Dachau:Der Goldschatz von Gaggers

Goldrausch in Gaggers

Filmemacher Dieter Hentzschel und Kreisarchivar Andreas Bräunling bei der Premiere in der Stadtbücherei.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Dieter Hentzschel verfilmt die Geschichte vom sagenhaften Keltenfund im Dachauer Land

Von SOPHIA DITTMANN, Dachau

Am Rande eines kleinen Waldstücks, rund einen Kilometer westlich vom Örtchen Gaggers, entdeckte die Hirtenfrau Anna Sondermayr im Jahre 1751 beim Viehtreiben einen Goldschatz. Auf einem frisch aufgeworfenen Maulwurfhügel glänzten ihr im Sonnenlicht mehrere Goldmünzen entgegen. Die hochschwangere Frau grub daraufhin tiefer an diesem Flecken Erde. Immer mehr goldene Münzen mit verschiedensten Prägungen kamen in den Überresten einer Bronzekanne zum Vorschein.

Der sagenhafte Fund vom vergrabenen Gold sprach sich damals in der Gegend rasch herum, schon bald verbreitete sich das Goldfieber im ganzen Dachauer Land. Am Ende durchwühlten bis zu 200 Schatzsucher gleichzeitig den Boden. Bis zu 1400 der sogenannten Regenbogenschüsselchen kamen dabei ans Tageslicht. Der Name Regenbogenschüsselchen entstand zu der Zeit aufgrund der charakteristischen, fingerkuppengroßen Schüsselform der Münzen und dem bekannten Aberglauben, der besagt, dass dort, wo ein Regenbogen die Erde berührt, ein Topf voll Gold zu finden sei. Heute aber ist man schlauer: Es handelte sich nicht um Goldschätze natürlichen oder göttlichen Ursprungs, sondern um von Menschenhand geschaffenen Goldmünzen aus der Keltenzeit. Die Münzen, jede 7,6 Gramm schwer, stammten vom keltischen Stamm der Vindeliker und wurden vor mehr als 2000 Jahren in der Latènezeit geprägt. Warum der Schatz vergraben wurde, ist unklar. Eine Theorie besagt, die Kelten hätten ihn aus Angst vor Plünderung versteckt, eine andere wiederum besagt, dass es sich um eine Opferbringung für Götter an einem religiösen Platz handelt.

Der Goldfund im Dachauer Land ist der zweitgrößte Keltenschatz, der je in Europa gefunden wurde. Nur elf Münzen blieben vom einst so üppigen Goldschatz erhalten. Ob es sich um eine damalige Währungsform handelt, ist nicht bekannt. Das wertvollste Stück aus dem Schatz von Gaggers bildet auf dem Avers, so nennen Numismatiker die Vorderseite der Münze, eine frontalen Hirschkopf ab, der den Hirschgott Cernunos darstellt. Dieser keltische Gott für Fruchtbarkeit und Wachstum ist heute das Motiv des Emblems vom 2008 gegründeten Archäologischen Verein für Stadt und Landkreis Dachau. Diese und zehn weitere Gaggersmünzen sind heute in der Staatlichen Münzsammlung in München verwahrt.

In enger Zusammenarbeit mit dem Stadt- und Kreisarchivar Andreas Bräunling, hat der Dachauer Filmemacher Dieter Hentzschel nun die sagenhafte Geschichte vom vergrabenen Gold im Dachauer Land gekonnt in Szene gesetzt. Vor etwa 50 Gästen feierte der Film "Goldrausch in Gaggers" jetzt Premiere in der Stadtbücherei Dachau. Der Zuschauer taucht 45 Minuten lang in die Welt der Kelten im Dachauer Land ein. Hentzschel stellte Bräunling vor seine Kamera und lässt ihn die Geschichte vom Goldrausch in Gaggers erzählen. Im Film führt der Kreisarchivar den Zuschauer durch die Staatliche Münzsammlung in München. Eine Tour durch das Kelten Römer Museum in Manching gibt Einblicke in das Leben und die Kultur der Kelten, die in der frühen Eisenzeit bereits erstaunliche Kenntnisse besaßen. Keltenexperte Bräunling zeigt beispielsweise detailgetreu, wie und mit welchen Werkzeugen damals die Münzen per Hammerschlag geprägt wurden. Hentzschel filmt Bräunling vor der Arnzeller Keltenschanze im Gespräch mit Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter und mit dem Einheimischen Thomas Vötter am historischen Fundort in Gaggers. Fantastische Aufnahmen vom Dachauer Land aus der Vogelperspektive rundeten die gelungene Filmpremiere ab.

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