Dachau:Der Feuerwehr fehlt die Perspektive

Auf seiner ersten Bürgerversammlung erntet OB Hartmann Kritik, weil der Pellheimer Neubau immer verschoben wird

Von Petra Schafflik, Dachau

Im vorigen Jahr hat Oberbürgermeister Florian Hartmann die Bürgerversammlungen entspannt verfolgt. Als designierter Rathauschef, der die Amtsgeschäfte noch nicht übernommen hatte, wurden ihm nur am Rande der Veranstaltungen höflich Anregungen in den Notizblock diktiert. Anders jetzt in Pellheim bei der ersten von fünf städtischen Bürgerversammlungen, Hartmanns erster Veranstaltung als amtierender OB. Die Bürger im voll besetzten Saal im Gasthof Liegsalz sparten nicht mit Kritik und brachten recht detaillierte Wünsche vor. Massiv verärgert ist Feuerwehrkommandant Engelbert Metz, weil der notwendige und bereits zugesagte Neubau eines Feuerwehrhauses für die eigenständige Pellheimer Wehr von der Stadt wieder und wieder verschoben wurde. "Diese Hinhaltetaktik ist nicht mehr tragbar", schimpfte Metz.

Eines ist dem Kommandanten wichtig: Die technische Ausstattung mit dem 2014 neu angeschafften Feuerwehrauto ist bei der Pellheimer Feuerwehr hervorragend. Aber das nagelneue Löschfahrzeug stehe nun in einer provisorischen, unbeheizten Halle, die er selbst in Eigenregie ausgebaut habe. Das sei kein Zustand. Die Garage entspreche keinerlei Sicherheitsvorschriften, in der kalten Jahreszeit werde die Ausrüstung nicht richtig trocken, die Feuerwehrleute müssten in eiskalte, klamme Einsatzkleidung springen. Wenn die Mannschaft sich nach anstrengender Hilfeleistung noch ein wenig austauschen wolle, "stehen wir in der kalten Garage beieinander." Unter solchen Bedingungen tue sich die Pellheimer Wehr schwer, Nachwuchs zu gewinnen. Das Provisorium sei als Übergangslösung gedacht und auch akzeptabel. Was Metz aber enorm ärgert, ist die Unsicherheit, wann endlich neu gebaut wird. Denn bereits 2013 billigte der Stadtrat einen Neubau, Geld wurde bereitgestellt und auch eine Planung gebe es. Doch 2014 sei das Projekt dann plötzlich auf "diversen Prioritätenlisten" nach hinten gerutscht, weil der Kita-Ausbau Vorrang erhielt. "Wir wollen nicht, dass wegen uns ein Kind ohne Hortplatz dasteht", erklärte Metz. Aber auch die Pellheimer Wehr fordere eine verlässliche Perspektive. Doch wie er jetzt einer Rückmeldung des OB entnommen habe, stehe die aktuelle Zusage für einen Bau in 2016 nach wie vor unter Vorbehalt. "Da ist mir die Hutschnur gerissen", so Metz. Damit bestehe die Gefahr, dass das Vorhaben wieder und wieder nach hinten rutsche.

"Alle Projekte auf einmal geht nicht", warb OB Hartmann um Verständnis. Und er könne leider nicht garantieren, dass nicht erneut ein anderes Projekt vorgezogen werde. Das habe er als OB nicht in der Hand. "Das ist Sache des Bau- und Planungsausschusses." Das weiß auch der Kommandant. "Gegen den Bauausschuss und das Bauamt richtet sich auch meine Kritik." Bauamtsleiter Michael Simon erklärte, ihm fehle das notwendige Personal. Neue Stellen seien vom Stadtrat bewilligt, ließen sich aber zu den Konditionen des Öffentlichen Dienstes nur mühsam besetzen.

Dachau: In alten Pellheimer Feuerwehrhaus ist kein Platz für das neue Löschfahrzeug. Der längst geplante Neubau rutscht immer wieder von der Prioritätenliste.

In alten Pellheimer Feuerwehrhaus ist kein Platz für das neue Löschfahrzeug. Der längst geplante Neubau rutscht immer wieder von der Prioritätenliste.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Sauer auf die gewählten Bürgervertreter ist auch Guido Metz. Die Stadt kümmere sich zu wenig um das geplante Windrad, das von der Ziegelei Hörl und Hartmann in Webling geplant ist. Diese Windanlage als Teil eines Gewerbebetriebs wird dezidiert nicht von der neuen 10-H-Reglung erfasst, die Anlagen im Stadtgebiet unmöglich macht. Das Genehmigungsverfahren für das Weblinger Rad läuft derzeit im Landratsamt. Aktuell, so Bauamtsleiter Simon, würden dort weitere Gutachten eingeholt. Bürger der nördlichen Ortsteile rund um Pellheim, die dieses Windrad quasi vor der Nase hätten, sind gegen das Vorhaben. Und fühlen sich in ihrem Widerstand zu wenig unterstützt. "Der Betreiber will Gewinn machen auf unsere Kosten", schimpfte Guido Metz. "Ist ein Industriebetrieb mehr wert als unsere Heimat?" Er bezweifelt, dass eine 200-Meter-Windkraftanlage neben einer Ziegelei noch eine Nebenanlage ist. "Das Windrad wird doch alles dominieren." Simon gab Metz recht, dass diese Frage durchaus strittig und möglicherweise auch gerichtlich zu überprüfen sei. "Dazu gibt es noch keine Präzedenzurteile."

Wünsche und Kritik gab es auch zu verschiedenen Verkehrsthemen: Willi Metz regte an, die bereits an einigen Ortseingängen installierten Tempo-Anzeigen an allen Dorfeinfahrten aufzustellen. Und im Dorf selbst wünscht er sich zumindest beim Pferdehof Kranz eine Beschränkung auf Tempo 30.

Guido Metz beklagte neuen Ausweichverkehr in Pellheim, weil an der Bahnschranke in Etzenhausen seit der Elektrifizierung der Bahnlinie lange Wartezeiten entstehen. Die Autofahrer wollen den Bahnübergang vermeiden und fahren übers Land, so sein Eindruck. "Warum wurde die geplante Unterführung nicht durchgedrückt?" Die S-Bahn Richtung Altomünster wäre nicht so schnell realisiert worden, hätte die Stadt auf der Unterführung bestanden, erklärte OB Hartmann.

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