Dachau/Bobingen:Mutiger Einsatz gegen die Diktatur

Die Stadt Bobingen verleiht wieder den Will-Ohlendorf-Preis

Zu Nationalsozialismus, Holocaust und Kriegsverlauf gibt es nach 80 Jahren eine historische Distanz. Manche wollen das Thema abhaken und einen Schlussstrich ziehen. Die SPD-Stadtratsfraktion in Bobingen will dem etwas entgegensetzen - in dem Bewusstein, dass ein Land, eine Region oder ein Ort sich seiner Geschichte nicht entziehen kann. Zum vierten Mal verleiht sie deshalb einen Preis, der an den Widerstandskämpfer Willi Ohlendorf aus Bobingen erinnert. Ohlendorf ging in den Widerstand im Glauben an eine bessere Zukunft und ist ein herausragendes Vorbild gerade für junge Menschen. Er stellte sich bedingungslos gegen die nationalsozialistische Diktatur und den heraufziehenden Krieg, obwohl er eine Familie mit drei kleinen Kindern hatte.

Willi Ohlendorf arbeitete als Ingenieur bei der IG-Farben-Fabrik in Bobingen. Seine kritische, ablehnende Haltung sowie die Mitgliedschaft in einer sozialistischen Gruppe, dem "Internationalen Sozialistischen Kampfbund", führte 1938 nach einem Propaganda-Prozess zu einer Verurteilung von sechs Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit. Nach Ableistung der Haftzeit wurde Ohlendorf nicht entlassen, sondern kam als Schutzhäftling über das KZ Dachau nach Gandersheim-Brunshausen, einem Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, wo er entkräftet und krank am 26. November 1944 starb. Im Gedenken und Erinnern an diesen heldenhaften Einsatz gegen die Diktatur und für die Demokratie ist Willi Ohlendorf ein leuchtendes Beispiel bis in die Gegenwart.

Der Willi-Ohlendorf-Preis wird heuer an Josef Pröll verliehen. Der Festakt findet an diesem Mittwoch, 12. Februar, um 17 Uhr im Evangelischen Gemeindesaal, Hochfeldstraße 7, in Bobingen statt. Nach der Begrüßung durch Edmund Mannes, Fraktionsvorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, wird der Bobinger Bürgermeister Bernd Müller ein Grußwort sprechen. Die Laudatio und die Preisverleihung nimmt Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern vor. Daran schließen sich die Dankesworte von Josef Pröll und Pfarrer Peter Lukas von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: