Dachau:Ein spezielles Verhältnis

Dachau: Gast und Gastgeber vor roter Kulisse: Franz Maget (links) und Martin Güll.

Gast und Gastgeber vor roter Kulisse: Franz Maget (links) und Martin Güll.

(Foto: Toni Heigl)

Für seine Veranstaltungsreihe "Treffpunkt Landtag" hat sich Martin Güll das Thema Kirche und Politik ausgesucht. Sein Gegenüber auf dem "roten Sofa" ist der frühere Landtagsvizepräsident und langjährige SPD-Landesvorsitzende Franz Maget

Von Julian Erbersdobler, Dachau

Franz Maget sitzt gelassen auf dem samtroten Sofa, wartet auf Fragen, antwortet souverän. Fast eineinhalb Stunden lang. Als die Veranstaltung dem Ende entgegen geht, wird der Ton plötzlich schärfer: "Das Kirchenvolk muss ordentlich Rabatz machen." Es geht um das kirchliche Arbeitsrecht. Darum, ob katholische Einrichtungen Erzieherinnen und Erziehern fristlos kündigen können, weil sie einen gleichgeschlechtlichen Partner lieben, wie es vor wenigen Tagen in Holzkirchen der Fall war. Magets Antwort: Sie können. Aber das sei keinem Mensch zu erklären, warum man deswegen seinen Job verliert.

"Die Politik kann daran nichts ändern, sie würde spätestens am Verfassungsgericht scheitern." Das liege an der besonderen Rechtsstellung der Kirche in der Bundesrepublik, so Maget. Die einzige Lösung: Die Kirchen müssen das Arbeitsrecht selbst korrigieren. Die rund 50 Besucher im Ludwig-Thoma-Haus, viele selbst bei der SPD, hören das nicht gerne, schätzen aber Magets Ehrlichkeit. Darunter auch Martin Güll, der auf der Bühne neben seinem Parteigenossen sitzt und den Moderator gibt.

In seiner Reihe "Treffpunkt Landtag" hat sich der Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultus im Münchner Maximilianeum ein Thema ausgesucht, das auf den ersten Blick nicht unbedingt sozialdemokratisch klingt: "Kirche und Politik - Gegensatz oder Erklärung". Passend dazu sein Gast, Franz Maget, ehemaliger Landtagsvizepräsident und langjähriger SPD Landesvorsitzender. Außerdem ist er Sprecher des Arbeitskreises Christinnen und Christen und Herausgeber des Buches "Kirche und SPD", das zum Kirchentag 2014 erschienen ist.

Was ihn noch qualifiziert, auf dem samtroten Sofa Platz zu nehmen? Maget: "Ich bin sehr stolz darauf, dass ich einer der Erfinder von Martin Güll bin." Als Betreuungsabgeordneter für Dachau habe er ihn als Hauptschulrektor in Indersdorf kennen gelernt, der mit "großer Entschlossenheit" für eine Ganztagsschule gekämpft hat. "Dann habe ich ihn einfach angesprochen und gefragt, ob er nicht Politiker bei der SPD werden mag", erzählt Maget.

In den ersten Minuten der Veranstaltung geht es darum, inwiefern Kirche und SPD überhaupt zusammenpassen. Ist das nicht eigentlich das Steckenpferd der CSU? "Es gibt keine christliche Partei, sondern nur Christen in einer Partei", so Maget. Und Christ werde man zur Taufe, er könne sich aber nicht daran erinnern, dass die CSU getauft worden ist. Vielmehr gebe es Themen, die nur gemeinsam gelöst werden könnten. Soziale Gerechtigkeit, Armutsbekämpfung, Asylpolitik, aber auch die Erinnerung an die Vergangenheit. In diesem Zusammenhang verweist Maget auf Björn Mensing. Der Pfarrer der evangelischen Versöhnungskirche hat in der ersten Reihe Platz genommen. Gleiches gelte auch für die Flüchtlingspolitik: "Kirche und Politik müssen zusammenarbeiten", wiederholt der Politiker.

Franz Magets Vision für die Zukunft geht in eine ähnliche Richtung, immer wieder spricht er von einem "neuen gesellschaftlichen Bündnis" mit der Kirche, um den Gesetzen des "Raubtierkapitalismus" etwas entgegen zu setzen. Es müsse darum gehen, gemeinsam den sozialen Frieden zu organisieren. "Der Pfarrer würde wahrscheinlich dann von Nächstenliebe sprechen, wir, die SPD, eher von Solidarität." Das Publikum schmunzelt, dann kommt eine der letzten Fragen, sie bezieht sich auf die Zukunft der Kirchen. Magets Antwort: "Bevor die Kirchen zerbröseln, zerbröselt eher noch die SPD."

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