Dachau:"Die Bebauung wird im Vergleich zu heute massiv"

Dachau: So soll der künftige Dachauer Bahnhofsvorplatz aussehen: Links vom historischen Bahnhof soll ein L-Gebäude mit unterirdischer Fahrradgarage entstehen, rechts ist ein fünfstöckiger Bau geplant.

So soll der künftige Dachauer Bahnhofsvorplatz aussehen: Links vom historischen Bahnhof soll ein L-Gebäude mit unterirdischer Fahrradgarage entstehen, rechts ist ein fünfstöckiger Bau geplant.

(Foto: Planungsbüro Astoc)

Mehr Einkaufsmöglichkeiten, ein Biergarten neben den Gleisen und eine unterirdische Fahrradgarage: Das sehen die Pläne für eine Neugestaltung des Dachauer Bahnhofs vor. Von den Stadträten gab es dazu nur wenig Kritik.

Von Anna Schwarz, Dachau

Der Dachauer Bahnhof soll schöner werden. Seit Jahren beschäftigt dessen Neugestaltung die Kommunalpolitik, es geht vor allem um einen neuen Bahnhofsvorplatz und den Busbahnhof, der verschoben werden soll. Kürzlich diskutierte der Bauausschuss über die Planungen, die Sebastian Hermann vom Architekturbüro "Astoc Architects and planners" aus Köln vorstellte, die Stadträte sprachen sich einstimmig dafür aus. Eines stellte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) auf Nachfrage der CSU jedoch schnell klar: "Die Bebauung wird im Vergleich zu heute massiv, da müssen wir gar nicht drumherum reden." Allerdings würden die Gebäudeflächen auch von der Bauherrin, sprich der Bahn, gefordert: "Sonst macht sie nicht mit", so Hartmann.

Zum Bahnhofsvorplatz erklärte Hermann, dass das historische Bahnhofsgebäude in Zukunft zwar erhalten bleibe. Hinzu kommen aber laut Stadtplaner zwei weitere Gebäude: Links vom historischen Bahnhof soll ein etwa 17 Meter hohes, viergeschossiges L-Gebäude an der Frühlingsstraße entstehen, der hintere Gebäudeteil zu den Gleisen soll sogar fünfgeschossig werden. Im Untergeschoss ist außerdem ein Fahrradparkhaus für rund 1000 Räder geplant - inklusive neuer Radunterführung. Hermann erklärte dazu, dass diese Fahrradgaragen in Holland schon lange selbstverständlich seien. Gegenüber vom historischen Bahnhof ist ein freistehendes, so genanntes Solitärgebäude vorgesehen, es hat ebenfalls fünf Geschosse und wird etwa 20 Meter hoch sein.

Ein Biergarten neben den Gleisen sowie "Kiss & Ride-Stellplätze"

In den zwei Neubauten sei eine flexible Mischnutzung möglich, im Erdgeschoss etwa mit Gastronomie und Reisendenversorgung und in den Obergeschossen mit Büros und Coworking-Bereichen, so Hermann: "Ein Bahnhof ist ja ein mobiler Ort. Bevor man nach München fährt, ist man vielleicht froh, wenn man noch eine Stunde irgendwo etwas arbeiten kann."

Südlich des Solitärgebäudes könnte sich Hermann auch einen Biergarten neben den Bahngleisen vorstellen - sofern denn entsprechende Lärmschutzmaßnahmen getroffen würden. Geplant sind dort auch sogenannte "Kiss & Ride-Stellplätze", also Kurzzeitparkplätze - der Begriff stammt aus den USA und geht darauf zurück, dass Frauen einst ihre Männer zur Arbeit brachten und dann das Auto wieder mitnahmen, um es selber zu nutzen.

Dachau: Der künftige Busbahnhof soll in Richtung Norden verlagert werden werden, drumherum sollen ebenfalls neue Gebäude entstehen.

Der künftige Busbahnhof soll in Richtung Norden verlagert werden werden, drumherum sollen ebenfalls neue Gebäude entstehen.

(Foto: Planungsbüro Astoc)

Darüber hinaus sind auch am Busbahnhof, der nach Norden verlegt wird, drei Gebäude mit drei Geschossen direkt an der Frühlingsstraße geplant, die Gebäudeteile zu den Gleisen hin sollen sogar fünfgeschossig werden: In den Erdgeschossen sind Einzelhandel und Dienstleistungen geplant, darüber könnte die Bahn Mitarbeiterwohnungen bauen.

Unter dem Zentralem Omnibusbahnhof (ZOB) ist zudem eine Tiefgarage mit rund 200 Stellplätzen angedacht - gleichzeitig fallen aber 30 Stellplätze an der Ostseite der Frühlingstraße aufgrund des neuen ZOB mit 26 Haltestellen weg.

CSU-Stadtrat schlägt Transportbänder zum Busbahnhof vor

Stadtrat August Haas (CSU) kritisierte die Verlagerung des Busbahnhofs: Er meinte, dass der nördliche Teil des ZOB nun relativ weit weg vom Bahnhofsvorplatz sei. Er schlug deshalb vor, dort ein Transportband für Fußgänger ähnlich wie am Flughafen einzurichten, "um die Attraktivität des Busverkehrs zu steigern". Stadtplaner Hermann entgegnete, dass die längste Strecke vom Bahnhof bis zum ZOB maximal rund 200 Meter betragen werde. Trotzdem wolle er Haas' Vorschlag prüfen lassen, gab aber zu Bedenken, dass Beförderungsgeräte im Freien ziemlich wartungsintensiv seien. Der Leiter des Dachauer Bauamts Moritz Reinhold warf ein, dass für solche Transportbänder schlicht kein Platz sei.

Einen Einwand gab es auch vom Verkehrsreferenten Volker C. Koch (SPD). Denn in den derzeitigen Planungen sind nur fünf Stellplätze für Taxen am Bahnhof vorgesehen. Koch, der selbst lange Taxi gefahren ist, wie er erzählte, war das zu wenig - schließlich stünden abends schon mal zehn bis zwölf Taxen am Dachauer Bahnhof. Hermann versicherte, dass man bei den Taxi-Plätzen noch einmal aufstocken könnte.

Eine Bahn-Gesellschaft hat jüngst alle Planungen zur Neugestaltung infrage gestellt

Darüber hinaus schlug er vor, eine 300 Meter lange Strecke der Frühlingsstraße in eine verkehrsberuhigte Geschäftszone umzuwandeln, das heißt dort wäre nur noch Tempo 20 erlaubt, um die Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität am Bahnhof zu erhöhen, wie in der Beschlussvorlage des Ausschusses steht. CSU-Stadtrat Peter Strauch sagte, dass das der Frühlingstraße "wohl guttun würde", allerdings forderte er zu untersuchen, inwiefern dadurch andere Verkehrsknoten belastet würden, etwa die Schleißheimer Straße. OB Hartmann sagte, dass dies im Rahmen eines Verkehrsgutachtens ohnehin untersucht werde.

OB Hartmann geht davon aus, dass der Bebauungsplan für den neuen Bahnhof in den kommenden drei Jahren fertig wird und bis dahin die Verträge mit der Bahn ausgehandelt sind, die dort bauen möchte. Bislang sei das Unternehmen intensiv in die Planungen einbezogen worden, nur eine Bahn-Gesellschaft habe vor Kurzem alle Planungen zur Neugestaltung des Dachauer Bahnhofs infrage gestellt. Laut Hartmann sollte man sich davon aber nicht beunruhigen lassen.

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