Die Bauern machen gegen Eon Front. In einem Verfahren vor dem Amtsgericht Regensburg am 19. Juni klagen 26 Landwirte gegen den Großkonzern, darunter mehrere aus dem Landkreis Dachau. Der bayerische Bauernverband erhofft sich von dem Verfahren ein Grundsatzurteil. Denn Monate lang warteten viele Betreiber von Biogas- und Fotovoltaikanlagen vergeblich auf die Abschlagszahlungen von Eon für den eingespeisten Strom. Das waren bei einigen Stromproduzenten Beträge im hohen sechsstelligen Bereich. Eon ist nach einer internen Systemumstellung zwar dabei, die offenen Rechnungen zu zahlen. Unklar ist jedoch, wann und in welcher Höhe die entstandenen Verzugszinsen und Anwaltskosten übernommen werden. Zudem sind die Betroffenen in der Nachweispflicht gegenüber Eon.
Mit Privatkunden läuft das genau andersrum", schimpft Anton Kreitmair, Bezirkspräsident des oberbayerischen Bauernverbandes. Bei geringfügigen Versäumnissen der Stromkunden schlage Eon sofort Versäumnisgebühren auf. Seit Monaten rede sich der Stromkonzern immer wieder mit der Systemumstellung heraus. Doch da passe vieles nicht zusammen. "Das ist bewusster Missbrauch." Er, Kreitmair, überlege, ob er nicht einen Aufruf starte, Eon als Stromanbieter den Rücken zu kehren.
Immerhin steht es Stromabnehmern frei, den Anbieter zu wechseln. Für die Stromproduzenten ist das allerdings kaum möglich, erklärt Matthias Kick. Der Referent für nachwachsende Rohstoffe beim Bayerischen Bauernverband sagt: "Vom Monopol kommt man nicht weg." Selbst bei einer Direktvermarktung über die Leipziger Strombörse sind die Stromerzeuger durch das Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) immer noch an den Netzbetreiber vor Ort gebunden, der weiterhin einen Großteil der Rechnung bezahle. Das ist im Landkreis Dachau Eon. Kick ist ein Fall bekannt, in dem jemand eine Nachzahlung von 650 000 Euro erhalten hat. "Diese Unsicherheit zerrt wahnsinnig." Für manchen Stromproduzenten war das existenzbedrohend, doch von einer Pleite sei bisher nichts zu hören gewesen.
Ich hatte Investitionskosten von 80 000 Euro", sagt Christian Wimmer. Der Altomünsterer installierte im April 2011 eine kleine Fotovoltaikanlage auf seinem Dach, einen Monat später noch eine zweite, etwas größere Anlage. Doch für die neuere Anlage habe er lange keinen Cent von Eon bekommen - es war bis vor einer Woche ein Betrag von mehr als 7000 Euro offen. Wimmer reichte über seinen Anwalt Marc Sturm vor einem halben Jahr Klage ein.
Der Aichacher Rechtsanwalt Sturm betreut insgesamt 26 Mandanten, die gegen Eon klagen. "Eon hat den Geldbeutel aufgemacht und gezahlt." Doch nicht bei allen und längst nicht alles. "Die Verzugszinsen und Anwaltskosten sind noch offen", sagt Sturm. Daher werde die Klage aufrecht erhalten. Zudem hätten drei erst kürzlich hinzugekommene Mandanten bisher noch gar keine Abschlagszahlungen erhalten.
Diese Leute sind händisch und nicht per System bezahlt worden", vermutet Matthias Kick. Eon wolle sicherlich ein öffentlichkeitswirksames Verfahren verhindern. Zwar hätten von den bayernweit 500 bis 600 betroffenen Betreibern von Biogasanlagen schon viele die Abschlagszahlungen erhalten, doch auch bei denen blieben die endgültigen Jahresabrechnungen und die Zinsen bisher aus. Jetzt erhofft sich Kick durch das Regensburger Gericht ein Grundsatzurteil zum Wohle aller. Damit geklärt sei, bis wann die Vergütung durch Eon zu zahlen ist und was im Verzugsfall passiert.
Der Stromkonzern beruft sich auf die gesetzlich geforderte Systemumstellung. Laut Pressesprecher Josef Schönhammer von Eon Bayern mussten 15 Millionen Daten händisch seit November 2011 getrennt werden - daher die Verzögerungen bei den Abschlagszahlungen. "Aber jetzt sehen wir wieder Licht." In ein bis zwei Monaten würden die noch offenen Rechnungen beglichen sein, und "in allen Fällen wird der nachgewiesene Schaden ersetzt." Kunden müssten den Schaden per Beleg über die Überziehungszinsen der Bank nachweisen.