Dachau:Der Problembau

Nach vielen Schwierigkeiten erfolgt an diesem Dienstag nun endlich der Spatenstich zur Dreifach-Sporthalle in Augustenfeld.

Von Walter Gierlich

Seit Jahren warten Schüler, Lehrer, aber auch die Dachauer Sportvereine auf die Halle. An diesem Dienstag geht es endlich los mit dem Bau der Dreifach-Schulsporthalle im Stadtteil Augustenfeld. Bisher mussten die Kinder der Montessori-Schule und der 2006 eröffneten Grundschule Augustenfeld zum Sportunterricht in teilweise weit entfernte Hallen gefahren werden. Als nach langen Diskussionen die Planung endlich stand, brachte ein Urteil des Bundesfinanzhofs, das sich auf eine Forderung der EU stützte, eine weitere Verzögerung. Das Problem ist noch nicht endgültig gelöst, aber die Stadt geht für die dringend benötigte Halle ins Risiko. Im Februar 2013 erteilte die Regierung von Oberbayern die Erlaubnis zum vorzeitigen Baubeginn für das rund 5,8 Millionen Euro teure Vorhaben. Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) ist heilfroh, dass es nun so weit ist: "Eine Turnhalle haben wir mit solchen Problemen noch nie gebaut."

Die Dreifachturnhalle wird zu zwei Dritteln von der privaten Montessori-Schule genutzt, zu einem Drittel von der Grundschule Augustenfeld. Daher war ursprünglich die Fördergemeinschaft Montessori-Schule als Bauherr vorgesehen. Doch weil der private Verein keine staatlichen Zuschüsse für den Grunderwerb bekommen hätte, übernahm die Stadt die Trägerschaft für das Projekt. "Doch das gemeinsame Konstrukt von Montessori und Stadt hat sich als so kompliziert herausgestellt, dass sich alles weiter verzögert hat", erläutert OB Bürgel.

Doch es gab weitere Schwierigkeiten: Der Bauausschuss des Stadtrats wies im Juli 2008 einen ersten Entwurf zurück, weil die Forderung nach Barrierefreiheit nicht erfüllt war. Einige Monate später vertagte der Ausschuss die Entscheidung erneut, weil man warten wollte, bis die Entscheidung über den Umzug des TSV 1865 auf die Ostseite der Theodor-Heuss-Straße endgültig beschlossen sei. Doch weil sich die Verhandlungen zwischen Stadt und Grundbesitzern damals zerschlugen, entschied das Gremium im Februar 2009 endlich, die Halle für die Schulen zu bauen - unabhängig von der Aussiedlung des TSV aus dem Wohngebiet an der Jahnstraße.

Nun kamen aber die beiden Dachauer Großvereine mit Forderungen: Die Volleyballer des ASV verlangten eine bundesligataugliche Halle, weil sonst das Aus im hochklassigen Sport drohe. Und auch die Basketballer wollten eine neue Halle, die den Anforderungen ihres Sportverbands an höhere Ligen genügt. Zusammen mit Zuschauertribünen für 300 bis 350 Besucher wäre die Bausumme enorm angestiegen - "in exorbitante Höhen", wie OB Bürgel betont. Die wettkampftaugliche Halle war somit gestorben, man kehrte wieder zum Konzept der Dreifachturnhalle zurück, die außerhalb der Schulzeiten von Vereinen genutzt werden kann. Auf einem knapp 3300 Quadratmeter großen Areal an der Theodor-Heuss-Straße sollte das Schulprojekt verwirklicht werden, entschied der Bauausschuss im Herbst 2009. Doch als 2010 die Finanzkrise auch auf die Stadt voll durchschlug, wurde das Vorhaben aus Geldmangel erneut verschoben.

Als die städtische Haushaltslage sich dann wieder gebessert hatte, kam der nächste Schlag: Durch die Forderung der EU ergaben sich erhebliche steuerrechtliche Probleme: Im Kern geht es darum, ob die Stadt durch die Überlassung der geplanten Sporthalle an die Montessori-Schule gegen eine Beteiligung der Fördergemeinschaft an den Baukosten möglicherweise unternehmerisch tätig wird. Damit würde dann Umsatzsteuer fällig. "Das hat dem Ganzen dann noch das Sahnehäubchen aufgesetzt", sagt der Oberbürgermeister ziemlich sarkastisch. Die Stadt wollte Klarheit über mögliche Konsequenzen, was sich aber als schwierig herausstellte. Im schlimmsten Fall müsste die Stadt für alle Immobilien, die sie gegen Gebühr Vereinen überlässt, Mehrwertsteuer kassieren. OB Bürgel wandte sich daher an den Städtetag, an Ministerpräsident Horst Seehofer und auch an Bundespolitiker. Eine Entscheidung des Bundes sei frühestens im Herbst zu erwarten, doch so lange wollte die Stadt nicht mehr warten.

Im Februar konnte Stadtkämmerer Thomas Ernst Entwarnung signalisieren. Mit Hilfe des Landesamts für Finanzen sei man das Problem angegangen. "Die Risiken haben wir deutlich minimiert. Das Problem ist derzeit vom Tisch", sagte er damals. Dann wurde der Vertrag mit der Fördergemeinschaft Montessori-Schule unterschrieben. Auch der Stadtrat hat der Vereinbarung zugestimmt, so dass mit der Ausschreibung für das Bauvorhaben begonnen werden konnte. An diesem Dienstag wird zur Erleichterung aller Beteiligten mit dem Bau begonnen: "Das war ein hartes Stück Arbeit", sagt Bürgel, "deswegen machen wir mal wieder einen Spatenstich."

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