Dachau:Neuer TSV-Vorsitzender attackiert städtische Sportpolitik

TSV Neuwahl

Blumen vom neuen Chef Wolfgang Moll für Gabi Siegl, die während der Vakanz im Vereinsvorstand die Geschäfte des TSV Dachau 1865 führte.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Unmittelbar nach seiner Wahl drängt Wolfgang Moll, selbst Stadtrat in Dachau, auf eine rasche Umsetzung der Umzugspläne des TSV.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Mitglieder des TSV Dachau 1865 haben den parteilosen Dachauer Stadtrat Wolfgang Moll erwartungsgemäß zum neuen Vorsitzenden gewählt. Per Handzeichen sprachen sie sich einstimmig für Moll aus und befreiten den Verein damit aus seiner mehr als einjährigen Führungslosigkeit. Moll äußerte sich sogleich ausführlich über die Umzugspläne auf ein neues Sportgelände, die den Verein seit mehr als 15 Jahren beschäftigen. "Ich bin grundsätzlich zuversichtlich, aber bei weitem nicht mehr so euphorisch wie vor einigen Monaten", sagte der neue Vorsitzende und übte Druck auf die Stadt Dachau aus: "Wenn nicht bald etwas passiert, müssen wir versuchen, unsere vorhandenen Sportstätten weiterzuentwickeln." Mit "bald" meinte er die letzte Woche des laufenden Monats Juli.

Der Großteil der Mitglieder hofft, dass der 51-jährige Stadtrat den Umzug des Vereins auf das Gelände östlich der Theodor-Heuss-Straße endlich realisieren kann. Sein angestammtes Vereinsgelände an der Jahnstraße (westlich der Theodor-Heuss-Straße) gilt für die 2500 Mitglieder des zweitgrößten Sportvereins in Dachau als deutlich zu klein.

Seine Sportstätten, insbesondere die Jahnhalle, sind auch nach Ansicht der Stadt nicht mehr zeitgemäß und sanierungsbedürftig. "Wir haben nicht nur einen Sanierungs- sondern auch einen Strukturstau", stellte Moll fest und konstatierte einen "jahrzehntelangen Stillstand" im Verein. "Nach außen ist der erste Eindruck nicht grad der Tollste." Eine bessere Zukunft soll das neue Vereinsgelände versprechen, das mit einer Fläche von 140 000 Quadratmetern gleich dreieinhalb mal so groß wie das bisherige Stammgelände wäre. Probleme gibt es aber im Ankauf der Grundstücke. Dem Verein fehlt dazu anscheinend das Geld, wobei die zur zweiten Vorsitzenden gewählte Gabi Siegl betonte, dass die finanzielle Lage des Vereins bei weitem nicht so prekär sei, wie in der Öffentlichkeit behauptet. "Wir haben zwar marode Sportstätten, aber keine desolate finanzielle Lage." Und doch hatte der Dachauer Stadtrat im März diesen Jahres beschlossen, dem Verein unter die Arme zu greifen und entsprechende Grundstücke östlich der Theodor-Heuss-Straße für das Sportgelände zu kaufen und später dem Verein über Erbpachtrecht zu vermieten. Fünf der insgesamt 13 Grundstücke, allerdings nur relativ kleine, gehören bereits der Stadt.

Schwierige Grundstücksverhandlungen

Schwierig gestalten sich nach Molls Darstellung die Verhandlungen mit drei Grundstückseigentümern, von denen er zwei aber für lösbar hält. Der Besitzer eines 13 700 Quadratmeter großen "Schlüsselgrundstücks", so Moll, weigere sich jedoch wegen persönlicher Vorbehalte an die Stadt Dachau zu verkaufen. Dem Verein liege eine schriftliche Erklärung des Mannes vor, wonach dieser grundsätzlich bereit sei, dem TSV das Grundstück zu überlassen. Bislang aber stellt der Eigentümer offensichtlich Forderungen, welche der Verein nicht erfüllen möchte. Sie gehen über die der anderen Eigentümer angeblich hinaus. Doch die Vorgabe von Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und auch die Devise des Vereins lautet: "Wir bieten allen denselben Quadratmeterpreis." Nach Molls Auskunft liegt er bei etwa 50 Euro.

Der neue Vorsitzende ließ sich von den Mitgliedern per Handzeichen den Auftrag erteilen, das besagte Grundstück im Fall einer Einigung kaufen zu dürfen. Nach einer zuletzt turbulenten Phase - Molls Vorgänger Sebastian Stirner war vor einem Jahr wegen persönlicher Anfeindungen zurückgetreten und der Verein seither führungslos - präsentierte sich der TSV am Freitag als geschlossene Einheit. Moll, der gleichzeitig Vorstand beim Radsportverein Soli Dachau ist, bedankte sich für das "imposante Vertrauen" der Vereinsmitglieder: "Der TSV ist seit Jahrzehnten ein Riese im Landkreis. Momentan geht er etwas gebückt. Aber wir werden ihn wieder aufrichten."

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