Impfzentrum Dachau:Auf die Spritze, fertig, los!

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Der ehemalige BRK-Geschäftsführer Horst Oschmann, 91, ist am Sonntagmorgen der erste Dachauer, der im Impfzentrum gegen das Coronavirus geimpft wird. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bis Ende Januar sollen 10 000 Einwohner des Landkreises Dachau gegen das Coronavirus geimpft sein.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Horst Oschmann kommt als erster an die Reihe. Umschwärmt von Fotografen sitzt der 91-Jährige auf einem Stuhl im Rotkreuzhaus, der Ärmel seines Karohemds ist bis zur Schulter aufgekrempelt, neben ihm steht BRK-Mitarbeiterin Hamide Kokus mit der Spritze bereit. "Oh je", murmelt er kaum hörbar durch seine FFP2-Maske, mit so einem Trubel hat der ehemalige BRK-Geschäftsführer nicht gerechnet. Sein Oberarm wird um 10 Uhr Ortszeit Geschichte schreiben: ein kleiner Pieks von großer Symbolkraft.

Der BRK-Vorsitzende und CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath diktiert den versammelten Journalisten schon mal die passende Schlagzeile in den Block: "Start ins Impfzeitalter". Dies sei ein "entscheidender Schritt im Kampf gegen die Corona-Pandemie". Die ersten 100 Dosen des RNA-basierten Vakzins der Mainzer Firma Biontech haben das Dachauer Impfzentrum erreicht.

"Wir wollen zeigen: Das ist etwas für die Breite"

Geimpft wird zum Auftakt ein lehrbuchhafter Querschnitt durch die Gruppe von Leuten, deren Schutz als vordringlich gilt: die Hochbetagten über 80 Jahre, Mitarbeiter in Alten- und Pflegeeinrichtung sowie medizinisches Personal. Der Dachauer Arzt Wilfred Landry ist darunter, Astrid Christmann, die Frau des Altlandrats, und die Leiterin des Karlsfelder Heimatmuseums, Ilsa Oberbauer. "Wir wollen zeigen: Das ist etwas für die Breite", erläutert Landrat Stefan Löwl (CSU). Bis Silvester erwartet er zwei weitere Chargen mit je 650 Impfdosen. Im neuen Jahr sollen bis zu 300 Impfungen am Tag vorgenommen werden. Theoretisch könne man bis zu 1000 Dosen am Tag verabreichen. Das Team von BRK-Kreisgeschäftsführer Paul Polyfka ist sechs Tage in der Woche im Einsatz. Wenn es sein muss, auch sieben. In einem Landkreis mit 155 000 Einwohnern ist die Impfkampagne ein logistischer Kraftakt. Allein die priorisierte Kategorie I umfasst mehr als 10 000. Bis Ende Januar 2021 soll jeder von ihnen, der dies möchte, geimpft sein. Vier mobile Teams sind in den Altenheimen unterwegs. Allerdings habe man sich dagegen entschieden, alle Bewohner gleichzeitig zu impfen, damit das Pflegepersonal nicht überstrapaziert wird; das Biontech-Vakzin bringt häufig grippeähnliche Nebenwirkungen mit sich.

Von 4. Januar an soll jeder Landkreisbürger über 80 sich beim BRK zum Impfen anmelden können. Eine entsprechende Homepage soll bis 2. Januar freigeschaltet sein. Der Link wird aber erst in den kommenden Tagen bekanntgegeben.

© SZ vom 28.12.2020 / gsl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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