Dachau:Dicke Fische

Taucher der Bereitschaftspolizei bergen unter der Brücke in Mitterndorf Motorräder und Tresore aus der Amper. Die Beamten vermuten, dass es sich um entsorgtes Diebesgut handelt - jetzt sind die Ermittler am Zug.

Von Robert Stocker

Dachau: Mit Teleobjektiv und Kopfhörer ausgestattet verfolgen Polizeibeamte die Bergung des mutmaßlichen Diebesguts.

Mit Teleobjektiv und Kopfhörer ausgestattet verfolgen Polizeibeamte die Bergung des mutmaßlichen Diebesguts.

(Foto: joergensen.com)

Die Autofahrer wundern sich: Als sie am Donnerstagvormittag von der Brucker Straße in die Heinrich-Nicolaus-Straße einbiegen wollen, stoßen sie auf ein Hinweisschild. Es macht auf eine Baustelle aufmerksam. Die Heinrich-Nicolaus-Straße wird zur Sackgasse, die Amperbrücke in Mitterndorf ist gesperrt. Beginnt jetzt die Sanierung des maroden Bauwerks? Von wegen. Statt Baggern und Kränen steht dort ein großes Polizeifahrzeug, mit dem die Tauchergruppe der Bereitschaftspolizei zu ihren Einsätzen fährt. Auf der Brücke haben sich vor einem Unimog acht Beamte postiert, die gebannt ins Wasser schauen. Am hinteren Teil des Einsatzfahrzeugs ist ein Ausleger mit Seilwinde montiert, der per Funk dirigiert werden kann. Am Stahlseil hängt ein riesiger Haken.

Jedesmal, wenn er aus dem Wasser gezogen wird, fördert er erstaunliche Dinge zutage. Das schwere Zeug befestigen zwei Taucher am Grund des Flusses mit einem dicken Gurt am Haken. Mal wird ein mit Schlamm und Algen überzogenes Motorrad aus den Fluten gezogen, mal ein aufgebrochener Tresor. Kurz darauf baumelt ein ausgewachsener Zigarettenautomat am Haken, dann wieder kommt ein Fahrrad zum Vorschein. Der Ausleger hievt die verrotteten Teile auf einen Anhänger, der sich mit der Zeit langsam füllt. Irgendwie erinnert die Aktion ans Ramadama. An eine Säuberung der Amper, in der jemand möglicherweise seinen Müll entsorgt hat. Aber wer kommt schon auf die Idee, einen Tresor im Fluss zu versenken? Und warum liegen da so viele Teile auf einem Haufen? Sechs Motorräder und Mopeds, zwei Fahrräder, zwei Würfeltresore, zwei Stahlkassetten, ein Automotor und weitere Fahrzeugteile liegen unter der Brücke auf dem Grund der Amper. Hat da jemand wirklich nur seinen Müll entsorgt?

Eine ganz andere Vermutung hat die Polizei, auch wenn dafür noch die Beweise fehlen. "Wir müssen davon ausgehen, dass da jemand gewohnheitsmäßig sein Diebesgut entsorgt hat", sagt Hans-Jürgen Dietz, Leiter der technischen Einsatzeinheit der Bereitschaftspolizei. Er leitet die Aktion in Mitterndorf, die eigentlich nur durch einen Zufall zustande kam. Weil sie über Taucher verfügt, baten die Stadt und das Landratsamt die Bereitschaftspolizei, die Fundamente der Brückenpfeiler zu untersuchen. Das Bauwerk ist inzwischen ziemlich marode; Brücke und Pfeiler sind abgesunken und müssen erneuert werden. Als die Taucher am vergangenen Freitag unter Wasser gingen, machten sie einen überraschenden Fund: Sie entdeckten unter der Brücke die inzwischen geborgenen Gegenstände, die am Grund der Amper lagen. Die Vermutung, dass es sich um entsorgtes Diebesgut handelt, lag für die Beamten ziemlich nahe. Da die Bereitschaftspolizei über das geeignete Gerät verfügt, wurde beschlossen, die Gegenstände aus der Tiefe zu heben.

Dass da jemand nur sein Altmetall loswerden wollte, glaubt der Leiter der technischen Einsatzeinheit nicht. "Damit macht sich keiner so viele Umstände." Ob es sich tatsächlich um Diebesgut handelt, müssen die Beamten noch überprüfen. Das ist Aufgabe der Ermittler in der Polizeiinspektion. "Wir müssen jetzt nach Fahrgestell- oder Registriernummern suchen", sagt Michael Richter, Sprecher der Polizeiinspektion. So könne man die geborgenen Gegenstände vielleicht Diebstählen und Einbrüchen zuordnen. In den vergangenen Wochen berichtete die Polizei von Fällen, in denen Einbrecher kleine Tresore aus der Wand hebelten und sie einfach mitnahmen. Vielleicht wurde das eine oder andere Stück dann in der Amper versenkt. Dass die Täter dabei nie beobachtet wurden - die nächsten Häuser stehen nicht weit entfernt - ist auch für einen Jäger rätselhaft, der die Polizeiaktion verfolgt. "Ich fahre nachts zwei- oder dreimal pro Woche über die Brücke und habe nie etwas gesehen."

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