Süddeutsche Zeitung

Dachau:Das Leben nach dem KZ

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"Ich lebe doch noch!" heißt eine Theateraufführung, die am Donnerstag, 13. Juli, um 19.30 Uhr in der Versöhnungskirche auf dem Gelände der Dachauer KZ-Gedenkstätte gezeigt wird. Dabei geht es um die Geschichte von Hanna Mandel und ihr Leben nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Auschwitz. Eine Frau spricht über ihre Kindheit, über ihre sieben Geschwister. Besonders die jüngste Schwester liebt sie sehr. Aber dann verliert Hanna Mandel, 1927 in Rumänien geboren und in Ungarn aufgewachsen, ihre gesamte Familie in Auschwitz. Sie selbst überlebt mehrere Konzentrationslager. Aber nach der Befreiung hört das Grauen nicht auf. Hanna steht im Theaterstück einer unbekannten Frau gegenüber und erzählt mit unverblümter Ehrlichkeit von ihren Gefühlen. Als sie im KZ Salzwedel von den Amerikanern befreit wird, will Hanna ein deutsches Kind töten als Rache für ihre kleine Schwester, die von den Nazis ermordet wurde. Nach und nach beginnt Hanna ihr Leben zu ändern. Sie hinterfragt die Religiösität ihres Mannes, die Rolle der Frau in der Gesellschaft und führt schließlich ein selbstbestimmtes Leben. Und als sie im Fernsehen eine Gedenkfeier für die Holocaust-Opfer sieht, sagt Hanna: "Aber ich lebe doch noch!" Denn als Überlebende mit all ihren Traumata fühlt sie sich vergessen.

Das Theaterstück von Heiko Ostendorf basiert auf dem Buch "Beim Gehen entsteht der Weg" des Theologen Norbert Reck, der bei der Aufführung anwesend sein wird. Als Ehrengäste werden Kinder und Enkelkinder von Hanna Mandel kommen. Aufgeführt wird das Stück vom theater odos, Münster, in memoriam Hanna Mandel, die vor 90 Jahren geboren wurde und 2003 in München starb.

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SZ vom 06.07.2017 / SZ
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