braucht ein Votum, um einen "Fahrplan zu erarbeiten", in welchem Zeitraum das Vorhaben realisiert werden soll.

Fraglich ist, ob das Gymnasium als reine Ganztagsschule geführt werden soll. Bisher machte sich der Kreistag für eine komplette Ganztagseinrichtung stark, auch als Ergänzung zu den weiteren drei bestehenden Gymnasien. Fraglich ist auch, wie die Finanzierung ausschaut. Im Oktober hatten München und der Landkreis Dachau die Regierung von Oberbayern aufgefordert, die rechtlichen Erfordernisse zu klären. Am liebsten wäre dem Landkreis eine gemeinsame, anteilige Finanzierung, welche die beiden künftigen Schulträger aushandeln. Der Ausweg wäre die Gründung eines eigenen Zweckverbands.

Landkreispolitiker begrüßen die Zusammenarbeit

Der Karlsfelder CSU-Fraktionssprecher Wolfgang Offenbeck begrüßt "die neuen kooperativen Umgangsformen" zwischen München und Dachau, wie sie früher nicht möglich gewesen wären. Harald Dirlenbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag und Bürgermeister in Vierkirchen, schließt sich Offenbecks Einschätzung an: "Mein Eindruck ist, dass die München-Strategie, nur an sich zu denken, aufgelöst ist."

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