Süddeutsche Zeitung

Gewerbeschau:Diva in der Krise

Auf der Dachauer Informations- und Verkaufsausstellung präsentieren sich immer weniger lokale Handwerksbetriebe. Das Format eignet sich für sie nicht. Jetzt fordern SPD und Bündnis für Dachau, die Gewerbeschau abzuschaffen

Von Viktoria Großmann, Dachau

SPD und Bündnis für Dachau wollen die Dachauer Informations- und Verkaufsausstellung Diva abschaffen. Zu teuer finden sie die Fraktionen und zu wenig nützlich. Mehr als 64 000 Euro muss die Stadt der alle zwei Jahre stattfindenden Messe zuschießen. Knapp die Hälfte sind Personalkosten, mehrere Abteilungen im Rathaus sind in die Vorbereitung der Messe eingebunden. Zwar hat sie im vergangenen Oktober 33 720 Besucher angezogen, doch Bündnis und SPD wollen den Erfolg nicht an der Besucherzahl messen, sondern an der Art der Teilnehmer. Zu wenig regional, zu beliebig, befinden sie.

"Das Ziel wurde nicht erreicht", sagt Christa Keimerl, Fraktionsvorsitzende der SPD. Die Diva sei als Gewerbeschau zur Präsentation lokaler Handwerksbetriebe gedacht gewesen, sagt Keimerl. Stattdessen würden auf der Messe "zu viele Gurkenschäler" verkauft, fasst Bürgermeister und Bündnis-Stadtrat Kai Kühnel zusammen. Aus Keimerls Sicht sind auch Landratsamt, Sparkasse, Volksbank und die Partnerstädte Dachaus auf der Diva fehl am Platz. Um die Bürger zu gesellschaftlichem Engagement aufzurufen oder sie über das der Firmen aufzuklären, gebe es extra eine Ehrenamtsmesse beim ASV.

Etwas mehr als die Hälfte der Aussteller auf der Diva 2015 kam aus der Region. Wirtschaftsförderer Stefan Wolf hoffte für 2017 auf 80 Prozent. Kai Kühnel hingegen berichtet von enttäuschten und kritischen Ausstellern und glaubt, dass der Anteil der regionalen Messestände noch zurückgehen werde: "Die sehen, dass sich dort nichts bewegt." Tatsächlich ist die Zahl der Aussteller aus dem Landkreis Dachau stetig zurückgegangen, von rund 140 in den Jahren 2009 und 2011 waren es noch 100 in den Jahren 2013 und 2015. Aus der Stadt Dachau kamen zuletzt noch 70 der insgesamt 252 Teilnehmer.

Gerade für kleinere, lokale Betriebe eigne sich das Format offenbar nicht, sagt Keimerl. Einen Messestand zu organisieren, sei enorm aufwendig und auch teuer, sagt Keimerl aus eigener Unternehmererfahrung. Für kleine Handwerksbetriebe sei es schwierig, genügend Personal aufzubringen, das fünf Tage lang einen Messestand besetzt. Debatten um eine Verkürzung der Messe hat es bereits mehrmals auch im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats gegeben. Doch eine reine Verkürzung reicht Keimerl und Kühnel nicht.

Für eine gute Idee hält dies dagegen der Wirtschaftsreferent des Stadtrats, Florian Schiller (CSU). "Vier Tage statt fünf wären besser", sagt er. Die Diva abzuschaffen, ist für ihn die falsche Konsequenz aus der detaillierten Kostenaufstellung, die den Mitgliedern im Haupt- und Finanzausschuss im Juni vorgelegt worden war. Ins Rollen gebracht hatte die Diskussion Schillers Vorgänger als Fraktionsführer, Dominik Härtl, der Anfang des Jahres seinen Stadtratssitz aufgab. Auf Härtls Antrag hin hatte die Wirtschaftsförderung eine erste Kostenaufstellung gemacht. Die war Kai Kühnel nicht aussagekräftig genug. Nun wurden alle Arbeitsstunden offengelegt. Demnach ist der Bauhof mit 210 Stunden gebunden. Neben der Abteilung Wirtschaftsförderung sind es vor allem Stadtwerke und Kulturamt, die viel Arbeitszeit investieren. Die Stadtwerke zahlen zudem 15 000 Euro für Standgebühr, Werbung und Catering.

Diese hätten aber auch einen klaren Mehrwert, findet Florian Schiller. Auch die Möglichkeit für den Landkreis, sich zu präsentieren, sei wichtig. "Der SPD fehlt es an Kreativität, um die Möglichkeiten der Diva zu erkennen", sagt Schiller. Er möchte die Diva umgestalten. Es fehle an Profil, räumt er ein. So könne etwa jede Messe unter ein Schwerpunktthema gesetzt werden. Mit einer klaren Ausrichtung könnten wieder mehr Dachauer Geschäftsleute für die Teilnahme gewonnen werden, hofft Schiller. Er ist Mitglied im Messebeirat, dem neben der Veranstalterfirma Josef Werner Schmid aus Mörslingen auch die Wirtschaftsförderung und Händlergemeinschaft LAD angehören. In einer Sitzung Ende September wolle der Beirat erneut über eine Veränderung des Konzepts beraten.

Zumindest Christa Keimerl ist für Veränderungen offen: "Das kann eine Chance für einen Neuanfang sein. Wir müssen ein neues Format finden." Das hätte schon eher passieren können, da sind sich Kühnel und Keimerl einig - und es wäre Aufgabe der Wirtschaftsförderung gewesen.

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Quelle:
SZ vom 15.09.2016
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