Corona und Weihnachtsmärkte:Unbegreifliche Widersprüche

Christkindlmarkt

2019 fand der Christkindlmarkt auf dem Dachauer Rathausplatz bisher zum letzten Mal statt.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Dass einerseits der Katastrophenfall ausgerufen wird und andererseits Christkindlmärkte nicht bayernweit untersagt werden, ist inkonsequent. Die Politik müsste für mehr Klarheit sorgen.

Kommentar von Jacqueline Lang

Jeden Tag vermeldet das Robert-Koch-Institut neue Inzidenzhöchstwerte, auch im Landkreis Dachau steigt die Zahl der Infizierten unaufhörlich. Das Dachauer Klinikum ist überbelegt. Die Lage im Landkreis ist ernst. Und was das alles noch schlimmer macht, sind die unbegreiflichen Widersprüche: Wo einerseits Ärzte um Menschenleben ringen und der aus der Militärmedizin stammende Begriff Triage Angst und Schrecken verbreitet, wird andernorts weiter das Vergnügen geplant. Als hätte dieses Virus nicht den ganzen Landkreis fest im Griff.

Diese Situation haben die politischen Entscheider sehenden Auges in Kauf genommen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat einerseits vor wenigen Tagen erneut den Katastrophenfall für den Freistaat ausgerufen. Andererseits scheint er nicht ernsthaft gewillt zu sein, Großveranstaltungen wie einen Christkindlmarkt flächendeckend abzusagen. Die Entscheidung wird damit einmal mehr dem Individuum überlassen und sorgt bei jenen, die ohnehin skeptisch oder verunsichert sind nicht unbedingt für mehr Klarheit. Das ist angesichts der Fakten verheerend. Und so kommt es dazu, dass der Dachauer Christkindlmarkt - zumindest Stand Montagabend - stattfindet, während jene in Haimhausen, Vierkirchen und Markt Indersdorf nicht stattfinden. Das ist inkonsequent und wird nicht dafür sorgen, die Pandemie wieder in den Griff zu bekommen.

Das Absurdeste daran ist vielleicht: Man kann es Veranstaltern wie denen des Dachauer Weihnachtsmarkts nicht einmal verübeln, dass sie ihre Märkte durchziehen wollen. Die Schausteller leiden immerhin seit vielen Monate unter ausbleibenden Festen, für viele von ihnen geht es längst um die blanke Existenz - auch weil sie von der Politik in den vergangenen zwei Jahren im Stich gelassen wurden. Es ist ja nicht so, als würden sich die Organisatoren nicht an alle geltenden Regeln halten. Es wird also alles so sicher sein, wie es eben möglich ist, wenn in Zeiten einer Pandemie viele Menschen zusammenkommen. Aber ist unter diesen Umständen überhaupt an einen entspannten Abend bei Bratwurst und Glühwein zu denken?

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