"Tschau" schallt es auch 74 Kehlen, dann steigen bunte Luftballons in den grauen Himmel. Gute Wünsche auf die Reise zu schicken ist ein beliebtes Ritual, wenn Absolventen ihre Schule verlassen. Doch der Abschied, den die Schüler der Ludwig-Thoma-Schule am Freitagmittag zelebrierten, ist ein besonderer: Die traditionsreiche Schule wird zum Ende des Schuljahrs aufgelöst, die Mädchen und Buben wechseln an die Mittelschulen in Süd oder Ost. Die Entscheidung des Stadtrats, die Schule zu schließen, hat nicht allen gefallen.
Zumal kürzlich beschlossen wurde, das Schulhaus ab 2017 wieder als Mittelschule zu nutzen, solange das PCB-belastete Schulgebäude in Süd saniert wird. Umso mehr lobte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), der zum Abschieds-Picknick am vergangenen Freitag eine Runde Döner spendierte, wie Schüler, Lehrer und Eltern ohne Groll den Blick nach vorne gerichtet hätten. Und das Pädagogenteam bis zuletzt ein lebendiges Schulleben gestaltet hat. "Großartig", so der OB.
Obwohl das Aus beschlossen war, empfand Rektorin Anja Kreter das letzte Schuljahr als besonders angenehm. Leicht fällt der Abschied nur den Neuntklässlern, zu denen auch Schülersprecher Ludwig Meister gehört. Die Absolventen gehen ins Berufsleben, "wir sind nicht so betroffen", sagt der 16-Jährige. Gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Stefan Wohletz wechseln die 20 Achtklässler an die Mittelschule-Süd. Dagegen hadern die Sechstklässler Artemis und Kathi schon ein wenig mit ihrem Schicksal. Zum Abschied haben sie ihr Schul-T-Shirt angezogen. "Wir waren hier wie ein Familie", sagt Artemis. Und Konstandinos ist sauer, weil er künftig in Ost zur Schule geht. "Meine besten Freunde kommen alle nach Süd, das ist nicht so toll." Sarwar wiederum, der an die Mittelschule-Süd wechselt, findet es lustig, dass er im übernächsten Jahr, wenn die dortige Schule saniert wird, wieder zurückkommt in die Ludwig-Thoma-Schule.
Weg von Dachau wird sich Rektorin Anja Kreter verabschieden: Die 46-Jährige wechselt als Konrektorin an die Mittelschule Karlsfeld. Doch bevor sich bald alle in unterschiedliche Richtungen auf den Weg machen, stellen sich die Schüler noch einmal fröhlich lachend für ein Klassenfoto vor "ihrer" Ludwig-Thoma-Schule auf. Ein Geschenk, das Kreter organisiert hat. "Wir wollen unseren Schülern eine Erinnerung mitgeben."