Dachau:Brandstiftung auf dem MD-Gelände

Kriminalpolizei geht davon aus, dass das Feuer in der ehemaligen Lehrlingswerkstatt vorsätzlich gelegt wurde. Zeugen werden gebeten, sich zu melden

Von Viktoria Großmann, Dachau

Vorsätzliche Brandlegung vermutet die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck als Ursache des Feuers am Sonntagabend auf dem MD-Gelände. Anwohner hatten am Sonntagabend im Obergeschoss der historischen Halle 3 der ehemaligen Papierfabrik einen Feuerschein gesehen und etwa um 19.20 Uhr den Notruf gewählt. Ein Raum in der ehemaligen Lehrlingswerkstatt brannte völlig aus, Fensterscheiben stürzten auf die Straße.

Ausgegangen war das Feuer nach Erkenntnissen der Ermittler offenbar von einem Einbauschrank. Die Räume in der seit 2007 ungenutzten Halle stehen weitgehend leer. Das betreffende Zimmer, das zuletzt in Betriebszeiten als Pausenraum gedient hatte, war im vergangenen Jahr für Dreharbeiten möbliert worden. Eine Polizeistation in Prag war hier nachgestellt worden. Die Straßenkarte der tschechischen Hauptstadt, die an der Wand hing, liegt verkohlt auf einem Sideboard. Laut Herbert Ullmann, Miteigentümer des Geländes, sind immer wieder Jugendliche auf dem Areal und in den Gebäuden unterwegs. Der Raum scheint als eine Art Jugendclub genutzt worden zu sein.

Ein Blick in den zerstörten Raum zeigt, was da gebrannt hat: Stühle, Mobiliar aus Pressspanplatten, Papier aus alten Ordnern. Aus der verbrannten Masse schaut der Rest einer Schokoladenpackung heraus. "Es ist unmöglich, das gesamte Gelände zu bewachen", sagt Ullmann. Das schaffe kein Sicherheitsdienst. Der Eintrittsmöglichkeiten sind es zu viele, das 16 Hektar große Areal ist zu unübersichtlich. Verstecke gibt es genug. Kupferdiebe hat die Polizei schon gefasst, ab und zu auch Graffitisprayer. Immer wieder geht auf dem Gelände etwas zu Bruch. In einem zersplitterten Fenster steckt noch ein Besen. Auch hier könnte also mutwillige Zündelei die Ursache sein. Immerhin: "Es gibt keinen Hinweis auf den Einsatz von Brandbeschleunigern", sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord. Es sei nicht das erste Mal, dass auf dem MD-Gelände gezündelt werde, sagt Ullmann. Zweimal haben seine beiden Mitarbeiter, die für das Gelände zuständig sind, das schon beobachtet. So seien einmal alte Paletten angesteckt worden. Die Brände wurden mit vorhandenen Feuerlöschern erstickt, offenbar von den Zündlern selbst.

Die Klassifizierung als Brand in einer Industrieanlage hatte am Sonntagabend einen Großeinsatz ausgelöst. Neben den Feuerwehren Dachau und Karlsfeld rückten zur Verstärkung die Kollegen aus Günding, Bergkirchen, Prittlbach, Ampermoching, selbst aus Rumeltshausen und Sigmertshausen an. Sie halfen, Löschwasser aus dem Mühlbach, der über das Gelände führt, zu pumpen. Die Karlsfelder Feuerwehr nutzte über eine Drehleiter den Direkteinstieg ins Fenster von der Ludwig-Thoma-Straße aus. Die Dachauer betraten die Halle über den Eingang auf dem Werksgelände. Zuvor hatten sie die Kette am verschlossenen Werkstor aufbrechen müssen. Herbert Ullmann kam erst später, informiert hatte ihn Landrat Stefan Löwl (CSU). Auch der war am Einsatzort, genauso wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), der über Facebook alarmiert worden war. Ziemlich viel Aufwand für einen Brand, den die Feuerwehr bereits um 20.45 Uhr für gelöscht erklärte. Aber bei einem Brand in einer Industrieanlage wird der Katastrophenschutz gerufen und für den ist das Landratsamt zuständig.

Es hätte auch schlimmer ausgehen können. Am Ende des Einsatzes hatte ein Feuerwehrmann Prellungen an Armen und Knien, ansonsten trafen die Einsatzkräfte niemanden in den Gebäuden an. Bei einem größeren Brand hätte möglicherweise die Decke herunterbrechen können, der Dachstuhl darüber ist ganz aus Holz. Der Schaden an dem denkmalgeschützten Gebäude liegt bei etwa 10 000 Euro. Die Polizei bittet darum, ihr Beobachtungen, welche im Zusammenhang mit dem Brand stehen könnten, unter Telefon 08141/6120 zu melden.

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