Dachau:Der Traum von der Squash-Insel ist geplatzt

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Nach dem Großbrand zu Jahresbeginn sollte das Sportzentrum in Dachau wiederaufgebaut werden. Jetzt haben die Grundstückseigentümer völlig überraschend einen Rückzieher gemacht.

Andreas Glas

Überraschendes Aus für die Dachauer Squash-Insel: Alle Einzelheiten für den Wiederaufbau des zu Jahresbeginn abgebrannten Sport-Centers waren ausgehandelt, diese Woche sollte der Bauantrag bei der Stadt eingereicht werden - doch nun haben die Grundstückseigentümer einen Rückzieher gemacht. Ohne Begründung. "Acht Monate Planung haben viel Einsatz und Geld gekostet, umso unverständlicher ist für uns dieser Sinneswandel", sagt Betreiber Stephan Walottek. Dessen Rechtsanwalt prüft nun eine Schadensersatzklage gegen die Eigner des Grundstücks in der Robert-Bosch-Straße. Ein Großbrand hatte das Fitness-Center mit Squash-Halle und Bowling-Bahn zerstört und einen Millionenschaden verursacht. Die Ursache des Feuers war vermutlich ein verschmortes Kabel im Traforaum.

Wenige Tage nach dem Großbrand hatte einer der Besitzer der Immobilie versichert, dass die Anlage wieder aufgebaut und die alten Pächter wieder einziehen sollen. "Bis jetzt wüsste ich nicht, woran es scheitern sollte", sagte Robert Eiter damals der Süddeutschen Zeitung. Diese Aussage habe bis vergangenen Donnerstag Bestand gehabt, sagt Walottek. Auch für Stefan Eder kam der Rückzieher der Grundstücks-Eigner wie aus heiterem Himmel: "Es war alles beschlossen. Seit acht Monaten hatten wir die Info: Es wird gebaut", sagt der 32-Jährige, dessen Bowling-Anlage dem Brand zum Opfer fiel. Noch am vergangenen Mittwoch hatte Eder eine E-Mail erhalten, in der die Eigentümer den Wiederaufbau der Anlage bestätigt hatten. Tags darauf fuhr er nach Rosenheim, um dort den Pachtvertrag zu unterschreiben. Als er dort ankam, war alles anders: "Von heute auf morgen hieß es: Wir wollen nicht mehr. Plötzlich scheint ihnen die Rendite zu gering zu sein. Aber es geht doch im Leben nicht immer nur um Rendite, bei uns hängen ja auch Existenzen dran", sagt Eder. Etwa 30 Personen waren im Sport- und Bowling-Center angestellt.

Im vergangenen halben Jahr hat Eder viel investiert in die Planung der neuen Bowling-Anlage samt Minigolfplatz. Er ist nach Las Vegas gefahren, um sich über Trends zu informieren, hat einen Architekten engagiert, Brand- und Schallschutzgutachten in Auftrag gegeben, mit dem Stadtbauamt verhandelt. Eine Menge Geld habe das gekostet, sagt Eder, der für den Brandschaden bislang noch keine Entschädigung erhalten haben will: "Wer glaubt, wir kassieren Millionen von der Versicherung und ziehen dann in die Karibik, dem kann ich sagen: Bei mir ist das nicht der Fall." Die Versicherung habe ihm lediglich einen Zeitwert des entstandenen Schadens versprochen, unter dem Strich habe er viel Geld verloren. Sogar sein Auto habe er zwischenzeitlich verkauft, um finanzielle Verpflichtungen erfüllen zu können. "Dass die Anlage jetzt doch nicht gebaut wird, ist in jeder Hinsicht ein Fiasko - wegen der Arbeitsplätze und finanziell."

Unter den früheren Mitgliedern der Squash-Insel sei die Enttäuschung nun groß, sagt Betreiber Walottek. Bereits in den zehn Tagen nach dem Brand habe er 1200 E-Mails bekommen von Menschen, die ihn zum Wiederaufbau ermutigt hatten. Was nun mit dem Grundstück geschieht, ist ebenso unklar wie der Hintergrund für das plötzliche Scheitern der Baupläne. Am Montag war keiner der drei Eigentümer für eine Stellungnahme erreichbar. Auch Walottek und Eder können bislang nur rätseln. Beide versichern, dass die Zusammenarbeit mit den Grundstücksinhabern bis vor ein paar Tagen blendend gewesen sei.

Dass die Eigentümer doch noch ihre Meinung ändern, glaubt Walottek inzwischen nicht mehr: "Es ist höchst traurig für uns, aber dafür gibt es keine Anzeichen. Realistisch betrachtet ist die Geschichte der Insel nach 28 Jahren an diesem Standort zu Ende." Nun beginnt sein Kampf um Schadenersatz, auch Eder zieht eine Klage in Erwägung. Die Suche nach einem neuen Standort ist für Walottek derweil noch kein Thema: "Wir müssen uns erst einmal sammeln. Die Insel war für uns alle eine Herzensangelegenheit."

© SZ vom 28.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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