Dachau:Das große Stadt-Derby zum Finale

Bei den nervenaufreibenden 17. Dachauer Hallenmasters wird den 600 Zuschauern hochklassiger Fußball geboten.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Auf Facebook kursiert seit Freitag ein Video, das den Reiz des Dachauer Hallenmasters ganz gut zeigt: Auf der vollen Tribüne in der Georg-Scherer-Halle stehen etwa 25 rot-weiß gekleidete Indersdorfer Fans und bilden einen geschlossenen Fan-Block. Ein Trommler treibt die Meute an. Die anderen hüpfen zum Takt und rufen "Derby-Sieger, Derby-Sieger, hey, hey!" Man muss wissen, dass diese Atmosphäre für Spieler aus der Kreisklasse nicht gerade alltäglich ist. Gerade deshalb lieben die Amateurfußballer die Bühne des Dachauer VR-Cups.

Gut, für die Indersdorfer und ihre bundesligareifen Fans hat es letztlich nicht gereicht zum Einzug in die Endrunde des Hallenmasters. Doch auch ohne sie war die Georg-Scherer-Halle am Samstag mit 600 Zuschauern voll besetzt. Der Fußball, der den Fans geboten wurde, war streckenweise hochklassig. Insbesondere vom ASV Dachau und seinem Erzrivalen TSV Dachau 1865 bekamen die Zuschauer technisch anspruchsvollen Sport serviert. Rasche Kombinationen und technische Kabinettstückchen wurden mit Szenenapplaus bedacht, Foulspiele lauthals beklagt. Die Stimmung in den entscheidenden Partien war so, wie man sie als Spieler liebt - hitzig und emotional aufgeladen.

Acht von 32 Mannschaften hatten es in die Finalrunde des sechstägigen Turniers geschafft. Bereits im Viertelfinale, das in Hin -und Rückspiel ausgetragen wurde, kam es zum Klassiker zwischen den Hallenspezialisten aus Karlsfeld, die das Turnier schon acht Mal gewonnen haben, und dem Bayernligisten TSV Dachau 1865, der zuletzt 2007 erfolgreich war. Im Rückspiel lagen die Dachauer im Gesamtergebnis bereits mit fünf Treffern in Front, als die Karlsfelder plötzlich Tor um Tor aufholten und kurz vor dem Ausgleich standen. Die Gemüter in der Halle kochten jetzt richtig hoch, das Spiel wurde zunehmend härter und erforderte zwei Zeitstrafen. Am Ende retteten die Dachauer ihre knappe Führung ins Ziel. Es war das beste Spiel, das die Zuschauer an diesem Nachmittag zu sehen bekamen.

Souveräner Sieg

Die erste Mannschaft des ASV Dachau gewann beide Viertelfinalspiele gegen Sulzemoos mit insgesamt 12:2 Toren souverän. Angeführt vom starken Dennis Bergmann kombinierten sie sich immer wieder bis vors Tor des Gegners und mussten den Ball am Schluss nur noch locker über die Linie schieben. "Die sind ganz schön gut drauf heute", sagte ein Zuschauer treffend.

Im Halbfinale musste der ASV dann gegen seine zweite Mannschaft ran, die sich im Viertelfinale gegen Vierkirchen durchgesetzt hatte und insgesamt ein tolles Turnier spielte. Als Zeichen der Verbundenheit spielten sich die Mannschaften den Ball am Anstoß gegenseitig zu, bevor sie sich sportlich bekämpften. Die ASV-Reserve schlug sich wacker. Unter dem Strich aber war sie unterlegen und verlor das vereinsinterne Duell mit 0:3 Toren.

Das zweite Halbfinale trugen der TSV Dachau 1865 und der SC Olching aus, der im Viertelfinale die Überraschungsmannschaft aus Röhrmoos ausgeschaltet hatte. In Olching spielt inzwischen der im Landkreis bestens bekannte Stürmer Marco Bläser. Seine Motivation gegen seinen Ex-Verein Dachau 1865 war groß. Letztlich aber konnte der Landesligist aus Olching nicht mit den Filigrantechnikern aus Dachau mithalten. Der Bayernligist gewann 4:2.

Unterschiedliche Philosophien

So kam es im Endspiel zum großen Stadt-Derby, das sich alle gewünscht hatten. Beide Vereine vertreten unterschiedliche Konzepte. Der ASV Dachau hat in seinen Reihen etliche Spieler aus der eigenen Jugend, die sich in der Landesliga beachtlich behaupten. Der TSV Dachau 1865 kauft sich sein Personal dagegen zusammen, nach Eigengewächsen sucht man vergeblich. Stattdessen gibt Fabian Lamotte, ein ehemaliger Bundesliga-Profi, den Spielertrainer. Er kann auf ein großes Reservoir an gestandenen Bayern- und Regionalligaspielern zurückgreifen.

Einer davon ist Amar Cekic. Er kam erst vor kurzem von Rot-Weiß Essen aus der Regionalliga. Auch ohne eigenen Torerfolg war er der beste Spieler im Finale und des Turniers. Der 24-Jährige ist klein, wendig und pfeilschnell. Seine Gegenspieler ließ er nach ein, zwei Körpertäuschungen immer wieder verdutzt stehen. An der Seite des trickreichen Quendrim Bequiri und anderen Hochkarätern waren Cekic und sein TSV im Endspiel eine Nummer zu groß für den Gastgeber - das Finale endete 2:6. Immerhin stellte der ASV Dachau in Michael Kornprobst den besten Torjäger und in Artem Bykanov den besten Torhüter des Turniers. Die Gündinger erhielten den erstmals vergebenen Fairness-Pokal, der den Namen des gestorbenen ASV-Sportfunktionärs Herbert Reischl trägt. Schlitzohr Marco Bläser blieb nur noch, dem TSV Dachau den Deckel vom Siegerpokal zu klauen. Laut Tradition wird nun eine Ablöse fällig.

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