Bundestagswahl im Landkreis Dachau:Der Niedergang der CSU geht weiter

Bundestagswahl 2021

Im Wahlkampf war Katrin Staffler (CSU) zu wenig präsent.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Katrin Staffler kann ihr Direktmandat klar verteidigen, doch der Rückhalt zur Union bröckelt auch im Landkreis. Für die SPD geht es nur leicht bergauf, die Grüne Beate Walter-Rosenheimer könnte ihr Mandat verlieren.

Von Joshua Beer und Thomas Radlmaier, Dachau

Die Bundestagswahl 2021 hat im Landkreis Dachau keine klaren Sieger hervorgebracht, eher müssen sich die Parteien in den nächsten Tagen mit Ergebnissen beschäftigen, die unbequeme Fragen aufwerfen werden. Die CSU kann nicht zufrieden sein. Zwar gewinnt ihre Kandidatin Katrin Staffler wie erwartet das Direktmandat im Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck. Doch die Christsozialen können auch im Landkreis ihren Niedergang nicht aufhalten, der bereits bei den vergangenen Bundestagswahl begann. Ähnlich ist die Gemütslage bei SPD und Grünen. Sie können ihre Ergebnisse im Landkreis Dachau zwar leicht verbessern, dennoch bleiben sie hier hinter ihren Erwartungen zurück. Der Sozialdemokrat Michael Schrodi hat den Wiedereinzug ins Parlament über die Liste geschafft hat, Beate Walter-Rosenheimer, die Abgeordnete der Grünen, stand bei Redaktionsschluss knapp vor dem Verlust ihres Mandats. Grund ist das durchwachsene Ergebnis der Grünen in Bayern und ihre schlechte Listenplatzierung.

Katrin Staffler von der CSU ist die sichere Siegerin des Wahlabends in Dachau und Fürstenfeldbruck. Sie schlägt ihre Kontrahenten wie schon vor vier Jahren klar und erreicht 39,6 Prozent der Erststimmen im Landkreis Dachau. Die meisten Stimmen kann Staffler in Sulzemoos holen. Hier wählen sie 51,5 Prozent der Wahlberechtigten. Insgesamt ist es für sie ein gutes Ergebnis, dennoch schneidet auch Staffler im Vergleich zu 2017, als sie erstmals als Nachfolgerin von Gerda Hasselfeldt in den Bundestag einzog, deutlich schlechter ab. Sie verliert sechs Prozentpunkte. Die CSU-Direktkandidatin errang im Wahlkreis Dachau und Fürstenfeldbruck rund 38 Prozent der Erststimmen, schlug also die Konkurrenten von SPD und Grüne weit zurück. Die Politikerin freut sich, wie sie sagt, besonders darüber, dass sie fast fünf Prozent mehr als ihre Partei erhielt. "Das ist eine deutliche Bestätigung meiner Arbeit in den letzten vier Jahren und eine Ermutigung." Insgesamt konnte die CSU im Landkreis dem bundesweiten Trend aber nur wenig entgegensetzen. Bei der Zweitstimme rutschen die Christsozialen weiter ab und erreichen 34,5 Prozent. Im Vergleich zu 2017, als die CSU im Landkreis Dachau bei rund 42 Prozent landete, verliert sie damit mehr als sieben Prozentpunkte. Damit setzt sich der Niedergang der CSU weiter fort. Ein Grund dürfte das gute Ergebnis der Freien Wähler im Landkreis Dachau sein. Sie holen 7,2 Prozent bei der Zweitstimme, ein Zuwachs um mehr als fünf Prozentpunkte. Der Zugewinn geht zulasten der CSU. Und freilich hat der bei der Basis umstrittene Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) der CSU auch einige Stimmen gekostet.

Die SPD dagegen kann insgesamt zufrieden sein mit ihrem Abschneiden im Landkreis Dachau. Mehr aber auch nicht. Die Sozialdemokraten verbessern sich im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl in Dachau von 13,10 auf 15,3 Prozent bei den Zweitstimmen. SPD-Direktkandidat Michael Schrodi schaffte vor vier Jahren den Einzug in den Bundestag ganz knapp aufgrund eines Überhangmandats. Jetzt ist seine Wiederwahl wegen eines besseren Zweitstimmenergebnisses der SPD in Bayern und seiner besseren Listenplatzierung ungefährdet. Schrodi freute sich am Wahlabend über das bundesweite Ergebnis seiner Partei. "Die SPD hat klar gewonnen, die Union eine schallende Ohrfeige erhalten. Die Partei, die sich über das Regieren definiert, soll jetzt mal in die Opposition gehen." Den besten "Wahlkampfhelfer" der SPD sieht er in Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Dieser habe schließlich den Unionskanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) demontiert. Die Union sei nicht regierungsfähig und müsse sich nun mit sich selbst beschäftigen. Zu seinem Erststimmenergebnis im Wahlkreis sagt Schrodi: "Ich werde das Direktmandat im Wahlkreis nicht holen, aber ich habe im Erststimmenergebnis zugelegt." In der Endauszählung allerdings erreichte er im Wahlkreis 19,3 Prozent der Stimmen, nur ein leichter Zugewinn zu den 18,7 Prozent vor vier Jahren.

Die Grünen indes müssen sich bei der Bundestagswahl im Landkreis wie Verlierer fühlen und das, obwohl mehr Menschen sie wählten als noch 2017. Damals erreichten sie im Landkreis 9,61 Prozent bei den Zweitstimmen. Jetzt kommen sie auf 14,4 Prozent, gar mehr als auf der Bundesebene, wo sie knapp 14 Prozent erreichen. "Rein statistisch war das ein Riesenerfolg", sagt Beate Walter-Rosenheimer. "Eigentlich sind wir Wahlgewinner, da wir die Partei mit dem meisten Zuwachs sind." Es sei nun wichtig, dass die Grünen mitregieren. Ihre Wunschkoalition sei mit der SPD.

So hat Ihr Wahlkreis abgestimmt

Die Bundestagswahl bei Ihnen zu Hause: Geben Sie Ihren Ort ein und erfahren Sie in der großen SZ-Datenanalyse, welche Partei wie abgeschnitten hat und wer Sie künftig im Bundestag vertritt.

Hier geht's zur Datenanalyse

Ein deutlicher Wahlverlierer ist die AfD. 2017 mit 12,33 Prozent noch drittstärkste Kraft im Landkreis, rutscht sie nun auf 7,6 Prozent ab. Direktkandidat Florian Jäger kommt nicht in den Bundestag, denn er hat keinen Landeslistenplatz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: