Dachau:Bedrohte Natur

Das Ampertal, das Weichser Moos und die Niedermoorreste im Dachauer Moos sind Gebiete, in denen seltene Tiere und Pflanzen vorkommen. Die Regierung will ihre Lebensgrundlagen auf Dauer erhalten

Von Robert Stocker, Dachau

Der Freistaat Bayern will seine letzten Naturschutzgebiete bewahren. Grundlage dafür ist das Projekt Natura 2000, das ein europaweites Netz von Biotopen erhalten soll. Im Landkreis Dachau geht es um die Naturschutzgebiete Ampertal, Weichser Moos und um die Gräben und Niedermoorreste im Dachauer Moos. Diese Areale werden neu kartiert und bewertet. Dann sollen Maßnahmen zum Erhalt erarbeitet werden. Nach Ansicht des Planers Reinhard Engemann ist der Landkreis für weitere Naturschutzgebiete bereits "leer geräumt". Im Landkreis Freising sei die Situation ähnlich schlecht.

Das Planungsverfahren, an dem alle zuständigen Fachbehörden beteiligt sind, leitet die Regierung von Oberbayern. Auch Grundeigentümer und Nutzer der Areale sind aufgerufen, sich in das Verfahren einzubringen. Zu jedem der drei Naturschutzgebiete im Landkreis Dachau fanden in der vergangenen Woche Gesprächsrunden statt. Daran nahmen neben den Projektleitern der Regierung Vertreter der zuständigen Fachbehörden, Mitglieder von Verbänden sowie Grundeigentümer und Pächter teil. "Naturschutz funktioniert nur, wenn auch die Eigentümer der Gebiete mit im Boot sitzen", unterstrich stellvertretender Landrat Helmut Zech (CSU) bei der Auftaktveranstaltung zum Naturschutzgebiet Ampertal.

Wie im Weichser Moos und in den Gräben und Niedermoorresten im Dachauer Moos gelten im Ampertal die Fauna-Flora-Habitat (FFH)- und die Vogelschutzrichtlinie. Diese gesetzlichen Vorschriften definieren die Grundlagen für Lebensräume, in denen die biologische Vielfalt geschützt werden soll. Das landkreisübergreifende FFH-Gebiet Ampertal umfasst eine Fläche von 2170 Hektar, das Weichser Moos ist etwa 58 Hektar groß, die Gräben und Niedermoorreste im Dachauer Moos haben eine Fläche von 306 Hektar. Im Landkreis Dachau erstreckt sich das Ampertal auf einer Länge von 25 Kilometern zwischen den Gemeinden Bergkirchen und Haimhausen. Im Jahr 2000 wurde das Ampertal als FFH-Gebiet ausgewiesen. Der Landkreis ließ auch eine Amperstudie erstellen. Gemeinden wie Bergkirchen und Haimhausen kauften große Biotopflächen an. Die Pflegemaßnahmen von Landwirten, Bund Naturschutz oder Landschaftspflegeverband werden mit staatlichen Mitteln und Geldern der Europäischen Union gefördert. "Es gibt ein Spannungsverhältnis zwischen Nutzung, Erholung und Natur", sagte stellvertretender Landrat Zech. "Der Freizeitdruck" sei eine große Belastung für das Ampertal, das sich in einem Wachstumslandkreis und im Ballungsraum München befindet. Zech: "Die Leute laufen nachts mit Stirnlampen quer über Wiesen in geschützten Bereichen. Das läuft dem Naturschutz zuwider."

Für die drei großen Naturschutzgebiete im Landkreis will die Regierung einen Managementplan erstellen. In einem ersten Schritt werden die Flächen kartiert und bewertet. Dann setzen sich alle Beteiligten einschließlich Grundeigentümer an einen Runden Tisch, um Maßnahmen für den Erhalt zu erarbeiten. Dann werden sie umgesetzt. Das Verfahren kommt jetzt auf Druck der Europäischen Union in Gang. Gegen Deutschland läuft ein Vertragsverletzungsverfahren, weil die EU die Einhaltung der Verordnungen fordert. "Die Umsetzung der Maßnahmen hat viel zu lange gedauert", kritisiert der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, Roderich Zauscher. "Außerdem hätte man mehr FFH-Gebiete im Landkreis Dachau ausweisen können."

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