Dachau:Weihnachtsbeleuchtung und Fußgängerampeln ernten Kritik

Dachau: Gut 100 Interessierte kommen zur Bürgerversammlung für die Dachauer Altstadt in das Thoma-Haus.

Gut 100 Interessierte kommen zur Bürgerversammlung für die Dachauer Altstadt in das Thoma-Haus.

(Foto: Toni Heigl)

Rund 100 Interessierte kommen zur Bürgerversammlung für die Dachauer Altstadt. Der neue Dachauer Polizeichef stellt die Verbrechensstatistik vor - mit mehr Unfällen und mehr Kriminalität.

Von Andreas Förster, Dachau

Natürlich kamen auch die Bürger zu Wort. Angesichts der mehr als 100 Besucher fiel die Beteiligung bei der Bürgerversammlung für die Dachauer Altstadt jedoch nicht sonderlich rege aus. Am Ende gab es nur sieben Anliegen, die von der Beschwerde wegen nicht umgestellter Fußgängerampeln bis zum fehlenden Schneepflug in Webling reichten. Für den schmissigen musikalischen Empfang sorgte die Knabenkapelle Dachau - allerdings in deutlich größerer Besetzung als in der Vorwoche in Pellheim.

Bevor die Bürger ihre Anliegen loswerden konnten, blickte der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) auf das vergangene Jahr zurück: Er sprach über Erfolge bei der Digitalisierung, über die immer schwieriger werdende Finanzierung des städtischen Haushalts und das Privileg, trotz großer Herausforderungen wie der Energiekrise oder dem enorm gestiegenen Zuzug von Flüchtlingen aus der Kriegsregion Ukraine, voraussichtlich auch in 2023 keine nennenswerten Schulden aufnehmen zu müssen.

Auf der Haben-Seite verbuchte Hartmann unter anderem die Planung von etlichen geförderten Mietwohnungen durch die Stadtbau, beispielsweise im Neufeld in Dachau-Ost oder am Udldinger Hang, wo neben Wohnraum auch eine Kindertagesstätte entstehen soll. Diese werde nun aber wegen eines markanten Grünzugs mit erhaltenswertem Baumbestand um wenige Meter nach Norden verlagert und um 120 Quadratmeter kleiner als ursprünglich geplant und kommuniziert, so der Bürgermeister.

Dass die Stadt nun wieder per Whatsapp erreichbar sei, nachdem man den Service zuvor wegen unzureichenden Datenschutzes ausgesetzt hatte, wertete er als Erfolg. Die Bürger könnten nun Informationen über Straßensperrungen oder Veranstaltungen direkt auf das Handy erhalten. Näheres findet man auf der Homepage der Stadt. Nach dem obligatorischen Lob der städtischen Mitarbeiter und der Ehrenamtlichen bei der Freiwilligen Feuerwehr und der Bücherei erinnerte Hartmann an die Schöffenwahl für die Amtsgerichte im Herbst.

Mehr Kriminalität und mehr Unfälle

Anschließend informierte der neue Leiter der Polizeiinspektion Dachau, Bernd Waitzmann, über die aktuelle - also 2022 betreffende - Kriminalitäts- und Verkehrsstatistik für die Stadt Dachau. Diese sei insgesamt als positiv zu werten, wenngleich ein Anstieg der Zahlen sowohl für den Bereich Kriminalität als auch im Bereich der Unfälle mit und ohne Verletzten zu verzeichnen war. Immerhin habe es keine Verkehrstoten gegeben, freute sich Waitzmann. Er führte das Plus an Unfällen auf den Wegfall der Corona-Maßnahmen zurück, so dass nun wieder "mehr Menschen auf den Straßen unterwegs sind". Zum Thema Auto-"Poser" und -Raser versprach er, die Szene, die sich ab Frühjahr gerne am Schlussberg in der Dachauer Altstadt treffe, "im Auge zu behalten".

Bei Raubdelikten und Körperverletzungen, Diebstählen und Einbrüchen lägen die Zahlen deutlich niedriger als in den Vor-Corona-Jahren 2018 und 2019. Die Kriminalität habe sich zunehmend ins Internet verlagert, betonte der Dachauer Polizeichef, etwa betrügerische Call-Center- und Schock-Anrufe, durch die vor allem ältere Mitbürger um ihr Geld gebracht würden.

Zuletzt informierte eine Mitarbeiterin der Technischen Universität München über das Mitmachprojekt "WohL", bei dem es um den Leerstand von Wohnraum in Dachau geht und die Möglichkeit, mittels anonymer Interviews diesen Lehrstand zu melden.

Dachau: Regina Doll prangerte den Leerstand städtischer Immobilien an.

Regina Doll prangerte den Leerstand städtischer Immobilien an.

(Foto: Toni Heigl)

Dies nahmen die Dachauerinnen Regina Doll und Kerstin Eckstein zum Anlass, direkt gleichmal den städtischen Leerstand in der Altstadt anzuprangern, am Beispiel des "Trinkgeld"-Anwesens, der mittlerweile geschlossenen Kultkneipe "Gramsci" samt Kleiner Altstadt-Galerie, sowie das Anwesen neben den Schulcontainern in der Burgfriedenstraße.

OB Hartmann ließ den Vorwurf, man komme der Verpflichtung eines Hauseigentümers zur Instandsetzung von Wohneigentum nicht nach, nicht auf sich sitzen: "Alle die genannten Anwesen müssten aufwändig saniert werden", erklärte er, und dafür sei nicht genug Budget vorhanden. Günstiger Wohnraum sei damit gewiss nicht zu generieren. Stattdessen überlege man, das eine oder andere Gebäude zu veräußern, namentlich nannte er das Trinkgeld-Anwesen am Karlsberg. Dieses sei ursprünglich als Erweiterung für das Rathaus gedacht gewesen, was nun durch den Kauf des geeigneteren Ziegler-Bräus obsolet geworden sei.

Dachau: Josef Januschkowetz kritisierte, dass Fußgänger bei der automatischen Schaltung länger an den Ampeln warten müssen.

Josef Januschkowetz kritisierte, dass Fußgänger bei der automatischen Schaltung länger an den Ampeln warten müssen.

(Foto: Toni Heigl)

Josef Januschkowetz wollte wissen, ob die Fußgängerampeln wieder in den Vor-Corona-Zustand versetzt werden würden. Konkret solche Ampeln, bei denen manuell gedrückt werden müsse - denn viele davon seien im Zuge der Corona-Maßnahmen umprogrammiert worden, so dass sie nun ohne Kontakt auf grün umschalteten. Aus seiner Sicht dauere es länger, bis sie auf grün schalteten. Hartmann machte ihm jedoch keine Hoffnung: "Das bleibt, wie es ist."

Claudia Gierke monierte die Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt, die aus ihrer Sicht zu lange die Nacht über brenne, was wiederum den nachtaktiven Tiere schade. Außerdem sei es Geldverschwendung. Hartmann erwiderte ihr, dass man bereits geprüft habe, eine Zeitschaltuhr für jeden Baum anzubringen, an dem eine Beleuchtung angebracht sei. Doch das würde sich nach seinen Berechnungen erst nach zehn Jahren amortisieren, deshalb sei es wenig sinnvoll.

Der Übergang in Etzenhausen kommt wieder, aber keine weiß wann

Elisabeth Peren wünschte sich eine Wiederöffnung des Fußgängerbahnübergangs in Etzenhausen. Hier konnte Hartmann Fortschritte im Kontakt mit der Bahn vermelden, die den Übergang wieder herstellen müsse. Wann das geschehe, sei schwer vorauszusagen, so Hartmann, er werde aber nachhaken lassen. Gerhard Kohnert übergab dem OB eine Dokumentation seines Problems, das er seit geraumer Zeit mit dem Bauhof hat, der in seiner Straße in Webling nicht mehr mit dem Schneepflug räume und dies unter kaum nachvollziehbaren Gründen ablehne, so Kohnert. Hartmann versprach, hier zu vermitteln.

Schließlich wollte Josel Reischl etwas über den Bürgerbiergarten nahe des Dachauer Schlosses wissen, woraufhin Bauamtsleiter Moritz Reinhold Stellung bezog: Man sei im Austausch mit der Schlösser- und Seenverwaltung des Freistaats, um deren Zufahrt für Schankautos mitbenutzen zu dürfen, was diese wegen der Konkurrenzsituation zum eigenen Schloss-Café ablehne. Das sorgte allgemein für Kopfschütteln und bewog eine Bürgerin zu der Frage: "Seit wann ist ein Biergarten eine Konkurrenz zum Schloss-Café?" Das konnte ihn dann niemand beantworten. Laut Reinhold ist man trotzdem dabei, eine Baugenehmigung für den Biergarten zu erteilen.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusPandemierückblick
:"Schlicht zusperren, das war zu einfach"

Oberbürgermeister Florian Hartmann war kaum wiedergewählt, da zwang der erste Lockdown die Dachauer in die Isolation. Warum er glaubt, dass die meisten Menschen einander bereits viel verziehen haben - und was er sich für die Zukunft merken will.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: