Bauvorhaben:Bange Fragen zum MD-Gelände

Bauvorhaben: Das Dachauer MD-Gelände vor Föhnkulisse. Viele Stadträte beobachten das Zukunftsprojekt sehr genau.

Das Dachauer MD-Gelände vor Föhnkulisse. Viele Stadträte beobachten das Zukunftsprojekt sehr genau.

(Foto: Toni Heigl)

Die politische Gruppierung "Wir" und das Bündnis für Dachau sind skeptisch, weil der Hauptaktionär des Grundstückseigentümers Isaria AG der stark gewinnorientierte Lone Star Funds aus den USA ist.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die neue politische Gruppierung "Wir" ist in Sorge um die Zukunft des MD-Geländes in Dachau. Es gehört seit 2017 der Isaria AG, deren Hauptaktionär mit 97,6 Prozent Beteiligung der Lone Star Funds aus den USA ist. Dieser ist in der Vergangenheit etwa durch Hypothekendeals aufgefallen.

Darauf wies das Bündnis für Dachau bereits 2017 hin, damals ohne größeres Echo. Nun thematisierte die Gruppierung Wir diese Aktionärsstruktur auf einer öffentlichen Versammlung vergangene Woche und veröffentlicht dazu auf ihrer Homepage einige Fragen.

Der Lone Star Funds gilt als Profiteur der Bankenkrise 2008

Der parteilose Stadtrat Wolfgang Moll, Vorsitzender von Wir, sagt: "Ich vertraue grundsätzlich dem Rathaus, aber dieser Investor ist ein Kaliber, bei dem man aufpassen muss." Die Stadt müsse in den Verhandlungen über das Baurecht und die Beteiligung an Folgekosten sicher stellen, dass ihre Interessen gewahrt werden. "Es bleiben darüber hinaus noch viele Freiräume für den Investor", sagt Moll. Der Lone Star Funds gilt als Profiteur der Bankenkrise 2008, als auch Tochterunternehmen von Lone Star die staatliche Finanzaufsicht um Geld baten. Der Lone Star Funds hat schon öfter Immobilien in Deutschland eingekauft. So übernahm er 2013 aus der Treuhandliegenschaftsgesellschaft die Immobiliensparte mit etwa 780 Gewerbeobjekten in den neuen Bundesländern. Der bereits damals schlechte Ruf des amerikanischen Finanzinvestors störte die Bundesregierung nicht.

Der Lone Star Funds wird als Großinvestor kritisch gesehen, weil er Immobilienkredite aufgekauft und schnell gekündigt haben soll. Im August 2008 hatte Lone Star die deutsche Industriebank IKB vom Bund gekauft, nachdem die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) schon weitgehend die Risiken übernommen hatte. Später geriet Lone Star in die Kritik, weil der Fonds als Hauptaktionär Ermittlungen zur Krise der IKB unterband. Zudem kaufte er 2010 die Bank Düsselhyp - die später pleite ging, weil sie von der Muttergesellschaft nicht gestützt worden sein soll. Von der Deutschen Post kaufte Lone Star 2009 etwa 1 300 Immobilien für eine Milliarde Euro.

"Wir fragen uns, mischt jetzt ein amerikanischer Immobilienfund über Umwege bei der Entwicklung des MD-Geländes mit?"

Sowohl das Bündnis für Dachau als auch Wir lässt die Geschichte des 1995 gegründeten Private Equity Unternehmens aufmerken. Nachdem 2017 der Verkauf des Geländes an die Isaria AG bekannt wurde, legte das Bündnis auf seinem Blog die Eigentümerstruktur offen und schrieb: "Wir fragen uns, mischt jetzt ein amerikanischer Immobilienfund über Umwege bei der Entwicklung des MD-Geländes mit?" und "Ist das Ergebnis maximalster Profit mit maximalster Wohnbebauung?" Offiziell wurde darüber im Stadtrat nicht gesprochen.

Heute sieht es Kai Kühnel bei aller bleibenden Skepsis, positiv, dass die Eigentümer, die Folgekostenvereinbarung akzeptieren und, dass endlich die Entsorgung der Altlasten von der Vergabe des Baurechts entkoppelt wurde. Am Bebauungsplan des 16 Hektar großen Geländes wird noch gearbeitet. Die Altlastenentsorgung beginnt im Sommer, Abraumarbeiten laufen bereits. Kühnels Fraktion steht noch immer auf dem Standpunkt, dass das MD-Gelände insgesamt wieder Gewerbegebiet werden sollte. Kühnel befürchtet zunehmenden Verkehr aus Hebertshausen und Röhrmoos, wenn die Bahnstrecke untertunnelt wird. Zudem werde das Geld, dass der Investor für Folgekosten an die Stadt zahlt, nicht ausreichen, warnt Kühnel. "Wir werden dort noch eine Grundschule brauchen", sagt er.

Was in welcher Höhe und welchem Ausmaß auf dem Gelände gebaut wird, darüber müssen sich Stadt und Investor einig werden

Genauere Auskünfte über die Arbeit und die Finanzen des Investors hätte auch die ÜB gerne gehabt, die 2017 den Stadtratsantrag stellte, regelmäßig Einblick in die Prüfungsberichte der Jahresabschlüsse zu erhalten. Der Antrag wurde grundsätzlich von der CSU wie der SPD und auch dem Bündnis befürwortet, das schon früher einen ähnlichen Antrag gestellt hatte. Rechtlich allerdings kann die Stadt eine solche Auskunft nicht verlangen, weshalb der Antrag letztlich abgelehnt wurde.

Einen Antrag oder eine Anfrage will Wolfgang Moll vorerst nicht stellen. Auf ihrer Homepage stellt Wir ein paar Fragen dazu, etwa ob die Stadtverwaltung über die Eigentümerstruktur Bescheid wusste und wie gewährleistet wird, dass die Bebauung nicht maximiert werde. Wer hinter der Isaria AG steht, ist auf der Homepage der Firma einzusehen, wo auch der Geschäftsbericht veröffentlicht wird. Was in welcher Höhe und welchem Ausmaß auf dem Gelände gebaut wird, darüber müssen sich Stadt und Investor einig werden. Die Stadträte müssen letztlich dem Bebauungsplan zustimmen.

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