Bürgerversammlung:Arbeiten am Hörhammerbräu sollen bald weitergehen

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Das Baugerüst am Hörhammerbräu wird wohl noch länger stehen, zuletzt wurde die Sondernutzungserlaubnis dafür von der Stadt verlängert. Und nun sollen die lange ruhenden Arbeiten bald wieder fortgesetzt werden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der örtliche Einzelhandel schwächelt, die Leerstände mehren sich, und der Stadt geht langsam das Geld aus. Und dann fällt bei der Bürgerversammlung im Thoma-Haus auch noch die Bewirtung aus. Eine gute Nachricht hat der Dachauer OB trotzdem dabei.

Von Andreas Förster, Dachau

Schon zu Beginn der Bürgerversammlung muss sich Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) das erste Mal öffentlich entschuldigen. „Ich weiß auch nicht, warum es heute kein Bier gibt“, sagte er. Der Bewirtungsvertrag im Thoma-Haus laufe eigentlich noch bis Ende Mai. Vielleicht ist die Stimmung im gut besuchten Stockmann-Saal über die zweieinhalb Stunden deshalb eher gedämpft als überschäumend. Dabei hat der OB auch gute Nachrichten dabei. Der jahrelange Stillstand beim Hörhammerbräu in der Altstadt soll endlich ein Ende finden: „Laut Investor können die Bauarbeiten bald beginnen, eine Pressemitteilung ist in Vorbereitung.“

Bevor die Bürger ihre Fragen, Beschwerden und Anregungen loswerden können, stellt Hartmann die wichtigsten Daten und Fakten aus den vergangenen zwölf Monaten Stadtentwicklung vor. Los geht es beim Bevölkerungswachstum: Die Stadt Dachau ist um rund ein Prozent gewachsen und zählt nunmehr 48 838 Einwohner. Hartmann informiert über die wichtigsten Bauprojekte - darunter 220 neue Kitaplätze, der Ausbau der Klosterschule und die geplante Eröffnung des Hallenbads im Herbst 2026 -  bis hin zur Zukunft der Großbaustellen Ziegler- und Hörhammerbräu: So soll das zunächst als Rathauserweiterung vorgesehene und nun wegen zu erwartender hoher Sanierungskosten unrentabel gewordene Zieglerbräu-Gebäude langfristig verpachtet oder verkauft werden. Eine entsprechende Ausschreibung stehe bevor, so Hartmann.

Nicht nur städtische Gebäude stehen leer, in den vergangenen Monaten haben auch einige Geschäfte in der Altsadt und an der Münchner Straße geschlossen. Vor diesem Hintergrund muss man wohl auch den Appell Hartmanns an die Bürger sehen, die örtlichen Läden zum Einkauf und nicht nur zum Schaufensterbummel zu nutzen. „Die lokalen Geschäfte zahlen hier ihre Steuern, schaffen lokal Arbeitsplätze und sorgen für Frequenz und Leben in den Innenstädten – die Onlinekonzerne tun das nicht.“

Auch Dachau wird bald Kredite aufnehmen müssen

Als es um den Haushalt geht, macht Hartmann deutlich, wie gering die finanziellen Spielräume inzwischen sind: Die Stadt sei zwar aktuell schuldenfrei, werde aber bald Kredite aufnehmen müssen. Zum einen mache sich der Staat bei der Finanzierung der Kinderbetreuung „einen schlanken Fuß“ und überlasse den Kommunen den Löwenanteil der Kosten. Dazu sorge das Umlagesystem – Stichwort Kreisumlage, die stetig wachse und an den Landkreis abzuführen sei – dafür, dass immer mehr Städte und Gemeinden in Schieflage gerieten.

Danach haben die Bürger das Wort. Heinz Ridlbeck macht sich für eine eigene Busspur stark, auf der künftig Expressbusse von Dachau nach München fahren sollten. Das sei sicher billiger als eine „sauteure Straßenbahn, die zudem noch überall halten“ müsse. Außerdem regt er an, die vielen lärmenden Saatkrähen in Dachau einzufangen und der Staatsregierung vor die Türe zu legen, damit sich endlich mal etwas ändere.

Oberbürgermeister Florian Hartmann, Stadtrat und Besucher haben im Thoma-Haus eine längere Durststrecke zu bewältigen. Wegen eines Missverständnisses gibt es keine Bewirtung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Was die Straßenbahn nach München anbelangt, verweist Hartmann auf den Landkreis, der ist für das Projekt zuständig. Den Vorschlag der Busspur hält der OB für nicht realisierbar – allein aus Platzgründen. „Wenn die S-Bahn regelmäßig und pünktlich fahren würde, wäre schon viel geholfen“, sagt er. Persönlich halte er eine Aktivierung des DB-Nordrings über den Rangierbahnhof für die praktikabelste Lösung, „da müsste man nur ein paar Haltestellen bauen“, so der OB. Jedoch habe sich bei Gesprächen mit der Bahn unlängst wieder herausgestellt, dass die mit der zweiten Stammstrecke schon so beschäftigt sei, dass keine weiteren Kapazitäten frei seien. Auch beim Thema Saatkrähe muss der OB den Fragensteller enttäuschen: „Solange wir die Vögel aufgrund ihres europäischen Schutzstatus‘ nicht reduzieren dürfen, wird sich an dem Problem langfristig nichts ändern.“

Das nächste Thema beschäftigt das Stadtoberhaupt schon seit seinem Amtsantritt vor mehr als zehn Jahren: der seit der Elektrifizierung der Bahn-Strecke nach Altomünster geschlossene Bahnübergang am Waldfriedhof. „Immerhin haben wir seit Kurzem einen Vertrag und eine gesetzliche Grundlage, dass die Bahn diesen Übergang bauen muss“, freut sich Hartmann. Und schränkt sofort wieder ein: „Wie lange das dauert, kann uns noch niemand sagen.“

Ein Bewohner der Oberen Hochstraße am Krankenhaus zeigt sich enttäuscht, dass sein Wohngebiet nicht im kommunalen Wärmeplan berücksichtigt werde – und damit nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen werden könne. Hartmann stellt daraufhin klar, dass die Stadt beim Wärmeplan den größten Bedarf an Wärmeversorgung ermittle. Da Fernwärme sehr teuer sei, könne man diese nicht flächendeckend anbieten. „Da, wo die Wärmeabnahme zu gering ist, wird es zunächst kein Fernwärmenetz geben“, so Hartmann. „Beim momentanen Stand der Preise und ohne Förderung des Bundes ist das für die Kommunen nicht anders machbar.“

Die Entscheidung für einen auswärtigen Wirt stößt auf Kritik

Eduard Hörl wiederum stößt sich an der Vergabe des Franziskaner-Festzelts an einen Wirt, der nicht aus Dachau ist, und will wissen, wie diese Entscheidung zustande kam. Kulturamtsleiter Tobias Schneider erklärt es ihm: „Der bisherige Wirt hat die Vertragsverlängerung um zwei Jahre abgelehnt, dann gab es eine Ausschreibung. Es gibt keine Regel, dass der Wirt aus Dachau sein muss“, versichert Schneider. „Die neue Wirtin ist mit Bier aus der Region ins Rennen gegangen, das war ein Pluspunkt.“

Zur Sprache kommt auch der Austausch des Pflasters in der Altstadt. Laut Bauamtsleiter Moritz Reinhold muss dieses flächendeckend und in Etappen ausgetauscht werden, im Frühjahr werde man aber erst mal die Lücken wieder improvisatorisch mit Sand verfugen. Bei den Laufstreifen sei als Nächstes der Weg vom Widerstandsplatz bis zur Martin-Huber-Treppe vorgesehen.

Zum Thema MD-Gelände, wo in zentraler Lage ein ganz neuer Stadtteil entstehen soll, sagt Hartmann, dass die Altlastenbeseitigung zu 90 Prozent abgeschlossen sei. Der nächste Schritt sei ein sogenannter städtebaulicher Vertrag mit dem Investor Vonovia, bis Ende 2025, sodass man nächstes Jahr ins Bebauungsplanverfahren einsteigen könne. Idealerweise könnte die Stadt sogar noch Ende 2026 das Baurecht erteilen. „Alles andere wird sich danach situativ entscheiden“, sagt Hartmann.

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