Dachau:Die Ungeduld wächst

Seit Jahren fordern Dachauer Grundschulen Jugendsozialarbeiter - jetzt soll eine Studie über die Dringlichkeit entscheiden.

Von Petra Schafflik

Im Mai 2013 entschied der Stadtrat, den Einsatz von Jugendsozialarbeitern an den vier städtischen Grundschulen zu initiieren. Ein Antrag wurde an den Landkreis gestellt, der für Jugendsozialarbeit (JAS) zuständig ist. Jetzt, ein Jahr später, gibt es immer noch keine Sozialarbeiter an den Dachauer Grundschulen. Schulleiterinnen und Eltern, die seit Jahren für dieses Zusatzangebot gekämpft haben, sind enttäuscht. "Wieder ist ein Jahr verloren", bedauert Gabriele Dörfler, Rektorin der Grundschule-Ost.

Es wurde keine Zeit vergeudet, betont Jugendamtsleiter Ulrich Wamprechtshammer. Vielmehr hätten enorm viele Schulen aus dem Landkreis neu Jugendsozialarbeit beantragt. Deshalb sei eine solide Datenbasis notwendig, "um zu prüfen, wo Jugendsozialarbeit sinnvoll ist". Liefern soll diese Entscheidungsgrundlage für den Kreistag die Sozialraumanalyse für den Landkreis. Diese Studie gibt es bereits, "aber die Daten müssen aktualisiert werden." Die Enttäuschung an den Schulen ist offenkundig. "Wir waren so dankbar und zuversichtlich, als der Stadtrat Jugendsozialarbeit befürwortet hat", sagt Schulleiterin Dörfler. Die Wichtigkeit von Jugendsozialarbeit sei definitiv nicht strittig. "Viele Probleme könnten wir vor Ort zeitnah auffangen", sagt Dörfler. Wie groß die Not an den Schulen ist, zeigte ein Hilferuf, mit dem sich Helga Schiller, Rektorin der Grundschule Augustenfeld, im vorigen Jahr an die Öffentlichkeit wandte. Unterstützung werde gebraucht, forderte Schiller damals wie heute, weil verhaltensauffällige Schüler und beratungsresistente Eltern Lehrern und Schulleitern das Leben schwer machen. Gerade weil der Leidensdruck an den Schulen groß ist, "hätten wir gehofft, dass es schneller geht", sagt Schiller. Allerdings drängen nicht nur die Grundschulen auf pädagogische Unterstützung. Beim Jugendamt sind zahlreiche Anfragen eingegangen. Auslöser für die Antragsflut ist eine Änderung der Förderrichtlinien. Lange wurde JAS nur an Mittelschulen öffentlich gefördert, die im Landkreis inzwischen alle bereits über eine derartige pädagogische Unterstützung verfügen. Seit 2013 gelten neue Bestimmungen, die staatliche Gelder auch für Jugendsozialarbeit an anderen Schulformen möglich machen. Genau diese Änderung der Zuschussvorgaben war auch für den Stadtrat im vorigen Jahr Anlass, den jahrelangen Forderungen von Eltern und Schulleiterinnen zu folgen. Zuvor war Jugendsozialarbeit für die städtischen Grundschulen stets vom Gremium abgelehnt worden, weil die Stadt auf den Kosten alleine sitzen geblieben wäre.

Die große Nachfrage nach Jugendsozialarbeit macht nun eine politische Entscheidung darüber notwendig, wo Prioritäten gesetzt werden. Der Landkreis wird nicht nach dem Gießkannenprinzip verfahren, sondern Fördermittel gezielt einsetzen, wo JAS viel bewirken kann. Grundlage für diese Entscheidung soll die Sozialraumanalyse liefern, die Zahlen enthält zu erzieherischen Hilfen, Jugendkriminalität, Scheidungsverfahren und Alleinerziehenden, Arbeitslosigkeit, Einkommens- und Wohnsituation in den einzelnen Kreiskommunen. Um diese Studie auf den aktuellen Stand zu bringen, hat der Landkreis "eigens jemanden neu eingestellt, das ist ein Haufen Arbeit", erläutert Wamprechtshammer. Auch die Gemeinden müssen Daten beisteuern, was zu Verzögerungen führte. Wegen der Kommunalwahlen seien die Rathausmitarbeiter enorm belastet gewesen. Erst kurz vor Ostern lieferte die Stadt Dachau als letzte Kommune ihr Zahlenmaterial. Sofort macht sich nun das beauftragte Augsburger Institut an die Arbeit, so Wamprechtshammer. Spätestens im Herbst werde dann der Kreistag beraten. Der Jugendamtsleiter erwartet eine politische Grundsatzentscheidung zur Frage, wie stark sich der Landkreis künftig in Sachen Jugendsozialarbeit an Schulen engagieren will.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: