Dachau:Deutlicher Zuwachs an Übernachtungen und Tagestouristen

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Vor allem für Geschäftsreisende und Radfahrer ist der Landkreis zunehmend attraktiv.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Zahl der Touristen, die den Landkreis Dachau besuchen, ist rasant angestiegen. Vor allem die Große Kreisstadt erlebt einen Boom: Im ersten Halbjahr kamen 57 Prozent mehr Gäste als im Vorjahreszeitraum, 40 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr blieben über Nacht. Aber auch insgesamt liegt der Landkreis deutlich über dem bayerischen Durchschnitt: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 16,5 Prozent mehr Übernachtungsgäste in den Landkreis gekommen. Zählt man die Tagestouristen dazu, kamen sogar knapp 21 Prozent mehr Besucher als im vergangenen Jahr.

Damit liegt der Landkreis im bayernweiten Trend. Im Vergleich zum Vorjahr sind im ersten Halbjahr knapp fünf Prozent mehr Gäste in Bayern angekommen. Werner Braun, einer der Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga im Landkreis, hat dafür eine einfache Erklärung: "Die Leute bleiben lieber im eigenen Land, anderswo ist es ihnen zu unsicher." Der Metzger und Gastwirt empfängt in seinem Betrieb in Wiedenzhausen vor allem viele durchreisende Gäste, die von der Autobahn abfahren auf der Suche nach einer Brotzeit. "Mittags ist bei uns schwer ein Tisch zu bekommen", sagt Braun. Auch Radlergruppen sind regelmäßig zu Gast.

Gute Anbindung macht scih bezahlt

Die Nähe zur Autobahn, die den Landkreis für viele Gewerbe so attraktiv macht, ist auch für Wirte und Hoteliers einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren: So empfängt der Gasthof Groß in Bergkirchen viele Geschäftsreisende und im Sommer durchreisende Urlauber. In Dachau gibt es laut Tobias Schneider, Leiter des Dachauer Kultur- und Tourismusamts, "eine große Zufriedenheit bei den Hotels". Laut bayerischem Landesamt für Statistik bleiben die Gäste durchschnittlich zwei Nächte. Dass Dachau über genügend Hotels verfügt, ist für Schneider ein wichtiger Grund zur Erklärung des Booms. So wurde im vergangenen Jahr das Tulip Inn im Gewerbegebiet eröffnet, das sich besonders an Geschäftsreisende richtet. Für diese zählt die Nähe zu S-Bahn, Autobahn und Flughafen. Der Baumaschinenmesse Bauma im April und der Messe für Abwassertechnik Ifat Anfang Juni sei ein weiterer Teil der Gäste zu verdanken. Allein im Juni kamen 51 Prozent mehr Übernachtungsgäste in die Stadt als vor einem Jahr.

Die Hotels profitieren vom Boom am meisten: Die Industrie- und Handelskammer Oberbayern hat erforscht, wie viel Geld die Touristen bei ihren Aufenthalten ausgeben. Im Münchner Umland, zu dem der Landkreis Dachau zählt, gaben die Übernachtungsgäste 172 Euro pro Tag aus. Tagesgäste hingegen im Durchschnitt nur etwa 25 Euro. Dass ihre Zahl ebenfalls stark gestiegen ist, deutet darauf hin, dass der Landkreis mehr zu bieten hat, als eine gute Anbindung nach München. Marketingeffekte zeigen sich an den Zahlen wohl auch, sagt Kulturamtsleiter Schneider bescheiden. Seit Jahren verzeichnen Stadt und Landkreis ein kontinuierliches Plus. Dachau ist mit seinen Ausstellungen, Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten in München präsent auf Litfaßsäulen und in U-Bahnen und auch auf der Homepage der Landeshauptstadt. In der Oktoberfest-Ausgabe des Reisemagazins Merian wurde eine Anzeige geschaltet. Die Hoteliers in Dachau profitieren von der Wiesn ohnehin, dann sei Dachau traditionell ausgebucht, sagt Schneider. Aber vielleicht nutzt ja der ein oder andere die Gelegenheit für einen Ausflug zum Schloss oder zu einer Radtour ins Umland.

"Wir denken regional"

Schneider legt großen Wert auf die Zusammenarbeit mit dem gesamten Landkreis sowie dem Münchner Umland. "Wir denken regional." Das Dachauer Land verfüge über einige der attraktivsten Fahrradstrecken der Metropolregion, derzeit wird an einer aktualisierten Radkarte gearbeitet. Schneider erwartet eine weitere Zunahme des Radtourismus. Was die IHK fordert, nämlich den Wirtschaftsfaktor Tourismus durch mehr Kooperationen und Regionalvermarktung zu stärken, wird im Landkreis bereits getan oder in Angriff genommen. Denkbar sei zum Beispiel, sagt Schneider, dass sich die Landkreise rings um München gemeinsam auf großen Tourismusmessen präsentieren. Allein sei das zu teuer und kaum sinnvoll.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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