Dachau:Drei Historiker - drei Jahrhunderte

Dachauer Heimatpflege erinnert an bedeutende Geschichtsforscher

2015 erinnert die Heimatpflege in der Reihe "Gegen das Vergessen" an drei bedeutende Historiker, die im Landkreis gewirkt und sich um die Erforschung der Geschichte ihrer Heimat Verdienste erworben haben. Bemerkenswert ist, dass zwei der Wissenschaftler einer Familie entstammen: der Familie von Hundt. Friedrich Hector Graf von Hundt (1809-1881) und Wiguleus von Hundt (1514-1588). Als dritter Historiker wird dieses Jahr Gerhard Hanke (1924-1998) gewürdigt.

Wiguleus von Hundt studierte in Ingolstadt weltliches und kirchliches Recht und lehrte nach seiner Promotion 1537 als Professor an der Universität Ingolstadt, deren Rektor er 1539 wurde. Er wirkte am Hof Wilhelm IV und Herzog Albrecht V. 1555 bis 1588 war er Pfleger des Landgerichts Dachau. Als Historiker wurde der durch zwei Werke bekannt: "Metropolis Salisburgensis" von 1582 beinhaltet die Geschichte der Klöster in Altomünster und Indersdorf. Das "Bayrisch Stammen-Buch" von 1585 gilt als grundlegendes Werk, das, wie Leonhard Lenk in der Neuen Deutschen Biografie feststellte, "einen neuen Abschnitt in der bayerischen Geschichtsschreibung einleitet". Der Geschichtsprofessor Rainer A. Müller zählte Wiguleus von Hundt zu den bedeutendsten Gelehrten des Herzogtums Bayern im 16. Jahrhundert.

Als Nachfahre von Wiguleus von Hundt wurde Friedrich Hector Graf von Hundt drei Jahrhunderte später am 5. September 1809 in Unterweikertshofen geboren. Auch er studierte Jura, war im Staatsdienst tätig und bekleidete von 1848 bis 1876 das Amt eines Ministerialrats im Staatsministerium des Innern. Seine Tätigkeit als Historiker ist eng mit dem Historischen Verein von Oberbayern verbunden. Von 1856 bis 1867 und von 1876 bis 1879 war er dessen Vorstand. Viele Forschungsbeiträge von Hundts wurden in der Zeitschrift des Vereins "Oberbayerisches Archiv" veröffentlicht. Zusätzlich war er 1858 bis 1864 ordentliches Mitglied der "Königlich- Bayerischen Akademie der Wissenschaften". Seine 1863 und 1864 veröffentlichten "Urkunden des Klosters Indersdorf" bieten eine Fülle an sorgfältig aufgearbeiteten Dokumenten, die ihresgleichen auf dem Gebiet der Klostermonografien suchen. Im Bereich der Archäologie und Frühgeschichte wurden seine Erkenntnisse 1864 in "Altertümer des Glonngebietes" veröffentlicht.

Gerhard Hanke wurde 1924 in Biela bei Bodenbach, heute Decin in Nordböhmen geboren. Ab 1961 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an dem von Karl Bosl geführten historischen Forschungsinstitut Collegium Carolinum tätig, das sich der Geschichte der böhmischen Länder widmete. 1983 wurde er zu dessen Direktor ernannt. Nach seinem Umzug nach Dachau im Jahr 1958 studierte er ausgiebig die Geschichte seiner selbst gewählten neuen Heimat. 1965 begründete er zusammen mit Josef Schwalber die heimatkundliche Zeitschrift "Amperland" und fungierte bis zu seinem Tod 1998 als deren Herausgeber und Schriftleiter. Hanke leistete akribische Archivforschung, die er unter anderem in über 185 Beiträgen in der Zeitschrift "Amperland" veröffentlichte. 1989 gab er zusammen mit Ottilie Thiemann-Stoedtner eines der ersten Überblickswerke über die Dachauer Künstlerkolonie heraus: "Dachauer Maler". Das 1971 veröffentlichte "Heimatbuch" des Landkreises und der Stadt Dachau und die ab 1992 erschienene zwölfbändige Kulturgeschichte des Dachauer Landes sind ohne ihn nicht denkbar. Sein Nachlass befindet sich heute im Stadtarchiv Dachau, dessen erster Archivar er war. Hanke wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Auch eine Straße in Dachau trägt seinen Namen. Mehr Informationen unter www.heimatpflege-dachau.de.

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