Süddeutsche Zeitung

Coronavirus im Landkreis Dachau:Ansturm auf Impfzentrum bleibt bislang aus

Seit Kurzem stehen im Landkreis Dachau die neuen, an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe zur Verfügung. Die Nachfrage hält sich jedoch noch in Grenzen. Versorgungsarzt Günzel rät trotzdem dazu, sich bei Bedarf frühzeitig um eine Auffrischung zu kümmern.

Von Ayça Balcı, Dachau

Der Herbst ist da, die mit ihm erwartete Steigerung der Corona-Infektionszahlen auch. Im Landkreis Dachau stieg die 7-Tage-Inzidenz innerhalb einer Woche von 272,7 auf 481,8. Am Dienstag lag die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei 243.

Bei der Eindämmung der Pandemie setzen die Experten der Dachauer Koordinierungsgruppe vor allem auf die Auffrischung des Impfschutzes mit angepassten Vakzinen. Inzwischen können in Deutschland drei Impfstoffe verabreicht werden, die speziell auf die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 abzielen: Von Biontech und Moderna gibt es je ein Produkt, das an den Omikron Subtyp BA.1 angepasst wurde. Außerdem ist nun ein weiterer Impfstoff von Biontech zugelassen, der sich gegen BA.4 sowie BA.5 richtet - letztere ist die Untervariante, die in Deutschland am weitesten verbreitet ist.

Seit 12. September gibt es die neuen Impfstoffe auch im Landkreis Dachau

Anfang September hatte das Dachauer Gesundheitsamt die neue Vakzine BA.1 bestellt, seit dem 12. September wird sie bereits in den Impfzentren, den mobilen Impfstationen der Johanniter und bei den Hausärzten verimpft. Seit diesem Montag steht im Landkreis schon der BA.4/5-Impfstoff zur Verfügung. Erwartet hatte man ihn eigentlich frühestens im Oktober, berichtet der Dachauer Versorgungsarzt Christian Günzel. "Die Europäische Arzneimittel-Agentur hat ihn doch schneller zugelassen, und jetzt löst er quasi den BA.1-Impfstoff ab", so Günzel. Der Unterschied zwischen den beiden neuen Vakzinen sei aber sehr gering. "Die Studien zeigen beim BA.4/5-Impfstoff etwa fünf bis zehn Prozent mehr Schutz. Den wird man wahrscheinlich nicht wirklich merken."

"Für alle, die sich jetzt impfen lassen wollen, ist der Impfstoff da"

Auf Anfrage teilt das Landratsamt mit, die Lager der Impfstationen seien derzeit gut gefüllt: Gut 8000 Dosen stünden zur Verfügung - 1800 des BA.1- und 6200 des BA.4/5-Impfstoffes mit einer Haltbarkeit von zehn Wochen. "Wir sind also sehr gut ausgestattet; für alle, die sich jetzt impfen lassen wollen, ist der Impfstoff da", sagt Günzel. Mit Engpässen bei der Nachlieferung sowie bei den Impfkapazitäten in den Impfzentren und Stationen rechne man im Landkreis derzeit nicht. Denn: "Die Nachfrage nach einer Auffrischimpfung ist im Moment vergleichsweise noch recht gering", sagt Christian Günzel. Im Landkreis Dachau ließen sich aktuell 50 bis 100 Personen pro Woche boostern. Eine Steigerung zur Nachfragen-Flaute im Sommer sei aber dennoch deutlich - "trotz einer großen Anzahl an Coronainfektionen im Frühling und Sommer, die den Zeitpunkt einer potentiellen weiteren Impfung nach hinten verlagert", so das Gesundheitsamt. Gerade vor dem Start des Oktoberfestes sei die Nachfrage nach dem BA.1-Impfstoff erheblich gestiegen.

Die Stiko empfiehlt, die vierte Auffrischimpfung mit den angepassten Vakzinen nach wie vor Menschen über 60 Jahren, Bewohnern von Pflegeeinrichtungen, Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen sowie Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegesektor. Laut dem Dachauer Versorgungsarzt Günzel profitiert von der neuen Auffrischimpfung aber jeder, der sich zuletzt während der Booster-Kampagne im Dezember 2021 impfen ließ und bisher kein Omikron hatte. "Ich sage es mal vorsichtig: Wer unter 60 ist, seine letzte Booster-Impfung aber vor einem Jahr hatte und in diesem Winter S-Bahn fährt, dem würde ich auch eine Impfung mit der neuen Vakzine empfehlen." Gerade bei jungen Menschen beobachte man häufig Long-Covid-Verläufe, dieses Risiko könne mit einer vierten Impfung minimiert werden.

Wer vor hat, sich boostern zu lassen, sollte sich frühzeitig darum kümmern

Der Dachauer Versorgungsarzt betont jedoch: "Mittlerweile hat jeder ein ganz unterschiedliches Immunitätsspektrum. Die Menschen sind unterschiedlich oft geimpft und haben eine Infektion unterschiedlich häufig erlebt." Das bedeute, auch der Bedarf nach einer vierten Auffrischimpfung sei bei jedem unterschiedlich. Günzel rät daher, sich in Impfzentren oder beim Hausarzt individuell beraten zu lassen.

Wer das vor hat, sollte sich jedoch jetzt schon darum kümmern: Der Landkreis rechne bis zum Jahresende noch mit mindestens 20 000 Impfungen, so Günzel. "Wenn alle aber erst im Dezember kommen und vor Weihnachten noch eine Impfung wollen, könnte es, wie auch schon letztes Jahr, eng werden."

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