Dachau:Bergkriterium der Geheimfavoriten

Organisator Wolfgang Moll von der Soli Dachau erwartet für dieses Jahr ein spannendes Rennen beim traditionellen Bergkriterium. Das liegt vor allem an den Teilnehmern.

Andreas Glas

Nur noch eine Woche. Doch Wolfgang Moll macht nicht den Eindruck, als sei er außerordentlich nervös. "Wir richten die Veranstaltung ja schon seit Jahren aus. Wir wissen genau, wo wir hinlangen müssen", sagt der Chef-Organisator des Dachauer Bergkriteriums, das am Mittwoch, den 15. August, zum 61. Mal stattfinden wird. Aber je länger er spricht, desto mehr spürt man: Das größte Sportereignis der Stadt ist noch immer etwas Besonderes für Moll. Und jetzt, da das Radrennen um die Altstadt immer näher rückt, "baut sich natürlich ein gewisser innerlicher Druck auf im Organisations-Team."

Dachau: Wolfgang Moll und sein Verein, die Soli Dachau, organisieren jedes Jahr das Dachauer Bergkriterium, das parallel zum Volksfest stattfindet.

Wolfgang Moll und sein Verein, die Soli Dachau, organisieren jedes Jahr das Dachauer Bergkriterium, das parallel zum Volksfest stattfindet.

(Foto: DAH)

Am Vortag des Wettbewerbs kümmern sich 50 Helfer der Soli Dachau um Aufbau und Streckensicherung, hinzu kommen bis zum Renntag etwa 80 Unterstützer des Technischen Hilfswerks, der Dachauer Polizei und des Roten Kreuzes. "Pünktlich zum Startschuss (12 Uhr) wird alles fertig sein", gibt sich Moll optimistisch. Dann werden zunächst die Jedermänner an den Start gehen, die Klasse der Amateure und Hobby-Radrennfahrer. Es folgen die Fahrer der Senioren- und Jugendklasse. Zum Abschluss steht der Höhepunkt auf dem Programm: der Wettbewerb der Elite-Fahrer, der zu den bedeutendsten Radrennen Bayerns zählt.

Entsprechend hochkarätig ist das Starterfeld. Der bekannteste Name dürfte freilich Björn Thurau sein. Er ist der Sohn der Radsport-Legende Didi Thurau - einst bester Jungprofi bei der Tour de France und Deutschlands Sportler des Jahres 1977. Thurau junior gewann das Dachauer Bergkriterium in den Jahren 2009 und 2010 und startet inzwischen für das Team Europcar des französischen Tour-Helden Thomas Voeckler. Zu den Favoriten gehören auch der Vorjahressieger Helmut Trettwer und der Zweitplatzierte Eric Hoffmann. Beide gehen für das Team Baier Landshut an den Start. Auch der Regensburger Martin Boubal will angreifen. In den vergangenen zwei Jahren wurde er jeweils Dritter, diesmal will er ganz vorne landen und bringt gleich sechs Unterstützer aus seiner Mannschaft VC Ratisbona mit.

Besonders gespannt ist Organisator Moll auf den Lokalmatadoren Markus Schwarzmüller. Der gebürtige Dachauer war einst als Jungfahrer für den TuS Fürstenfeldbruck aktiv, ehe er vor 20 Jahren nach Spanien auswanderte. Dort fährt er seit geraumer Zeit für das Team Salchi Madrid. Nun kehrt Schwarzmüller zurück nach Dachau, um seine Karriere in seiner Heimatstadt zu beenden. Für sein letztes Rennen hat er zwei spanische Teamkollegen mitgebracht. Moll rechnet das Trio zu den Geheimfavoriten: "Die Spanier sind eine unbekannte Größe, die können wir überhaupt nicht einschätzen." Auch dem Österreicher Harald Totschnig traut Moll eine Überraschung zu.

Im Mittelpunkt des Jedermann-Rennens steht der Dachauer Armin Praml. Vor wenigen Jahren wog er noch 190 Kilo, inzwischen liegt das Gewicht des 30-Jährigen bei unter 80 Kilogramm. Innerhalb kurzer Zeit gelang Praml der Sprung in das Spitzenfeld der Amateur-Rennfahrer, seine spektakuläre Erfolgsgeschichte hat ihm zweimal in Folge den Titel Deutschlands Hobby-Radfahrer des Jahres eingebracht.

Abseits der Sportveranstaltung erwartet die Besucher "ein Rahmenprogramm mit Event-Charakter", wie Moll es ausdrückt. Neben Ausstellungen rund um Auto und Fahrrad bietet die Soli wieder Preisrätsel und versorgt die Zuschauer mit Essen und Getränken. Auch die Sponsoren werden sich am Streckenrand präsentieren. Wobei Moll ausdrücklich betont, dass das Bergkriterium keine Konkurrenzveranstaltung sein wolle zum zeitgleich stattfindenden Dachauer Volksfest: "Wir sind eine Ergänzung auf der sportlichen Ebene."

Im vergangenen Jahr trübten heftige Regenschauer die Veranstaltung. Die Folge: Zahlreiche Rennfahrer stürzten auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster der Dachauer Altstadt. In diesem Jahr hoffen die Organisatoren auf besseres Wetter: "Wir wollen ja die Risikobereitschaft der Fahrer nicht fördern", sagt Moll, früher selbst ambitionierter Rennfahrer. Aufs Rad steigen will der 48-Jährige am Mittwoch allerdings nicht: "Ich beschränke mich auf meine Tätigkeit als Funktionär. Die Zeit, in der es mich in den Beinen gejuckt hat, ist vorbei."

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