Süddeutsche Zeitung

Fasching:Ultimativer SZ-Test: Welcher Krapfen aus dem Landkreis schmeckt am besten?

Das Aussehen ist beim Krapfen nicht alles. Die SZ testet die Schöpfungen verschiedener Backstuben aus dem Landkreis. Es gibt zwei Sieger.

Von Anna-Elisa Jakob

Bäckermeister Thomas Polz führt nach hinten in seine Backstube in Ampermoching, füllt ein Sieb mit Puderzucker und schwenkt diesen routiniert über das letzte Blech des Tages. Dabei nimmt er gleich vorweg, dass seine Kreationen der Krapfen-Konkurrenz im Landkreis gar nicht standhalten könnten: "Bei uns ist alles Bio, das schmeckt bei Süßwaren einfach ganz anders", sagt der Bäckermeister aus Hebertshausen. In seinem Angebot sind nicht nur die klassischen Krapfen aus Weizenmehl, sondern auch zwei Dinkel-Varianten und eine aus Vollkorn. Alle mit Marmelade gefüllt, auch die ist Bio.

Später, als in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung Dachau insgesamt zwölf Krapfen von Bäckereien aus dem Landkreis nebeneinander liegen, fällt die Vollkorn-Version von Polz direkt ins Auge: Sie sieht mit den gehackten Nüssen als Dekor anders aus, aber sehr lecker. Und wird zum ersten Testobjekt.

Der Krapfen-Test nach Optik, Konsistenz und Geschmack

Ohne zu wissen, von welcher Bäckerei die Krapfen stammen, testete sich die Lokalredaktion der SZ durch eine zufällige Auswahl an Krapfen aus dem Landkreis, bewertete diese in einem inoffiziellen Feinschmecker-Test nach Optik, Konsistenz und Geschmack. Sechs Bäckereien wurden in das Ranking einbezogen, aus jeder wurde jeweils die klassische Variante mit Aprikosenmarmelade getestet und eine ausgefallene Sorte. Auf der Suche nach dem besten Krapfen im Landkreis gab es eine zentrale Frage: Was ist besser - klassisch oder kreativ?

Mit Letzterem wirbt die Bäckerei Denk auf der Münchner Straße in Dachau - und schneidet im SZ-Ranking für den Kreativ-Krapfen auch am besten ab. In der Denk-Theke liegen ungewöhnliche Kreationen aus. Welches Exemplar das exotischste sei? Hier kann sich selbst Verkäuferin Bärbl Neumeier nicht entscheiden, zwölf Sorten umfasst das Angebot der Bäckerei. Von Tiramisu- über Germknödel- und Bienenstichkrapfen bis hin zur Variante mit Eierlikör, hier genannt "Betrunkenes Ei". Die Entscheidung fällt auf Pina Colada, die Füllung ist giftgrün und orientiert sich an dem gleichnamigen Cocktail. "Das schmeckt man raus", heißt es später im Test. Mit einem Preis von 2,40 Euro pro Stück ist er der teuerste der Auswahl.

Die ungewöhnlichen Krapfen verkauften sich nicht besser als die klassischen, verrät Bärbl Neumeier. Ganz im Gegenteil: Die Standard-Variante mit Aprikose ist mit Abstand der Verkaufsschlager, darauf folgen Hagebutte, Vanille und Schoko.

Neben der Bäckerei Denk werben vor allem die Filialen der Wörmann-Bäckerei aus Niederroth mit kreativen Sorten. Iris Lohwasser, Verkäuferin in der Filiale in Großinzemoos, zählt die unzähligen Trends der Krapfenszene auf - von Gyros-Geschmack bis Obazdn. Oder, auch diese Variante gibt es bei Wörmann, der Goaßmaß-Krapfen. Gefüllt mit Vanillecreme, Cola, Kirschschnaps und dunklem Weißbier. Und tatsächlich: Im SZ-Test erhält die Goasmaß-Füllung eine der besten Wertungen.

Goaßmaß-Krapfen oder Liebes-Krafpen?

Ein offensichtliches Trendmodell, das in verschiedenen Auslagen ins Auge springt: der Liebeskrapfen. Mit kleinen oder großen Herzen, stets in Pink und mit Glasur. Süßer Anblick - und süße Füllung. Die Bäckerei Geisenhofer füllt ihre Variante mit Himbeere und Vanille. "Viele Kunden interessieren sich dafür, in welchem Fett die Krapfen ausgebacken werden", so Stefanie Woschek, Filialleiterin in Dachau. Geisenhofer verwendet hierfür Erdnussbutter. Traditionell werden die Krapfen meist in Schmalz ausgebacken - und sind damit beispielsweise für Veganer keine Option.

Noch mehr Pink findet sich in diesem Jahr in der Konditorei Eder. In der Auslage: ein Einhorn-Krapfen mit Erdbeer-Vanille-Joghurtfüllung und strahlend pinker Glitzer-Glasur. Konditormeister Hans-Jürgen Eder gibt zu: "Den mag ich selbst überhaupt nicht." Viel zu süß, urteilt er. Sein persönlicher Favorit bleibe der Klassiker mit Aprikosenmarmelade. In seiner Backstube stehen mehrere Töpfe mit unterschiedlichen Marmeladensorten, von Zwetschge bis Maracuja. Die Besonderheit: Die meisten Bäckereien im Landkreis kaufen die Marmelade für die Füllung ein, für Eder kommt das bei seinem Klassiker jedoch nicht infrage. "Es gibt keine gute Marmelade für Krapfen im Handel", sagt Eder. Die sei immer zu süß. Er kocht die Marmelade für seine Aprikosen-Krapfen selbst ein, der leicht säuerliche Geschmack fällt im Test sofort auf. Und das positiv: Die SZ-Redaktion bewertet den Eder-Krapfen am besten unter den Klassikern.

Die Meinungen von Bäckermeistern und Verkaufszahlen zeigen: Der Klassiker bleibt Favorit. In den Wertungen der SZ-Redaktion ist das anders. Goasmaß- und Einhornkrapfen wurden erst kritisch beäugt - "Der ist ja ganz pink!" -, erhielten dann aber doch gute Wertungen. Repräsentativ ist unsere Redaktionsumfrage nicht. Die beste Empfehlung: die Faschingszeit nutzen und selbst probieren.

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Quelle:
SZ vom 26.02.2019
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