Dachau:Das Christkind aus Dachau

Christkind

Lisa-Marie Reitmeier ist am Heiligabend geboren.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Lisa-Marie Reitmeier feiert am 24. Dezember Geburtstag

Von Andreas Förster

Was haben Ricky Martin, Hans Söllner und Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn gemeinsam? Sie sind an einem 24. Dezember zur Welt gekommen. Genau wie Lisa-Marie Reitmeier aus Dachau. Die SZ stellt in einer Serie bis zum Heiligabend Menschen aus dem Landkreis mit ihren persönlichen Weihnachtsgeschichten vor.

Ein Christkind zu sein, empfand die 25-Jährige lange Zeit als "gar nicht märchenhaft." Schon in frühen Kindergartentagen konnte sie ihren Geburtstag nicht gemeinsam mit ihren Freunden feiern. Die Kita hatte zu, die Freunde waren bei ihren Familien und feierten Weihnachten. In der Schule war das nicht anders. In der Regel wurde dann davor oder danach gefeiert. "Beides war nicht so prickelnd", gibt die 25-Jährige zu. Auch bei Lisa-Marie zu Hause feierte man ihren Kindergeburtstag nicht an dem eigentlichen Tag. "Nur einmal haben meine Eltern eine Ausnahme gemacht", erzählt sie. "Da konnten dann alle Eltern, deren Kinder bei uns waren, gemütlich die Wohnung schmücken, und meine Eltern hatten Stress. Ich fand's trotzdem schön." Einmal wurde die Geburtstagsfeier sogar ins neue Jahr verlegt. "Das Warten fand ich ganz schrecklich", erinnert sie sich. Meistens wurde am 25. Dezember gefeiert, da waren wenigstens ein paar Freundinnen dabei. Das Hin und Her änderte sich erst, als sie als 13-Jährige ein eigenes Pferd bekam und fortan im Stüberl ihres Pferdehofs feiern konnte. Da kamen dann am Vormittag ihre besten Freunde vorbei, die meisten aus dem Reitstall, und ließen sich mit ihr Kuchen und Weihnachtsplätzchen schmecken. Eine Freundin band ihrem Pferd mal rote Schleifchen in die Mähne, das habe sie "einfach glücklich gemacht". Die Atmosphäre auf dem Reiterhof in Pellheim sei bis heute ausgesprochen familiär, sagt sie.

Für Lisa-Marie war das nun "irgendwie eine Genugtuung" für die Jahre, in denen oft nur das Christfest im Mittelpunkt stand. Nicht selten kam von entfernten Verwandten ein Päckchen, auf dem "Für Weihnachten und Geburtstag" stand und nur ein einzelnes Geschenk drin war. "Mein jüngerer Bruder hat mich dann aufgezogen und hämisch gesagt: 'Ich krieg heute auch noch Geschenke', und am Geburtstag im Februar fragte er mich: 'Na, neidisch?'" Als Kind fand sie das einfach unfair. "Damals hätte ich am liebsten mit meinem Bruder getauscht." Obwohl sich die Eltern bemühten, beiden Festen gleichermaßen Rechnung zu tragen, kam der Geburtstag immer etwas zu kurz. Inzwischen habe sich das aber relativiert, sagt die Dachauerin. Schon in den zwei Jahren ihres Auslandsaufenthalts in Irland, kurz nach dem Schulabschluss, entwickelte sie zu ihrem persönlichen Ehrentag ein entspannteres Verhältnis. Im angelsächsischen Raum werde Weihnachten erst am 25. Dezember gefeiert und so konnte sie an "Christmas Eve" problemlos im Pub einer Freundin Geburtstag feiern. Diese Tradition hat sie beibehalten: Nun, da sie erwachsen ist, geht sie mit ihren Freunden eben nach der Bescherung und dem Familienessen immer noch in ein Lokal, eine Kneipe oder eine Bar, um dort fröhlich zu feiern. Seit vielen Jahren gehört auch die Sissi-Trilogie zur persönlichen Festtagstradition der Rechtsanwaltsfachangestellten. Da fühlt sie sich immer selbst auch ein bisschen wie eine Prinzessin im Märchen. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des besonderen Geburtstags.

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