Süddeutsche Zeitung

Dachau:Ein Mann und seine Geschichte

Die KZ-Gedenkstätte präsentiert den Katalog zur sehenswerten Ausstellung über das Internationale Mahnmal, das der serbische Bildhauer Nandor Glid schuf. Aus diesem Anlass wird auch ein Film über den Künstler gezeigt

Von Viktoria Großmann, Dachau

Ein schwierigeres Feld als die Erinnerung kann sich ein Künstler kaum wählen. Nandor Glid hat es sich nicht freiwillig ausgesucht: Die Erinnerung an seine in Auschwitz ermordeten Eltern hat den serbischen Bildhauer sein Leben lang begleitet. Sie prägte seine Arbeit, als dessen Hauptwerk das Internationale Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte Dachau angesehen werden kann. Eine Ausstellung im Museum der Gedenkstätte gibt seit Mai des vergangenen Jahres umfassend Auskunft über die Entscheidungen und die Diskussionen, die schließlich zur Wahl von Glids Entwurf führten. Zugleich erfährt man, wie sich das Gedenken über die Jahrzehnte gewandelt hat und welche Debatten es unterworfen ist. Jetzt ist der Ausstellungskatalog unter dem Titel "Das Internationale Mahnmal von Nandor Glid" erschienen. Er wird auf einer Veranstaltung der KZ-Gedenkstätte am Donnerstag, 14. Januar, präsentiert.

Nach einer Einführung durch die Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann und den Präsidenten des Comité International de Dachau, Jean-Michel Thomas, wird der Dokumentarfilm "Das Mahnmal von Nandor Glid in Dachau" des Regisseurs Helmut Meewes gezeigt. Das anschließende Gespräch mit Helmut Meewes moderiert Andrea Riedle, Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Kinosaal der KZ-Gedenkstätte, der Eintritt ist kostenlos, eine Anmeldung nicht notwendig.

Der Katalog zur Sonderausstellung "Das Internationale Mahnmal von Nandor Glid. Idee, Wettbewerbe, Realisierung" wurde von Andrea Riedle und Lukas Schretter im Auftrag der KZ-Gedenkstätte Dachau herausgegeben. Er beinhaltet Abbildungen aller 150 Exponate der Ausstellung sowie die Texte in deutscher und englischer Sprache. Finanziert wurde der Katalog vom Comité International de Dachau. Der Filmregisseur und Drehbuchautor Helmut Meewes (geb. 1929) drehte von 1962 bis 1998 zahlreiche Spielfilme, Fernsehserien und Dokumentarfilme, darunter drei Fernsehfilme mit dem britischen Schauspieler Peter Ustinov. Für seinen Dokumentarfilm "Das Mahnmal von Nandor Glid in Dachau" (1970) erhielt er beim Filmfestival in Krakau 1973 den Journalistenpreis. Die Sonderausstellung "Das Internationale Mahnmal von Nandor Glid. Idee, Wettbewerbe, Realisierung" wurde am 1. Mai 2015 anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge eröffnet. Sie informiert über die Entstehungsgeschichte und die Gestaltung des Internationalen Mahnmals, das im Jahr 1968 auf Initiative des Comité International de Dachau auf dem ehemaligen Appellplatz errichtet wurde. In der Schau wurden erstmals in Deutschland Modelle und Zeichnungen von Nandor Glid präsentiert. Außerdem wurden die weitgehend unbekannten Wettbewerbsbeiträge der prämierten Bildhauer und Architekten aus England, Frankreich, Deutschland, Österreich und Jugoslawien gezeigt. Ergänzt wurde das Material mit Plänen zur Mahnmalanlage, mit Fotografien und Dokumenten.

Die Ausstellung über das Mahnmal ist noch bis einschließlich Montag, 29. Februar, zu sehen. Der Katalog wird am Donnerstag, 14. Januar, 19 Uhr, im Kinosaal der Gedenkstätte präsentiert.

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Quelle:
SZ vom 07.01.2016
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