Stadtrat Dachau:Zähe Überzeugungsarbeit

Stadtrat Dachau: Auf dem Vorplatz des Dachauer Bahnhofes halten die Busse.

Auf dem Vorplatz des Dachauer Bahnhofes halten die Busse.

(Foto: Toni Heigl)

Beim Jahrhundertprojekt Bahnhofsumgestaltung will Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) möglichst die Zustimmung aller Fraktionen zum Vorentwurf und dessen Überarbeitung. Die CSU zeigt sich aber noch skeptisch. Deshalb wird die Debatte in den Fachausschüssen fortgesetzt.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Bei einem Jahrhundertprojekt wie dem Umbau des Dachauer Bahnhofs kommt es auf ein paar Minuten nicht an. Auf Bitte von CSU-Fraktionschef Florian Schiller unterbricht Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) die Sitzung des Ferienausschusses, der an diesem Mittwochnachmittag im Thoma-Haus tagt. Man befasst sich gerade mit dem Siegerentwurf des städtebaulichen Ideenwettbewerbs. Der Oberbürgermeister will keine knappe, sondern eine große Mehrheit für den anstehenden Beschluss. Schließlich geht es um die Neugestaltung des Dachauer Bahnhofes und des Bahnhofsvorplatzes. Neben der Entwicklung des MD-Geländes ist dies das städtebauliche Riesenvorhaben, das Dachau für den Rest des 21. Jahrhunderts prägen wird. Die Sitzungspause kann helfen, einen Konsens zu finden.

Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) redet auf die CSU-Fraktion ein, die noch nicht von dem überzeugt ist, was die Verwaltung vorhat. An anderer Stelle scharen sich Hartmann und einige Fraktionsmitglieder von Grünen und SPD um Bauamtsleiter Moritz Reinhold. Fragen werden geklärt, Argumente ausgetauscht. Nach ein paar Minuten nehmen die Stadträte wieder an ihren Einzeltischen Platz - und einigen sich auf einen Kompromiss.

Seit Jahren beschäftigt die Neugestaltung des Bahnhofes und seines Vorplatzes die Dachauer Politik. Nun ist zumindest ein nächster kleiner Schritt gemacht. Alle Stadträte sprechen sich für den Entwurf aus, den eine Jury bestehend aus Vertretern der Stadt, der Bahn sowie Experten Ende November 2020 zum Sieger gekürt hat (siehe Modell). Die Gemeinschaftsarbeit von Architekten aus Köln und München soll als Grundlage für weitere Planungen dienen. Das Konzept sieht vor, den bestehenden historischen Bahnhof zu erhalten und zwei neue Gebäude auf den Platz zu stellen, wo sich aktuell der Busbahnhof befindet. Der eine Baukörper hat die Form eines Winkels, der andere ist vieleckig und steht gegenüber dem historischen Bahnhof. Dazwischen soll ein Platz mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen. Der Omnibusbahnhof wandert nach Norden auf eine Fläche, die parallel zur Frühlingstraße verläuft.

Bahnhof Dachau Modell

So sieht der Entwurf der Sieger des Ideenwettbewerbs aus.

(Foto: Stadt Dachau)

Der Omnibusbahnhof wandert nach Norden

Es wird noch Jahre dauern, bis der Bahnhof tatsächlich umgebaut wird. Der Entwurf soll als grobe Grundlage dienen. Das Thema wird noch unzählige Male auf den Tagesordnungen der politischen Ausschüsse landen. Auch die Bürger sollen noch Gelegenheit bekommen, ihre Meinung zu äußern. Am Ende des Beteiligungsverfahrens soll eine Bauleitplanung stehen.

Im Ferienausschuss zeigten sich erste Meinungsverschiedenheiten. Die Verwaltung wies auf einige Punkte hin, die ihrer Meinung nach im Siegerentwurf überarbeitet werden müssten. Etwa sollten die länglichen Gebäude des neuen Busbahnhofs weg von der Frühlingstraße in Richtung Gleise rücken. Zudem fehlt in dem Plan bislang eine Tiefgarage. Diese sei aber "notwendig", sagte Bauamtsleiter Moritz Reinhold. Für diese und weitere Überarbeitungshinweise wollte sich die Verwaltung das Okay der Stadträte holen. Doch insbesondere der CSU-Fraktion ging das zu schnell. Die Christsozialen forderten, die Überarbeitungsvorschläge der Verwaltung erst im Verkehrs- und Bauausschuss zu diskutieren, bevor diesen zugestimmt wird. "Ich würde das gerne in Gänze verstehe", sagte etwa Peter Strauch. Für ihn warfen sich gleich mehrere ungeklärte Fragen auf: "Wo fahren die Busse? Wo fahren die Fahrräder?", sagte Strauch. Er sei sich auch unsicher, ob die Taxis in dem Entwurf an der richtigen Stelle platziert seien. Auch seine Fraktionskollegin Gertrud Schmidt-Podolsky sagte: "Das wird für Jahrzehnte das Stadtbild prägen. Ich möchte das eingehend erörtern." Sie äußerte sich auch skeptisch dazu, dass der Busbahnhof nach Norden rücken soll und sich dadurch der Weg von der S-Bahn zu den Bussen deutlich verlängern würde. Auch CSU-Fraktionschef Florian Schiller fragte, ob die Verlegung des Busbahnhofs "alternativlos" sei?

Wahrscheinlich hätte eine knappe Mehrheit aus SPD, Grünen und Bündnis dem Beschlussvorschlag und somit den Überarbeitungshinweisen der Verwaltung sofort zugestimmt. Doch Hartmann war es wichtig, bei diesem "wichtigen Thema" auch die anderen Fraktionen zur Zustimmung zu bewegen. Nach der Sitzungsunterbrechung regte er an, das Thema erneut in einem gemeinsamen Bau- und Verkehrsausschuss zu diskutieren. Der eine Monat, um den sich die weitere Planung damit verzögere, "tut uns nicht weh". So sahen das auch die Stadträte. Alle stimmten für den Vorschlag des Oberbürgermeisters. Zudem soll die Verwaltung nun noch genauer konkretisieren, wie sie den Entwurf überarbeiten will. Außerdem soll noch einmal geprüft werden, ob der Busbahnhof - wie im Entwurf vorgesehen - komplett nach Norden an die Frühlingstraße verrückt werden muss.

Voraussichtlich am 12. April soll eine Online-Veranstaltung stattfinden, bei der der Entwurf vorgestellt wird und die Bürger zu Wort kommen sollen.

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