Dachau:Eltern protestieren gegen Maskenpflicht für Grundschulkinder

Zahlreiche Mütter und Väter kritisieren die Schutzmaßnahme als unverhältnismäßig. Landrat Stefan Löwl sieht aber keinen Spielraum für eine Aufhebung.

Von Christiane Bracht, Dachau

Der Aufschrei unter den Eltern im Landkreis Dachau ist groß. Die Maskenpflicht in der Schule ist für viele nicht akzeptabel. Sie fordern die Abschaffung dieser Vorschrift. Einige Kinder klagten bereits über Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel, weil sie den ganzen Tag die Maske tragen müssten - selbst im Unterricht, erklärt Claudia Bösewetter. Als am Sonntag bekannt geworden sei, dass nun selbst die Grundschüler ab sechs Jahren den ganzen Tag ihre Münder und Nasen bedeckt halten müssten, sei der Aufruhr in der Social-Media-Gruppe der Schule riesig gewesen. Auch zwei Lehrer hätten bereits ihr Unverständnis geäußert, sagt Bösewetter, die Mutter einer Montessori-Schülerin ist.

Die Eltern haben nun angefangen, Unterschriften gegen die Maskenpflicht zu sammeln - nicht nur in der Dachauer Montessori-Schule, sondern auch in anderen Schulen im Landkreis, etwa in Vierkirchen, Erdweg, Petershausen und Bergkirchen. Nächste Woche Freitag sollen die ersten Listen dem Landrat übergeben werden. "Wir müssen für die Kinder aufstehen", sagt Bösewetter.

Landrat Stefan Löwl macht den Eltern wenig Hoffnung

Um die Maskenpflicht so schnell wie möglich vom Tisch zu bekommen, haben die Eltern ihrem Protest bereits bei Landrat Stefan Löwl (CSU) Ausdruck verliehen, auch das Schulamt Dachau, der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), sowie die Schulleiterin der Montessori-Schule Dachau haben ein entsprechendes Schreiben bekommen. "Wir müssen allen eine Chance geben zu reagieren", sagt Bösewetter. Die Reaktion von Landrat Löwl (CSU) kam prompt auf Facebook, allerdings macht er den Eltern wenig Hoffnung, dass die Maskenpflicht am kommenden Freitag aufgehoben wird. Die Eltern verweisen auf München, wo die Maskenpflicht für Grundschüler bereits wieder gefallen ist. Doch Löwl hält dem entgegen, dass die Zahl der Corona-Infektionen in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen ist. Allein am Mittwoch hat das Gesundheitsamt weitere 24 positiv getestete Personen gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt damit auf über 70 pro 100 000 Einwohner, im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck liegt sie bereits bei deutlich über 100.

Dennoch bezichtigen die Eltern die Entscheidungsträger, eine unverhältnismäßigen Beschluss gefasst zu haben. Die Kinder könnten seither zwischen vier und neuneinhalb Stunden lang nicht mehr frei atmen. Dabei seien sie keine Infektionstreiber. Es gäbe Studien, wonach Kinder sich "nachweislich seltener infizieren", so die Eltern. Im übrigen dürfe man den Schutz einer Gruppe "nicht durch den Schaden einer anderen Gruppe erreichen". Wenn das der Preis für einen Präsenzunterricht sei, so ist dieser nach Ansicht der Eltern zu hoch.

Einige Eltern schicken ihre Kinder nicht mehr in die Schule

Einige schicken ihre Kinder schon nicht mehr in die Schule - aus gesundheitlichen Gründen, wie sie sagen. Nach Artikel 6 Absatz zwei des Grundgesetzes müssten sie sich um das Wohl ihrer Kinder kümmern und das sei in der Schule gefährdet, so Bösewetter. "Homeschooling ist aber nicht die Lösung", stellt die Mutter gleich klar. Die zehn Wochen im Frühjahr seien ein Spagat gewesen, nicht nur für sie, sondern auch für viele andere.

Man habe vergangenen Freitag und Samstagvormittag überlegt, die Maskenpflicht für die Grundschulen im Landkreis auszusetzen, so Löwl. Doch bei näherer Betrachtung der Zahlen habe man festgestellt, dass bereits am Samstag die erste innerschulische Infektion da war und auch im näheren Umfeld ein massiver Anstieg von positiv auf Corona Getesteten zu verzeichnen war. Inzwischen seien sogar vier weitere Infektionswege in Schulen nachgewiesen worden, so der Landrat. Deshalb könne man keine Ausnahme machen. Noch dazu, da bei einem Drittel der Fälle die Infektionsketten nicht mehr nachweisbar seien. Dennoch wolle er sich bei einem Gespräch unter oberbayerischen Landräten beraten und sich mit ihnen abstimmen, schreibt Löwl auf Facebook. Am Freitag werde dann über die Folgewoche entschieden.

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