Dachau:"Die Zusammenarbeit hat bestens geklappt"

31 Feuerwehren waren im Einsatz, als Orkan Niklas über den Landkreis hinwegtobte. Kreisbrandrat Heinrich Schmalenberg saß als Koordinator der Einsätze sozusagen im Auge des Sturms.

Von Benjamin Emonts

Sie mussten Straßen von umgestürzten Bäumen befreien, einen taumelnden Maibaum umlegen, 1000 Quadratmeter Blechdach eines Möbelhauses fixieren: Das Orkantief Niklas hielt die Feuerwehrmänner aus dem Landkreis am Dienstag zwölf Stunden lang in Atem. Koordiniert wurde der Großeinsatz der Feuerwehrkräfte von der Kreiseinsatzzentrale in Dachau, wo sage und schreibe 160 Einsatzanfragen im Laufe des Tages eingingen. Der Dachauer Kreisbrandrat Heinrich Schmalenberg spricht über Schwierigkeiten des Großeinsatzes und zieht eine Bilanz.

SZ: Herr Schmalenberg, das Sturmtief Niklas wird als einer der verheerendsten Stürme der vergangenen Jahre in Deutschland bezeichnet. Trifft das auch auf den Landkreis Dachau zu?

Heinrich Schmalenberg: Ich kann mich zumindest an keinen größeren Sturmeinsatz in den vergangenen zehn Jahren erinnern. Insofern hat die Einschätzung schon ihre Berechtigung.

Über den gesamten Landkreis verteilt waren mehr als 300 Feuerwehrkräfte im Einsatz. Mit welchen besonderen Schwierigkeiten wurden sie konfrontiert?

Die größte Gefahr war, von umstürzenden Bäumen getroffen zu werden. Mancherorts, wie beispielsweise in der Gröbenrieder Straße in Dachau, war es zu gefährlich, die Straßen sofort frei zu räumen. Einige Straßen blieben deshalb bis Mittwochmorgen gesperrt. Am Petersberg, wo vier Bäume auf eine Hochspannungsleitung gefallen sind, hätten sich die Einsatzkräfte einen Stromschlag holen können. Von dieser Gefahrenstelle hielten wir uns dann auch fern. Grundsätzlich hat die Arbeit erschwert, dass wir bei Windstärken von elf oder zwölf nicht unsere Drehleitern benutzen konnten.

Über den ganzen Tag waren insgesamt 31 von 67 Feuerwehren des Landkreises im Einsatz; es gingen quasi im Minutentakt neue Notrufe ein. Wie koordiniert man so einen Großeinsatz?

Bei einer solchen Vielzahl an Notrufen und einer so großen betroffenen Fläche, werden die Einsätze nicht von der integrierten Leitstelle, sondern von der Kreiseinsatzzentrale koordiniert. Mit dieser Maßnahme entlasten wir die integrierte Leitstelle, sodass sie sich ganz auf die Annahme von Notrufen und die Alarmierung der Feuerwehren konzentrieren kann. Die Kreiseinsatzzentrale in Dachau ist dann für die Koordinierung der Einsätze und die Kommunikation mit den Feuerwehren am Einsatzort zuständig. Bei großen Flächenlagen hat sich diese Arbeitsteilung bewährt.

Wie genau ist der Ablauf, wenn ein Notruf eingeht?

Die integrierte Leitstelle nimmt den Notruf entgegen, erfasst ihn in ihrem Computer, informiert umgehend per Fax die Kreiseinsatzzentrale und alarmiert die entsprechende Feuerwehr. Die Kreiseinsatzzentrale, am Dienstag zehn Personen, kontaktiert dann die jeweiligen Feuerwehrkräfte und koordiniert den Einsatz. Wir organisieren angeforderte Gerätschaften, verständigen Notallmanager und geben Informationen an die Polizei oder das Bayerische Rote Kreuz. Zudem geben wir nach Einsatzende auch Pressemitteilungen heraus.

In den vergangenen Monaten wurde im Landkreis flächendeckend und für viele Millionen Euro der Digitalfunk eingeführt. Wie hat sich die neue Technik nun bewährt?

Der Digitalfunk hat tadellos funktioniert, wir sind sehr zufrieden.

Was genau hat sich verändert?

Der Digitalfunk ist nicht nur abhörsicher, er bietet im Vergleich zum herkömmlichen Analogfunk auch akustisch deutlich mehr Qualität. Hintergrundgeräusche können beispielsweise einfach heraus gefiltert werden. Bei Großeinsätzen wie dem am Dienstag bietet der Digitalfunk außerdem die Möglichkeit, größere Funkgruppen zu bilden. Er ermöglicht, dass alle Hilfskräfte am Einsatzort - ob Feuerwehr, Polizei oder Hilfsdienste - auf einem Kanal kommunizieren können.

Was ziehen Sie für ein Fazit? Sind die Feuerwehren im Landkreis mit Sturmtief Niklas zurecht gekommen?

Wir können sehr zufrieden sein, denke ich. Die Verständigung über den Digitalfunk hat reibungslos funktioniert und die Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren bestens geklappt. Und besonders erfreulich ist doch, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: