Süddeutsche Zeitung

Ausstellung in Dachau:Der Mann mit der spitzen Feder

Walter Trier illustrierte Erich Kästners Kinderbuchklassiker "Emil und die Detektive" , aus dem Exil bot er den Nazis mit antifaschistischen Karikaturen Paroli. Eine Ausstellung in der Versöhnungskirche erinnert an sein Schaffen.

Die Zeichnungen von Walter Trier sind weltbekannt, seinen Namen kennen die wenigsten. Walter Trier war einer der bekanntesten Pressezeichner der Weimarer Republik. Mit spitzer Feder kommentierte er Gesellschaft und Politik.

Seine viel publizierten Bilder und Zeichnungen verschaffen ihm in den Zwanzigerjahren eine enorme Popularität. 1929 vermittelt eine Verlegerin den jungen Journalisten Erich Kästner an den erfahrenen Illustrator Walter Trier, als es darum geht, dessen erstes Kinderbuch "Emil und die Detektive" zu bebildern. Diese Zusammenarbeit hat ein Vierteljahrhundert angedauert und eine Reihe der schönsten Kinderbücher hervorgebracht.

Am Donnerstag, 9. Februar, um 19.30 Uhr wird in der Evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau die Ausstellung "Der Illustrator Walter Trier: Weltweit geliebt, von den Nazis gefürchtet" eröffnet. An diesem Abend wird die Kunsthistorikerin Antje M. Warthorst über Leben und Schaffen von Walter Trier berichten. Sein antifaschistischer Kampf aus dem Exil steht dabei im Mittelpunkt.

Antje Warthorst studierte Kunstgeschichte und Archäologie unter anderem an der Pariser Sorbonne. Während ihrer Tätigkeit an den "Staatlichen Museen zu Berlin" wurde sie eher zufällig auf Walter Trier und seine Werke aufmerksam und ist seitdem darum bemüht, Werk und Bedeutung dieses Künstlers hochzuhalten.

Mit Satire gegen Propaganda

1936 entkommt Walter Trier der Gestapo nur knapp mit Frau und Kind in Richtung London. Seinen Besitz, seine Bilder und die unerledigten Aufträge muss er zurücklassen. Aber auch aus dem Exil weiß er sich zu wehren, dabei entstehen eine ganze Reihe antifaschistischer Karikaturen. Die wohl markanteste ist die Flugschrift "Nazi German in 22 Lessons".

Unter der Überschrift "Über die fatale Logik von Propaganda - und wie sie durch Satire überwunden werden kann" ist "Nazi German in 22 Lessons" im Berliner Verlag Favoritenpresse erschienen. Der Verlag schreibt zu dem Buch auf seiner Website: "Diese Sammlung an Illustrationen mag heute skurril und komisch wirken, erschütternd ist dennoch der Bezug zur realen politischen und militärischen Situation."

Wenn Wladimir Putin von "Entmilitarisierung" und "Befreiungsaktion" spriche, berufe er sich auf eine russische Propaganda-Tradition, die auch bereits für die zynische und menschenverachtende Rhetorik Joseph Goebbels' ein Vorbild gewesen sei. "Mit den Mitteln der Kunst Verantwortung zu übernehmen und Stellung zu beziehen ist daher wichtiger denn je."

Parkmöglichkeiten und Eingang: Parkplatz des Kloster Karmel, Alte Römerstraße 91, am nördlichen Ende der Lagermauer. Die Ausstellung ist noch bis zum 27. April im Gesprächsraum der Versöhnungskirche zu sehen ist.

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